Commerzbank steht unmittelbar vor Verkauf
Frankfurt, 12. Aug (Reuters) - Die Commerzbank steht nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" unmittelbar vor dem Verkauf. Ernsthafte Interessenten, die das Haus ganz oder teilweise übernehmen wollten seien die italienische Unicredito, ein bislang nicht genanntes US-Geldhaus und die Deutsche Bank berichtete das Magazin am Sonntag vorab unter Berufung auf Verhandlungskreise. Treibende Kraft hinter den Gesprächen sei die Investorengruppe Cobra, die knapp zehn Prozent an der Commerzbank hält. Der Chefvolkswirt und Konzernsprecher der Commerzbank, Ulrich Ramm, gab am Sonntag auf Anfrage keinen Kommentar zu dem Bericht ab. Auch ein Sprecher der Deutschen Bank äußerte sich nicht. Aus Bankenkreisen verlautete jedoch, dass es sich die Deutsche Bank gegebenenfalls aus strategischer Sicht nicht erlauben könne, einen ausländischen Konkurrenten als Partner der Commerzbank auf dem deutschen Markt zu akzeptieren. Die Verhandlungen mit Unicredito seien bereits weit gediehen, berichtet das Magazin weiter. So sei bereits die Investmentbank Lazard in die Verhandlungen einbezogen worden. Auch gebe es gemeinsame Arbeitsgruppen beider Banken. Spekulationen über eine Verbindung der Commerzbank mit Unicredito gibt es bereits seit einiger Zeit. So hatte der "Platow-Brief" berichtet, Gerüchten zufolge lasse sich die italienische Bank im Hinblick auf ein Zusammengehen von Merrill Lynch beraten, während die Commerzbank von Morgan Stanley betreut werde. Morgan Stanley habe jedoch mitgeteilt, dass die Commerzbank kein Beratungsmandat erteilt habe. Ein weiterer Interessent für die Commerzbank ist nach Angaben des "Spiegel" eine US-Bank. Das nicht genannte Geldhaus wolle 25 Prozent an der Commerzbank übernehmen und vor allem den Vertrieb der Frankfurter nutzen. Die Gespräche befänden sich allerdings erst im Sondierungsstadium. Auch die Deutsche Bank spreche als Interessent seit Wochen mit Commerzbank-Vorstandschef Klaus-Peter Müller, hieß es in dem Bericht des "Spiegel" weiter. Verhandlungsführer sei Deutsche-Vorstandsmitglied Thomas Fischer. Der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf Breuer, hatte Anfang August bei der Halbjahrespressekonferenz seines Hauses jedoch gesagt, er habe keine konkreten Übernahmepläne. "Wir erwägen gar nichts mit der Commerzbank. Wir führen keine Gespräche mit der Commerzbank", hatte Breuer gesagt. Aus Bankenkreisen verlautete dagegen am Sonntag, dass die Deutsche Bank im Falle ausländischer Bewerber um die Commerzbank aus strategischen Gründen durchaus ihren Hut in den Ring werfen könne: "Die Deutsche Bank kann es sich nicht leisten, einen ausländischen Konkurrenten auf ihren Heimatmarkt zu lassen", hieß es in den Kreisen. Die Commerzbank gilt unter Analysten bereits seit geraumer Zeit als Übernahmekandidat. Analysten zufolge fehlt dem Haus die nötige Größe, um in der sich konsolidierenden europäischen Bankenlandschaft unabhängig bestehen zu können. Gespräche mit der Deutschen Bank und der Dresdner Bank sind jedoch bereits einmal gescheitert. Die Cobra-Gruppe um die Investoren Clemens Vedder, Klaus-Peter Schneidewind und Hansgeorg Hoffmann, die knapp zehn Prozent an der Commerzbank hält, sucht bereits seit geraumer Zeit einen Käufer für ihren Anteil an der Bank. Trotz etwas schwächer als erwartet ausgefallener Quartalszahlen hatte der Kurs der Commerzbank-Aktie in den vergangenen Tagen gegen den Markttrend deutlich zugelegt. Die Aktie schloss am Freitag bei 26,28 Euro, nachdem sie am 7. August mit 25,40 Euro zeitweise nur knapp über ihrem bisherigen Jahrestief von 25,32 Euro notiert hatte. fun/ben