Zwischen den Refinanzierungsmöglichkeiten eines Unternehmens und dessen Marktkapitalisierung besteht eine stark positive Korrelation. Entgegen vielfach verbreiteten Irrglaubens ist der reale Verschuldungsgrad eines Unternehmens nicht anhand (handels-) bilanzieller Kennziffern abzulesen, sondern nur anhand einer zu Marktwerten ermittelten Strukturbilanz .
Vereinfachte Darstellung des Unterschieds:
1. Handelsbilanz (zu Buchwerten)
Aktiva:
- Anlagevermögen
- Umlaufvermögen
Passiva
- Eigenkapital
- verzinsliches Fremdkapital
- unverzinsliches Fremdkapital
versus
2. Strukturbilanz (zu Marktwerten)
Aktiva
- Anlagevermögen
- Working Capital = Saldo aus (betriebsnotwendigem) Umlaufvermögen (ohne Wertpapiere + Bankguthaben -> Saldierung mit verz. FK!) und unverzinslichem Fremdkapital
Passiva
- Eigenkapital zu Marktwerten = Unternehmenswert (equity value)
- Nettofinanzverbindlichkeiten (net debt) = verzinsliches Fremdkapital abzgl. betriebsnotw. Wertpapiere + Bankguthaben
+ Zusatzwerte (außerhalb der Strukturbilanz für Zwecke der UN-Bewertung)
- nicht betriebsnotwendiges Vermögen
Der zu Marktwerten ermittelte (reale) statische Verschuldungsgrad V = FK/EK ermittelt sich als Quotient der Nettofinanzverbindlichkeiten (FK) und der Marktkapitalisierung (EK = UN-Wert)
Es gilt allgemein:
Je niedriger der Verschuldungsgrad, desto höher die Bonität, desto besser die Fähigkeit des Unternehmens zur Kapitalbeschaffung , desto geringer u.a. die Fremdkapitalkosten (-> z.B. Zinsen für Bankdarlehen oder Unternehmensanleihen), desto höher die Profitabilität...
Fazit:
Börsennotierte Unternehmen haben im Sinne des jederzeitigen Erhalts optimaler Refinanzierungsmöglichkeiten ein elementares Interesse an einer möglichst hohen Marktkapitalisierung.
Der Vorstand eines Unternehmens ist verpflichtet, das Unternehmen im besten Sinne aller Stakeholder, vor allem aber des Unternehmens selbst zu führen.
Wenn der Vorstand zu der Überzeugung gelangt, dass (z.B. infolge fortwährender, rein chartgetriebener Shortattacken) eine signifikante Unterbewertung des Unternehmens vorliegt (d.h. die zu Börsenkursen gemessene Marktkapitalisierung unterschreitet dauerhaft und signifikant den objektivierten Unternehmenswert), ist es seine Pflicht, alles dafür zu tun, die Fehlbewertung zu beseitigen, um Schaden in Form einer dauerhaften Beeinträchtigung der Refinanzierungsmöglichkeiten vom Unternehmen abzuwenden.
Eine Erhöhung der Kapitalkosten verschlechtert die Rentabilität, wirkt wachstumshemmend und ist somit geeignet, den langfristigen Fortbestand des Unternehmens zu gefährden...
Insidertransaktionen sind geeignet, Informationsasymmetrien zwischen Insidern und "normalen" Kapitalmarktteilnehmern abzubauen und hierdurch Ineffizienzen des Kapitalmarktes (-> Marktversagen) aufzudecken / zu beseitigen.
Gerade in einer Umbruchsituation wie bei Corestate, wo das Vertrauen des Kapitalmarkts infolge einer durch vielfältige Ursachen begründeten negativen Unternehmensentwicklung stark angeschlagen ist, die Früchte des bereits eingeleiteten Umbaus kurzfristig (noch) nicht sichtbar werden und das Vertrauen in das Unternehmen und die Chancen der Restrukturierung durch fortwährende Shortattacken rein chartgetrieben handelnder Daytrader und Hedgefonds stetig weiter untergraben wird, sind Insiderkäufe ein besonders effektives Mittel, um verlorenes Vertrauen insbesondere bei langfristig orientierten Anlegern zurückzugewinnen.
Dass einzelne Marktteilnehmer in dem Chartbild ein nahezu perfektes CRV für kurzfristige neue Allzeittiefs, einen Bruch der psychologisch wichtigen 10 EUR-Marke und mithin hohe Chancen auf schnelle weitere Shortgewinne gesehen haben, über deren wenigstens kurzfristige Vereitelung sie nunmehr enttäuscht sind, kann ich nachvollziehen.
Allerdings ist Börse eben auch dann, wenn das Chartbild über ganze 18 Monate das Gegenteil zu suggerieren scheint, niemals eine Einbahnstraße...