Das Imperium braucht einen Feind
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Anmerkung in eigener Sache:
Da Herr Steffens heute verhindert ist, direkt zu den Beiträgen der amerikanischen Korrespondenten.
In London ist wieder alles beim Alten. Es ist ein schöner, sonniger Tag. Die Bombenanschläge scheinen fast vergessen.
"Machst Du Witze?" fragte mich ein Kollege "Die Dinge waren schon am nächsten Tag wieder beim Alten. Die Leute saßen in der U-Bahn und beschwerten sich darüber, dass sie so langsam war."
Im Krieg gegen den Terror scheint Großbritannien mit den Scharmützeln sehr locker umzugehen. Aber wie erwartet brach bei der imperialen Macht die Panik aus.
Amerika hat die in Großbritannien stationierten Soldaten aufgefordert, sich von London fern zu halten, weil die Stadt "zu gefährlich" sei. Aber selbst wenn es jede Woche Bombenanschläge dieser Art gäbe, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass ein junger Mensch hier ums Leben kommt immer noch geringer, als in Washington.
Amerika braucht die Panik; das Imperium braucht einen Feind.
Ich habe mir Gedanken über den Unterschied zwischen Wert und Preis gemacht. Panik bewegt Preise, aber der Wert bleibt der gleiche. Die Käufer brechen in Panik aus weil sie denken, dass ihnen eine Gelegenheit entgeht. Verkäufer brechen in Panik aus, weil sie denken, dass sie auf einer Verliererposition hängen bleiben könnten. Die Preise können in hohem Maße fluktuieren. An dem einen Tag meinen die Anleger, dass die Einnahmen eines Unternehmens von einem Dollar zehn Dollar wert sind ... eine Woche später liegt der gleiche Dollar vielleicht schon bei 30 Dollar. Stellen Sie sich das einmal vor. Es gibt weder für die Käufer, noch für die Verkäufer einen guten Grund, warum sie an dem einen Tag das eine glauben und an dem anderen Tag das andere. Aber so passieren die Dinge – manchmal unglaublich absurde Dinge – und die Leute fangen an zu glauben, was sie glauben müssen damit sie ihre Rollen richtig spielen.
Amerika muss heute den großen Terrorkrieg "kaufen". Und es ist nötig, dass auch der Rest das alles "kauft". Ansonsten ist die Position als imperialer Wächter über den Frieden in der Welt und die Ordnung in Frage zu stellen. Die Amerikaner fragen sich vielleicht, warum sie für Militärbasen in Kirgisistan oder in Kasachstan bezahlen sollen. Kirgisistan und Kasachstan werden sich auch fragen, wovor man sie schützen will. Aber es gibt immer noch einige traurige Jugendliche, die bereit wären, sich in die Luft zu jagen ... und damit steigen die Aktien für den Terrorismus. Italien denkt über eine neue "Antiterror Gesetzgebung" nach ... schreibt der International Herald Tribune. Die EU greift zu neuen Maßstäben. Amerika selbst zieht die Leine der eigenen Bürger straffer – mit immer mehr Kontrollen, Verboten, Verbrechen und Strafen. Ein Mann kann keine Straße mehr hinunterspazieren oder ein Postbüro in die Luft jagen, ohne dass gleich eine ganze Armee von Polizisten hinter ihm her ist.
Viele Amerikaner haben angefangen zu glauben, was sie glauben müssen – dass der Terrorismus die größte Bedrohung darstellt, der die zivilisierte Welt je gegenüberstand, und das trotz der Tatsache, dass es dem Terrorismus nicht zu gelingen scheint, mehr als einen erwähnenswerten Anschlag im Jahr hinzukriegen, oder vielleicht zwei, mit Ergebnissen, die (in einem sehr weit gefassten Schema) keine Konsequenzen haben. Und wenn sie die Attacken ausführen, dann zerstören die Terroristen auch sich selbst; was kaum wie eine ernsthafte Möglichkeit wirkt, ein Imperium in die Knie zu zwingen. Terrorismus ist meiner Meinung nach überbewertet.
Mein Beat ist das Geld. Aber das Geld als solches interessiert mich nicht. Stattdessen bin ich von der Lücke zwischen Wert und Preis fasziniert und amüsiert – eine Lücke die mit Illusionen. Eitelkeiten, Betrug und Unsinn angefüllt ist. Ich finde diese nicht nur unterhaltsam, sondern auch profitabel. Je größer die Illusionen ... desto weiter können sich die Dinge wieder auf ein Mittelmaß zurückentwickeln.
Je weiter die Dinge aus dem Lot geraten, desto mehr Geld kann man machen, wenn sie wieder dahin zurückkehren, wo sie hingehören.
Die Bombenanschläge in London wurden von einer Gruppe junger Männer verübt – aus Yorkshire.
"Es war so seltsam. Ich habe einen der Brüder von einem von ihnen im Radio gehört. Wissen Sie, sie sind muslimisch, ihre Eltern kamen aus Pakistan. Aber sie sind hier geboren. Der Bruder sprach mit einem Akzent aus Yorkshire. Ich hätte nie erwartet, dass ein Mann aus Yorkshire die Londoner U-Bahn angreifen würde."
Zu Beginn des letzen Jahrhunderts litten Europa und Amerika unter einer ähnlichen Ausbreitung von Terrorismus. Damals nannten sich die Terroristen "Anarchisten" – es waren ungepflegte Intellektuelle, die einen tiefen Groll gegen die westliche Zivilisation und deren weniger zivilisierten Cousin Amerika hegten. Damals wie heute sind die Politiker Sturm gegen sie gelaufen. Die Zeitungen wetterten. Die Gendarmen, die Polizei und die Bobbies haben die phrasendreschenden Anarchisten eingesammelt, vor die Gerichte gebracht und in die Gefängnisse eingesperrt – wenn sie sie kriegen konnten.
Und während sie dabei waren die Welt vor Anarchisten sicher zu machen, begann der Erste Weltkrieg. Innerhalb von Stunden waren die Anarchisten vergessen.
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Anmerkung in eigener Sache:
Da Herr Steffens heute verhindert ist, direkt zu den Beiträgen der amerikanischen Korrespondenten.
In London ist wieder alles beim Alten. Es ist ein schöner, sonniger Tag. Die Bombenanschläge scheinen fast vergessen.
"Machst Du Witze?" fragte mich ein Kollege "Die Dinge waren schon am nächsten Tag wieder beim Alten. Die Leute saßen in der U-Bahn und beschwerten sich darüber, dass sie so langsam war."
Im Krieg gegen den Terror scheint Großbritannien mit den Scharmützeln sehr locker umzugehen. Aber wie erwartet brach bei der imperialen Macht die Panik aus.
Amerika hat die in Großbritannien stationierten Soldaten aufgefordert, sich von London fern zu halten, weil die Stadt "zu gefährlich" sei. Aber selbst wenn es jede Woche Bombenanschläge dieser Art gäbe, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass ein junger Mensch hier ums Leben kommt immer noch geringer, als in Washington.
Amerika braucht die Panik; das Imperium braucht einen Feind.
Ich habe mir Gedanken über den Unterschied zwischen Wert und Preis gemacht. Panik bewegt Preise, aber der Wert bleibt der gleiche. Die Käufer brechen in Panik aus weil sie denken, dass ihnen eine Gelegenheit entgeht. Verkäufer brechen in Panik aus, weil sie denken, dass sie auf einer Verliererposition hängen bleiben könnten. Die Preise können in hohem Maße fluktuieren. An dem einen Tag meinen die Anleger, dass die Einnahmen eines Unternehmens von einem Dollar zehn Dollar wert sind ... eine Woche später liegt der gleiche Dollar vielleicht schon bei 30 Dollar. Stellen Sie sich das einmal vor. Es gibt weder für die Käufer, noch für die Verkäufer einen guten Grund, warum sie an dem einen Tag das eine glauben und an dem anderen Tag das andere. Aber so passieren die Dinge – manchmal unglaublich absurde Dinge – und die Leute fangen an zu glauben, was sie glauben müssen damit sie ihre Rollen richtig spielen.
Amerika muss heute den großen Terrorkrieg "kaufen". Und es ist nötig, dass auch der Rest das alles "kauft". Ansonsten ist die Position als imperialer Wächter über den Frieden in der Welt und die Ordnung in Frage zu stellen. Die Amerikaner fragen sich vielleicht, warum sie für Militärbasen in Kirgisistan oder in Kasachstan bezahlen sollen. Kirgisistan und Kasachstan werden sich auch fragen, wovor man sie schützen will. Aber es gibt immer noch einige traurige Jugendliche, die bereit wären, sich in die Luft zu jagen ... und damit steigen die Aktien für den Terrorismus. Italien denkt über eine neue "Antiterror Gesetzgebung" nach ... schreibt der International Herald Tribune. Die EU greift zu neuen Maßstäben. Amerika selbst zieht die Leine der eigenen Bürger straffer – mit immer mehr Kontrollen, Verboten, Verbrechen und Strafen. Ein Mann kann keine Straße mehr hinunterspazieren oder ein Postbüro in die Luft jagen, ohne dass gleich eine ganze Armee von Polizisten hinter ihm her ist.
Viele Amerikaner haben angefangen zu glauben, was sie glauben müssen – dass der Terrorismus die größte Bedrohung darstellt, der die zivilisierte Welt je gegenüberstand, und das trotz der Tatsache, dass es dem Terrorismus nicht zu gelingen scheint, mehr als einen erwähnenswerten Anschlag im Jahr hinzukriegen, oder vielleicht zwei, mit Ergebnissen, die (in einem sehr weit gefassten Schema) keine Konsequenzen haben. Und wenn sie die Attacken ausführen, dann zerstören die Terroristen auch sich selbst; was kaum wie eine ernsthafte Möglichkeit wirkt, ein Imperium in die Knie zu zwingen. Terrorismus ist meiner Meinung nach überbewertet.
Mein Beat ist das Geld. Aber das Geld als solches interessiert mich nicht. Stattdessen bin ich von der Lücke zwischen Wert und Preis fasziniert und amüsiert – eine Lücke die mit Illusionen. Eitelkeiten, Betrug und Unsinn angefüllt ist. Ich finde diese nicht nur unterhaltsam, sondern auch profitabel. Je größer die Illusionen ... desto weiter können sich die Dinge wieder auf ein Mittelmaß zurückentwickeln.
Je weiter die Dinge aus dem Lot geraten, desto mehr Geld kann man machen, wenn sie wieder dahin zurückkehren, wo sie hingehören.
Die Bombenanschläge in London wurden von einer Gruppe junger Männer verübt – aus Yorkshire.
"Es war so seltsam. Ich habe einen der Brüder von einem von ihnen im Radio gehört. Wissen Sie, sie sind muslimisch, ihre Eltern kamen aus Pakistan. Aber sie sind hier geboren. Der Bruder sprach mit einem Akzent aus Yorkshire. Ich hätte nie erwartet, dass ein Mann aus Yorkshire die Londoner U-Bahn angreifen würde."
Zu Beginn des letzen Jahrhunderts litten Europa und Amerika unter einer ähnlichen Ausbreitung von Terrorismus. Damals nannten sich die Terroristen "Anarchisten" – es waren ungepflegte Intellektuelle, die einen tiefen Groll gegen die westliche Zivilisation und deren weniger zivilisierten Cousin Amerika hegten. Damals wie heute sind die Politiker Sturm gegen sie gelaufen. Die Zeitungen wetterten. Die Gendarmen, die Polizei und die Bobbies haben die phrasendreschenden Anarchisten eingesammelt, vor die Gerichte gebracht und in die Gefängnisse eingesperrt – wenn sie sie kriegen konnten.
Und während sie dabei waren die Welt vor Anarchisten sicher zu machen, begann der Erste Weltkrieg. Innerhalb von Stunden waren die Anarchisten vergessen.