Stocks vom 30.12.2003
Volker Strohm , 4336 Zeichen Artikel
DVD-Boom: Riesenerfolg für drei Buchstaben
Neue Technologien stehen zwar in den Startlöchern, dennoch hält der Siegeszug der DVD an. Auch Anleger können davon profitieren.
Unter dem Tannenbaum werden die letzten zerknüllten Geschenkpapiere hervorgeputzt und entsorgt. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass sie zuvor Produkte einhüllten, die im Zusammenhang mit einem riesigen Boom stehen: Die «Digital Versatile Disc» - kurz DVD - eilt von Rekord zu Rekord. Ob Abspielgerät oder der «Silberling» selbst: Die Umsatzzahlen schnellen in ungeahnte Höhen. So ist auch in derSchweiz der DVD-Umsatz im abgelaufenen Jahr erneut deutlich angestiegen zum Ende des dritten Quartals lag das Plus bereits bei stolzen 38 Prozent. Ähnlich sieht es im Computer-Bereich in Sachen Speichermedien aus: Branchenprognosen gehen davon aus, dass die DVD die CD bis in zwei Jahren komplett abgelöst haben wird bei gesamt-haft rasant steigenden Volumenzahlen notabene.
Nicht nur die Kassenschlager aus den Kinosälen sorgen für weitere DVD-Fantasien nein, ausgerechnet die Musik-Industrie, die im CD-Bereich einbrechende Umsätze beklagt, entpuppt sich als Wachstumsmotor. Zwei Beispiele unterstreichen diese Entwicklung: Als Herbert Grönemeyer Mitte November seinen Konzertmitschnitt der «Mensch»-Tour veröffentlichte, lagen bereits 180000 Vorbestellungen vor. Die Scheibe katapultierte sich in den Charts direkt auf Platz 1; erstmals in der Geschichte stand damit eine DVD an der Spitze. Und ähnliche Pfade beschritt erwartungsgemäss auch «What we did last summer», der Mitschnitt der aktuellen Tournee von Robbie Williams.
Anleger können den DVD-Boom gleich auf mehreren Ebenen spielen: Je nach Risikobereitschaft finden sich, vom Zulieferer der Geräte- und Medienhersteller bis zum DVD-Verleiher, attraktive Investitionsmöglichkeiten. Zum regelrechten Überflieger entpuppte sich die vor Jahresfrist (Stocks vom 17. Januar 2003) vorgestellte Aktie von Netflix: Das seit 2002 börsenkotierte US-Unternehmen verleiht im Internet DVDs gegen eine Abonnementsgebühr. Rund
740000 Abonnenten zählte Netflix Ende 2002 knapp 1,5 Milliarden erwartet das Management zum Jahresende 2003. Das schlägt sich in den Zahlen entsprechend nieder, Netflix hat die Gewinnschwelle erreicht. Ein Kauf der florierenden Netflix-Aktie ist indes nur risikofähigen Anlegern zur Depotbeimischung empfohlen.
Eine weitere Partizipationsmöglichkeit bietet sich mit Roxio (Brennsoftware). Für Anleger ist jedoch grosse Vorsicht geboten: Die Kursentwicklung wird hauptsächlich von juristischem Hickhack und zahlreichen Richtungsänderungen im Streit um die Musikpiraterie im Internet geprägt. Zudem hat das US-Unternehmen die Verlustzone noch nicht verlassen können.
Geht es um die DVD-Produktion, so ist Singulus als Maschinenhersteller an der Weltspitze zu finden. 2003 wurde der eingeschlagene Diversifikationskurs in neue Technologien (Beschichtungstechnik für eine neue Chip-Generation sowie Beschichtungs- und Anlagentechnik zur Entspiegelung von Brillengläsern) von den Investoren zunächst mit Applaus bedacht. Eine Gewinnwarnung im November bremste die Kursentwicklung nach der Korrektur bietet das Kursniveau Einstiegschancen.
Profiteure des DVD-Booms sind auch in der Schweiz zu finden: Unaxis gehört zu den weltweit wichtigsten Zulieferern der Spezialmaschinenbauer. Der zur IT-Division gehörende Geschäftsbereich «Data Storage»untermauert das rasante Wachstum: Allein im dritten Quartal 2003 betrug der Umsatzzuwachs im Vorjahresvergleich satte 47 Prozent (Anteil am Gesamtumsatz des Konzerns rund ein Fünftel). Die Aktie gilt unter den Zyklikern als klarer Favorit für 2004 und birgt trotz den Avancen im abgelaufenen Jahr noch Kursfantasien.
Werkzeuge für optische Datenträger (und zu ihnen zählt die DVD) stellen zudem Mikron (über die Marke Axxicon) sowie Adval Tech (unter dem Namen AWM) her. Mikron befindet sich in einer viel versprechenden Turnaround-Phase und konnte 2003 Vertrauen zurückgewinnen. Die Aktie, die im Sommer von Stocks mit dem Stempel «100-Prozent-Chance»versehen wurde (Stocks vom 18. Juli), legte bereits deutlich zu. Gelingt es dem Team um Anton Affentranger und Johann Schneider-Ammann auch weiterhin, den eingeschlagenen Restrukturierungskurs erfolgreich fortzusetzen, können risikofähige Anleger selektiv zugreifen. Bei Adval Tech hingegen scheint ein faires Bewertungsniveau erreicht zu sein. Das Unternehmen gilt als «solid»,die Aktie entsprechend als wenig spektakulär.
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