Konjunkturnachrichten dämpfen optimische Erwartungen
Dax-Ausblick: Keine klare Richtung
Der deutsche Aktienmarkt wird nach Einschätzung von Analysten auch in der kommenden Woche im Zeichen der Berichtssaison stehen. Allerdings dürfte sich die Aufmerksamkeit der Investoren mehr auf die Firmen aus der zweiten Reihe verschieben, nachdem im Dax bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen ihren Zwischenbericht vorgelegt hat.
HB DÜSSELDORF. „Eine klare Richtung für den Dax sehe ich für die nächste Woche nicht“, sagte ein Aktienstratege in Frankfurt. Vermutlich werde sich Deutschlands wichtigster Börsenindex in einer Spanne von 4160 bis 4300 Punkten bewegen. Einige halten auch eine Fortsetzung der Aufwärtstendenz der vergangenen Woche für möglich, als der Dax überraschend seit Mitte April verlorenen Boden gutmachen konnte und um mehr als zwei Prozent auf knapp unter 4300 Punkte zulegte.
„Nach dem kräftigen Kursrückgang arbeiten Europas Aktienmärkte nun an einer Bodenbildung“, beschreibt ein Analyst die Erholung der Märkte nach dem Einbruch Mitte April. Immerhin habe der Dax sein Jahrestief von 4157 Punkten gut behauptet und sich in dieser Woche auf einem relativ hohen Niveau stabilisiert. Einige Anleger hätten diesem Dax-Anstieg nur zugesehen, vermutet Giuseppe Amato, Marktanalyst bei Lang & Schwarz. „Irgendwann können es sich die Fondsmanager nicht mehr leisten, beim Dax-Anstieg nicht dabei zu sein. Egal, wie sehr sie ihm misstrauen“, fügt er hinzu. Sollte der Dax die 4300 Punkte übersteigen, werde Liquidität, die im Moment noch zurückgehalten werde, in den Markt fließen.
Dividendenzahlungen stützen den Markt
In den USA legen mit Cisco, Dell und Wal Mart noch einige Großkonzerne ihre Ertragszahlen vor. Unter anderem stehen in Deutschland im Dax die Zwischenberichte der Münchener Rück, der Post, der Telekom, von Tui, MAN, Lufthansa, ThyssenKrupp, RWE und Eon an. Aus der zweiten Reihe im MDax berichten unter anderem der angeschlagene KarstadtQuelle-Konzern, Stada, Techem, Medion, Douglas und Rheinmetall. Aus dem TecDax werden unter anderem die Bilanzen von United Internet und Aixtron erwartet.
Zahlreiche Unternehmen haben auch zur Hauptversammlung eingeladen, darunter im Dax die HVB, BMW, SAP und Tui. „Wir sind schon mitten in der Hauptversammlungssaison, da sind schon viele Gelder geflossen, und noch mehr werden fließen“, spielte ein Händler auf die Dividendenzahlungen in diesen Wochen an. Viele Experten vermuten, dass sich dies positiv auf den Aktienmarkt niederschlagen wird. „Die Dividendenzahlungen sind natürlich eine gewisse Stütze für den Markt, und viele Investoren werden die erhaltenen Mittel wieder in Aktien anlegen, wenn auch nicht alle“, erklärt HVB-Analyst Gerhard Schwarz.
GM und die Autobranche
Autotitel und deren Anleihen wurden durch die bereits befürchtete Herabstufung der Kreditwürdigkeit von General Motors (GM) und Ford belastet. Die Rating-Agenturen Standard & Poor's und Moody's hatten die Vertrauenswürdigkeit der Autobauer auf “Ramsch“-Status (Junk) gesetzt. Die Kreditwürdigkeit von GM nähert sich damit der von ehemaligen sozialistischen Finanzquellen: So wurde die ukrainische Ukrsotsbank soeben von S&P mit B- bewertet.
Der folgende Kurseinbruch bei Aktien und Anleihen von GM und Ford habe jedoch zu Übertreibungen geführt und auch die Bonds von DaimlerChrysler unter Druck gesetzt, sagte ein Kredithändler. Dies sei im Falle Daimler schnell wieder revidiert worden und zeige das Vertrauen der Anleger: „Hier ist jedem klar, dass Ford und GM Einzelfälle sind und kein Finanzproblem für den Gesamtmarkt“.
Konjunkturaussichten dämpfen die Entwicklung
Die US-Arbeitsmarktdaten für April überraschten positiv, nachdem tatsächlich 274.000 neue Stellen geschaffen worden waren. Der Markt hatte hier nur mit 170.000 Stellen gerechnet und sich entsprechend bearish im Vorfeld positioniert. Dies könne in untergewichteten Portfolios für Nachkaufbedarf sorgen, heißt es. An den Daten habe vor allem gefallen, dass sich auch die durchschnittliche Wochenarbeitszeit erhöht habe. Dies zeige, dass steigende Aufträge nicht mehr durch Arbeitszeitverdichtung aufgefangen werden könnten. Im nächsten Schritt seien weitere Neuanstellungen notwendig.
Auch vom Ölmarkt und aus Deutschland kamen positive Nachrichten. Der Ölpreis mit kurzfristig unter 49 US-Dollar stimmt positiv und selbst der Auftragseingang in Deutschland sieht gut aus. Hierzulande stiegen die Aufträge in der Industrie im März um 2,2 Prozent und übertrafen damit die Prognose von 0,3 Prozent deutlich. Vor allem der kräftige Anstieg der Inlandsorders sei hier aufgefallen, sagte ein Aktienstratege. Nach langer Fastenzeit schienen endlich positive Signale aus Deutschland selbst zu kommen.
Aussichten durchwachsen
Diese Nachrichten wie auch die Quartalsberichtssaison in Deutschland stützten wie bisher nach Einschätzung von Analysten eher den Dax. Die Perspektiven hingegen sehen nicht ganz so positiv aus. „Die Dynamik in der US-Produktivität lässt nach, das bringt Druck auf die Gewinnmargen“, erklärt Markus Reinwand, Marktstratege bei HelabaTrust. „Der fundamentale Mix für die Aktien ist derzeit nicht gerade günstig“, fügt er hinzu.
Die schwache Entwicklung der Konjunktur in der Euro-Zone mache derweil nach Einschätzung von Analysten eine Zinswende hierzulande noch im laufenden Jahr nahezu unmöglich, was positiv für die Börse sein könnte. Da aber mit dem schwachen Wirtschaftswachstum viele Unternehmen bereits den Höhepunkt ihres Gewinnzyklus erreicht hätten, werten sie dies eher negativ für den Aktienmarkt.
In den USA werden in der kommenden Woche auf der Konjunkturseite unter anderem die vorläufige Schätzung der Universität Michigan zum Verbrauchervertrauen für Mai und die Statistik zum Einzelhandelsumsatz erwartet.
Quelle: HANDELSBLATT, Samstag, 07. Mai 2005, 17:00 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Dax-Ausblick: Keine klare Richtung
Der deutsche Aktienmarkt wird nach Einschätzung von Analysten auch in der kommenden Woche im Zeichen der Berichtssaison stehen. Allerdings dürfte sich die Aufmerksamkeit der Investoren mehr auf die Firmen aus der zweiten Reihe verschieben, nachdem im Dax bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen ihren Zwischenbericht vorgelegt hat.
HB DÜSSELDORF. „Eine klare Richtung für den Dax sehe ich für die nächste Woche nicht“, sagte ein Aktienstratege in Frankfurt. Vermutlich werde sich Deutschlands wichtigster Börsenindex in einer Spanne von 4160 bis 4300 Punkten bewegen. Einige halten auch eine Fortsetzung der Aufwärtstendenz der vergangenen Woche für möglich, als der Dax überraschend seit Mitte April verlorenen Boden gutmachen konnte und um mehr als zwei Prozent auf knapp unter 4300 Punkte zulegte.
„Nach dem kräftigen Kursrückgang arbeiten Europas Aktienmärkte nun an einer Bodenbildung“, beschreibt ein Analyst die Erholung der Märkte nach dem Einbruch Mitte April. Immerhin habe der Dax sein Jahrestief von 4157 Punkten gut behauptet und sich in dieser Woche auf einem relativ hohen Niveau stabilisiert. Einige Anleger hätten diesem Dax-Anstieg nur zugesehen, vermutet Giuseppe Amato, Marktanalyst bei Lang & Schwarz. „Irgendwann können es sich die Fondsmanager nicht mehr leisten, beim Dax-Anstieg nicht dabei zu sein. Egal, wie sehr sie ihm misstrauen“, fügt er hinzu. Sollte der Dax die 4300 Punkte übersteigen, werde Liquidität, die im Moment noch zurückgehalten werde, in den Markt fließen.
Dividendenzahlungen stützen den Markt
In den USA legen mit Cisco, Dell und Wal Mart noch einige Großkonzerne ihre Ertragszahlen vor. Unter anderem stehen in Deutschland im Dax die Zwischenberichte der Münchener Rück, der Post, der Telekom, von Tui, MAN, Lufthansa, ThyssenKrupp, RWE und Eon an. Aus der zweiten Reihe im MDax berichten unter anderem der angeschlagene KarstadtQuelle-Konzern, Stada, Techem, Medion, Douglas und Rheinmetall. Aus dem TecDax werden unter anderem die Bilanzen von United Internet und Aixtron erwartet.
Zahlreiche Unternehmen haben auch zur Hauptversammlung eingeladen, darunter im Dax die HVB, BMW, SAP und Tui. „Wir sind schon mitten in der Hauptversammlungssaison, da sind schon viele Gelder geflossen, und noch mehr werden fließen“, spielte ein Händler auf die Dividendenzahlungen in diesen Wochen an. Viele Experten vermuten, dass sich dies positiv auf den Aktienmarkt niederschlagen wird. „Die Dividendenzahlungen sind natürlich eine gewisse Stütze für den Markt, und viele Investoren werden die erhaltenen Mittel wieder in Aktien anlegen, wenn auch nicht alle“, erklärt HVB-Analyst Gerhard Schwarz.
GM und die Autobranche
Autotitel und deren Anleihen wurden durch die bereits befürchtete Herabstufung der Kreditwürdigkeit von General Motors (GM) und Ford belastet. Die Rating-Agenturen Standard & Poor's und Moody's hatten die Vertrauenswürdigkeit der Autobauer auf “Ramsch“-Status (Junk) gesetzt. Die Kreditwürdigkeit von GM nähert sich damit der von ehemaligen sozialistischen Finanzquellen: So wurde die ukrainische Ukrsotsbank soeben von S&P mit B- bewertet.
Der folgende Kurseinbruch bei Aktien und Anleihen von GM und Ford habe jedoch zu Übertreibungen geführt und auch die Bonds von DaimlerChrysler unter Druck gesetzt, sagte ein Kredithändler. Dies sei im Falle Daimler schnell wieder revidiert worden und zeige das Vertrauen der Anleger: „Hier ist jedem klar, dass Ford und GM Einzelfälle sind und kein Finanzproblem für den Gesamtmarkt“.
Konjunkturaussichten dämpfen die Entwicklung
Die US-Arbeitsmarktdaten für April überraschten positiv, nachdem tatsächlich 274.000 neue Stellen geschaffen worden waren. Der Markt hatte hier nur mit 170.000 Stellen gerechnet und sich entsprechend bearish im Vorfeld positioniert. Dies könne in untergewichteten Portfolios für Nachkaufbedarf sorgen, heißt es. An den Daten habe vor allem gefallen, dass sich auch die durchschnittliche Wochenarbeitszeit erhöht habe. Dies zeige, dass steigende Aufträge nicht mehr durch Arbeitszeitverdichtung aufgefangen werden könnten. Im nächsten Schritt seien weitere Neuanstellungen notwendig.
Auch vom Ölmarkt und aus Deutschland kamen positive Nachrichten. Der Ölpreis mit kurzfristig unter 49 US-Dollar stimmt positiv und selbst der Auftragseingang in Deutschland sieht gut aus. Hierzulande stiegen die Aufträge in der Industrie im März um 2,2 Prozent und übertrafen damit die Prognose von 0,3 Prozent deutlich. Vor allem der kräftige Anstieg der Inlandsorders sei hier aufgefallen, sagte ein Aktienstratege. Nach langer Fastenzeit schienen endlich positive Signale aus Deutschland selbst zu kommen.
Aussichten durchwachsen
Diese Nachrichten wie auch die Quartalsberichtssaison in Deutschland stützten wie bisher nach Einschätzung von Analysten eher den Dax. Die Perspektiven hingegen sehen nicht ganz so positiv aus. „Die Dynamik in der US-Produktivität lässt nach, das bringt Druck auf die Gewinnmargen“, erklärt Markus Reinwand, Marktstratege bei HelabaTrust. „Der fundamentale Mix für die Aktien ist derzeit nicht gerade günstig“, fügt er hinzu.
Die schwache Entwicklung der Konjunktur in der Euro-Zone mache derweil nach Einschätzung von Analysten eine Zinswende hierzulande noch im laufenden Jahr nahezu unmöglich, was positiv für die Börse sein könnte. Da aber mit dem schwachen Wirtschaftswachstum viele Unternehmen bereits den Höhepunkt ihres Gewinnzyklus erreicht hätten, werten sie dies eher negativ für den Aktienmarkt.
In den USA werden in der kommenden Woche auf der Konjunkturseite unter anderem die vorläufige Schätzung der Universität Michigan zum Verbrauchervertrauen für Mai und die Statistik zum Einzelhandelsumsatz erwartet.
Quelle: HANDELSBLATT, Samstag, 07. Mai 2005, 17:00 Uhr
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Der Einsame Samariter