Unternehmensführung und Aktienkurs auf dem Kurz-Prüfstand
Wer hat eigene Aktien gekauft, wer übertrifft seine Umsatzprognosen und wer wird Opfer der Rezession? FinanzNachrichten.de hat in einer zweiwöchigen Studie den Vorständen und IR-Managern von zehn ausgewählten Firmen unangenehme Fragen gestellt. Wo Aktienkurse bald wieder steigen könnten, lesen Sie in der ersten Folge unserer Kurzstudie
Allen Unternehmen wurden die selben Fragen gestellt. Sie sehen den Fragenkatalog, der aus vier Elementen besteht, im folgenden abgebildet:
1) Angesichts der aktuellen Börsenbewertung Ihres Unternehmens mit einem KGV von unter 20 auf Basis der Gewinnschätzungen für das Jahr 2002 für Ihren Konzern, sei die Frage gestellt, ob und warum Sie Ihre Firma mit der aktuellen Marktkapitalisierung als unterbewertet ansehen?
2) Hat Ihr Unternehmen mit dem schwächer als bisher angenommenen Wachstum der Weltwirtschaft in diesem Jahr nennenswerte Probleme und welche Lösungsansätze halten Sie bereit?
3) Wird oder hat Ihr Unternehmen bereits besondere IR-politische Maßnahmen ergriffen, um ein weiteres Fallen des Aktienkurses an der Börse einzuschränken?
4) Können Sie Angaben darüber machen oder in Erfahrung bringen, ob Vorstandsmitglieder Ihres Unternehmens in den vergangenen 12 Monaten, also nach dem 01.04.2000, Aktien verkauft haben. Ist eventuell sogar Gegenteiliges erfolgt?
Antwort von CyBio:
CyBio AG:
US-GAAP brachte Probleme
Die ostdeutsche CyBio AG gehört, neben der benachbarten Analytik Jena, zu den wenigen deutschen Biotech-Unternehmen, die bereits profitabel wirtschaften. Allerdings musste die Firma im Geschäftsjahr 2000 nach Umstellung auf US-GAAP einen Verlust von 0,2 Mio. Euro oder 0,01 Euro je Aktie verbuchen. Der zu verdauende Brocken war allerdings kein operativer, sondern ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm mit einem Wert von 13 Mio. Euro.
Dennoch blieben die Analysten in ihren Einschätzungen sehr positiv für das Unternehmen, zumal die Aussichten der CyBio AG allgemein als sehr gut gelten: Die Analysten von Performaxx erwarten im laufenden Jahr einen Gewinn je Aktie von 0,03 Euro. In 2002 sollen es bereits wieder 0,5 Euro werden. Im gleichen Zeitraum soll der Umsatz von 20 Mio. Euro über 34 Mio. Euro auf knapp über 50 Mio. Euro wachsen. CyBio zahlt für das Jahr 2000 eine Dividende von 0,34 Euro.
Für die Aktie spricht die rasante Kurserholung in den letzten Tagen: Kaum hatte der Druck auf den Neuen Markt nachgelassen, fand die Aktie, die vor ihrem Einbruch dem schwachen Markt lange trotzen konnte, wieder zahlreiche Käufer.
CyBio gehörte unter anderem in das Portfolio des Fondsmanagers Kurt Ochner. Dessen Entlassung könnte durch vorgezogene Umschichtungen in seinen großen Fonds zum Kurseinbruch geführt haben.
CyBio veröffentlicht am 24. April seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Aktuell ist CyBio mit einem Aktienkurs von schon wieder 57 Euro knapp über 200 Mio. Euro wert.
Der durchschnittliche tägliche Handelsumsatz von knapp 2 Mio. Euro an allen deutschen Börsenplätzen in den letzten 250 Börsentagen stellt sogar die Aktienumsätze der Mehrheit der NEMAX 50-Mitglieder locker in den Schatten.
Und so sahen die CyBio-Antworten aus:
1) Bewertung?
Die CyBio AG liefert führende Technologieplattformen für das so genannte Hochdurchsatzscreening (HTS) und kann als einziger Anbieter schon heute Systeme für die gesamte präklinische Phase in der pharmazeutischen Wirkstoffsuche anbieten. Darüber hinaus verfügen wir seit Ende 2000 mit dem „XTract“ über eine völlig neuartige Technologie, mit der das Naturstoffscreening künftig deutlich schneller, präziser und kostengünstiger durchgeführt werden kann.
Auf der Basis einer weltweiten Vertriebsorganisation, die im Schlüsselmarkt USA zu 100 Prozent in eigenen Händen liegt, können wir für alle Systembereiche überdurchschnittliche Margen realisieren.
Außerdem ist der CyBio AG mit der Übernahme der britischen Combitech Anfang des Jahres eine Ausweitung des europäischen Servicegeschäftes gelungen.
Das Screening ist eine Schlüsseltechnologie für den Gesamtmarkt „Life Science“. Was Technologie, Vertrieb und Service angeht, nimmt die CyBio AG hier eine führende Rolle auf dem Weltmarkt ein, die schrittweise ausgebaut wird.
Der Gesamtmarkt wird in den nächsten Jahren weiter dynamisch wachsen und wir werden davon überdurchschnittlich profitieren.
Von daher sehen wir für den Kurs unserer Aktie nach den jüngsten Rückschlägen auch ein überdurchschnittliches Potenzial nach oben, wenn sich die Märkte erst einmal wieder auf ein „normales“ Niveau zurückgefunden haben.
2) Probleme durch langsamer wachsende Weltwirtschaft?
Bisher lassen sich in der medizinischen Wirkstoffforschung noch keine restriktiven Tendenzen ablesen.
Eventuelle Rückschläge, die für den Verlauf des Gesamtjahres nicht ausgeschlossen werden können, sollten wir durch unser erweitertes Produktportfolio (z.B. im Naturstoffscreening) und den Ausbau des Service- und Dienstleistungsangebotes mehr als kompensieren.
3) Aktienkurs?
Offenheit und Verfügbarkeit: Unter dieser Prämisse versuchen wir zurzeit dem dramatisch gewachsenen Informationsbedarf gerecht zu werden. Vorstand und IR-Abteilung stehen Analysten, Investoren wie Kleinanlegern zur zeitnahen Beantwortung von Fragen zur Verfügung.
Auch die aktive Information via PR-Maßnahmen wurde gesteigert. Erschwert wurde die Informationspolitik durch Probleme, die wir in diesem Jahr mit der Vorlage unserer Bilanz nach US-GAAP hatten. Auch das soll nicht verschwiegen werden.
4) Käufe/Verkäufe von Vorständen?
Die Vorstände der CyBio AG vertrauen ihrer Arbeit und ihrem Unternehmen voll und ganz. Es wurden daher auch keine Aktien aus dem persönlichen Besitz abgegeben.
Die Sicht der Vorstände,Interresant
jo.