Das Ende der Automatisierungsfreude
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Unternehmen schrauben das technische Niveau ihrer Produktionsanlagen nun wieder zurück
Wien - "In Österreich gibt es nicht so viele Produktionssparten, die einen extrem hohen Automatisierungsgrad aufweisen. Das aufkeimende Problem des Overengineering ist eine typsich deutsche, englische bzw. französische Angelegenheit", meint Karl Felbermayer vom heimischen Fachverband der Maschinen-und Stahlbauindustrie im STANDARD-Gespräch. Tatsache aber ist: Die von der Industrie lang gepflegte Automatisierungseuphorie kühlt derzeit merklich ab.
Vor allem in Deutschland fahren viele Betriebe der Investitionsgüterindustrie das Niveau ihrer hoch automatisierten Anlagen hinunter oder haben dies in nächster Zukunft vor. Die wichtigsten Gründe dafür: Die zu geringe Flexibilität der Anlagen. Kleiner werdende Seriengrößen können mit diesen nicht mehr wirtschaftlich bewältigt werden. Außerdem ziehen immer kürzer werdende Innovationszyklen die Grenzen der wirtschaftlichen Automatisierung immer enger.
Zu diesem Schluss kommt auch das Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innoviationsforschung ISI in Karlsruhe, das dazu tausend hoch automatisierte Betriebe untersucht hat. Dabei zeigte sich mehr als ein Drittel der Befragten aus den angeführten Gründen automatisationsmüde. Fast 40 Prozent der Firmen bezeichneten ihre Materialflusssysteme in der Montage faktisch als Fehlinvestition. Zwei Drittel der unzufriedenen Unternehmen führt als Negativum die unzureichende Flexibilität ins Rennen. Und auch der teilweise sehr hohe technische Wartungsaufwand gilt als Grund für die Hinwendung zu Systemen mit deutlich geringerem Automatisierungsgrad.
Die Qualität der hergestellten Produkte leidet durch die Hightechreduzierung jedenfalls nicht. Im Gegenteil: ISI-Wissenschafter Gunter Lay attestiert mit einer Ausschussquote von 4,1 Prozent "sogar bessere Werte als bei extrem hoch automatisierten Anlagen, wo die Quote bei 5,1 Prozent liegt".
Gewinne geschluckt
Außerdem konnte für Betriebe mit hoch automatischen Anlagen keine signifikant höhere Wertschöpfung pro Mitarbeiter ermittelt werden.
Die erhobenen Werte liegen jeweils bei rund 910.000 Schilling (66.423 EURO). Und dies gilt auch für die Unternehmen ohne hochspezielle Automatisierungslösungen. "Diese Zahlen machen also deutlich", meint man bei ISI, "dass die Probleme bei der Hochautomatisierung die gewünschten Produktionsgewinne oft wieder auffressen."
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Unternehmen schrauben das technische Niveau ihrer Produktionsanlagen nun wieder zurück
Wien - "In Österreich gibt es nicht so viele Produktionssparten, die einen extrem hohen Automatisierungsgrad aufweisen. Das aufkeimende Problem des Overengineering ist eine typsich deutsche, englische bzw. französische Angelegenheit", meint Karl Felbermayer vom heimischen Fachverband der Maschinen-und Stahlbauindustrie im STANDARD-Gespräch. Tatsache aber ist: Die von der Industrie lang gepflegte Automatisierungseuphorie kühlt derzeit merklich ab.
Vor allem in Deutschland fahren viele Betriebe der Investitionsgüterindustrie das Niveau ihrer hoch automatisierten Anlagen hinunter oder haben dies in nächster Zukunft vor. Die wichtigsten Gründe dafür: Die zu geringe Flexibilität der Anlagen. Kleiner werdende Seriengrößen können mit diesen nicht mehr wirtschaftlich bewältigt werden. Außerdem ziehen immer kürzer werdende Innovationszyklen die Grenzen der wirtschaftlichen Automatisierung immer enger.
Zu diesem Schluss kommt auch das Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innoviationsforschung ISI in Karlsruhe, das dazu tausend hoch automatisierte Betriebe untersucht hat. Dabei zeigte sich mehr als ein Drittel der Befragten aus den angeführten Gründen automatisationsmüde. Fast 40 Prozent der Firmen bezeichneten ihre Materialflusssysteme in der Montage faktisch als Fehlinvestition. Zwei Drittel der unzufriedenen Unternehmen führt als Negativum die unzureichende Flexibilität ins Rennen. Und auch der teilweise sehr hohe technische Wartungsaufwand gilt als Grund für die Hinwendung zu Systemen mit deutlich geringerem Automatisierungsgrad.
Die Qualität der hergestellten Produkte leidet durch die Hightechreduzierung jedenfalls nicht. Im Gegenteil: ISI-Wissenschafter Gunter Lay attestiert mit einer Ausschussquote von 4,1 Prozent "sogar bessere Werte als bei extrem hoch automatisierten Anlagen, wo die Quote bei 5,1 Prozent liegt".
Gewinne geschluckt
Außerdem konnte für Betriebe mit hoch automatischen Anlagen keine signifikant höhere Wertschöpfung pro Mitarbeiter ermittelt werden.
Die erhobenen Werte liegen jeweils bei rund 910.000 Schilling (66.423 EURO). Und dies gilt auch für die Unternehmen ohne hochspezielle Automatisierungslösungen. "Diese Zahlen machen also deutlich", meint man bei ISI, "dass die Probleme bei der Hochautomatisierung die gewünschten Produktionsgewinne oft wieder auffressen."