Dendreon vor der Entscheidung
Frank Phillipps
Heute präsentiert das Biotech-Unternehmen die Daten zu seinem Krebsimpfstoff Provenge. Dem Kursverhalten der letzten Tage nach zu urteilen müssen die Resultate überragend sein. Doch immer noch gibt es Zweifler.
Heute ist es soweit. Endlich. Alles Gestocher im Nebel, alle Kaffeesatzleserei hat ein Ende. Um 21.20 Uhr unserer Zeit wird Dendreon beim Meeting der American Urological Association in Chicago die mit Spannung erwartete Präsentation beginnen und Daten aus der entscheidenden Phase-III-Studie mit seinem Krebsimpfstoff Provenge veröffentlichen.
Viele Vorschusslorbeeren
Für die bislang unbekannten Daten zu Provenge hat Dendreon viele Vorschusslorbeeren in Form von exorbitanten Kurssteigerungen erhalten. Die reine Meldung, dass in den Studien mit dem sogenannten Krebsimpfstoff die Ziele erreicht worden seien, genügte, um das Papier an nur einem Handelstag zeitweise um mehr als 200 Prozent in die Höhe zu katapultieren. Am Meldungstag, dem 14. April, ging das Papier schließlich mit einem Plus von 130 Prozent aus dem Handel.
Hohe Erwartungen
An die heute zur Veröffentlichung anstehenden Daten haben gleich mehrere Fraktionen hohe Erwartungen. Ärzte- und Patientenvertreter hoffen, dass die Daten zweifelsfrei die bereits gezeigten Überlebensvorteile belegen. Dazu müssten die Provenge-Patienten aus der Studie mindestens vier bis viereinhalb Monate länger überlebt haben als die Prostatakrebspatienten, die mit einem Placebo behandelt wurden.
Große Erwartungen haben auch die Anleger, die in den letzten Tagen zugegriffen und die Aktie weiter in die Höhe getrieben haben. Denn legt Dendreon überzeugende Daten vor, ist die Firma damit der Zulassung einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Die Daten für einen Zulassungsantrag will Dendreon bis Ende des Jahres einreichen. Gibt die Behörde grünes Licht, könnte Provenge Mitte nächsten Jahres auf dem Markt sein. Experten trauen dem Mittel Blockbusterpotenzial, also Jahresumsätze von mehr als einer Milliarde Dollar zu.
Skeptische Stimmen
Auch wenn es schwer vorstellbar ist, dass Dendreon die Anleger mit der Ankündigung positiver Daten getäuscht hat, gibt es immer noch Skeptiker. Hinterfragt wird etwa, ob Provenge tatsächlich von den Behörden zugelassen wird. Denn bisher konnte in den Studien offensichtlich zwar ein Überlebensvorteil nachgewiesen werden. Allerdings konnte Provenge, ein neuartiger Wirkstoff, der Immunzellen gegen Krebszellen in Stellung bringt, nicht dafür sorgen, dass der Tumor schrumpft. Auf dieser Grundlage sei bisher noch kein Medikament zugelassen worden, hieß es aus Fachkreisen.
Die Spannung steigt
DER AKTIONÄR bleibt bei seiner vorsichtigen Haltung. Ein Einstieg vor den Daten drängt sich für normale Anleger nicht auf. Nur Zocker spekulieren auf einen erneuten Kurssprung. Eine seriöse Bewertung der Zukunftsaussichten für Unternehmen und Aktien sind erst nach Kenntnis der Daten möglich.