Bei Paypal treten gelegentlich folgenreiche Pannen auf.
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Von Stephan Kaufmann
Die ganze Welt zu entschulden wäre für Chris Reynolds aus Pennsylvania ein Klacks gewesen: Der Bezahldienst Paypal überwies ihm versehentlich 92 Billiarden Dollar. Ökonomisch gliche dies jedoch einer Katastrophe.
Das war eine schöne Überraschung: Als Chris Reynolds aus Pennsylvania vergangenen Freitag sein Konto beim Bezahldienst Paypal öffnete, belief sich sein Guthaben auf 92 Billiarden, also 92.000 Billionen Dollar. Damit war Reynolds der reichste Mann der Welt. Aber nur kurz. Denn dem Geldsegen lag eine technische Panne zugrunde. Dennoch ist Träumen erlaubt: Auf die Frage, was er mit dem Geld angestellt hätte, antwortete der 56-Jährige, er hätte die Baseball-Mannschaft Philadelphia Phillies gekauft („Wenn man mir einen guten Preis gemacht hätte“). Zuvor allerdings hätte er die amerikanischen Staatsschulden zurückgezahlt. Für die Weltfinanzmärkte wäre das eine unschöne Überraschung gewesen.
Genug, um alle Staaten der Welt von ihren Schulden zu befreien
Washington zu entschulden wäre für Reynolds ein Klacks gewesen. Immerhin verfügte er über 92.233 Billionen Dollar. Nach Rückzahlung der US-Staatsschulden blieben ihm noch 92.217 Billionen übrig – genug, um alle Staaten der Welt von ihren Schulden zu befreien. Und mit den restlichen 92170 Billionen hätte er dann gleich auch noch alle Unternehmen und privaten Haushalte der Welt entschulden können. Das hätte ihn grob gerechnet nochmal 170 Billionen gekostet – letztlich also bloß ein Lächeln.
Hätte Reynolds die Anleihen, Schuldscheine und Kredite behalten, so wäre er zum Gläubiger der Welt aufgestiegen. Hätte der verantwortungsbewusste Amerikaner die Schulden jedoch gestrichen, dann wäre ein Zustand erreicht, den viele erträumen: die Welt, so schuldenfrei wie eine schwäbische Hausfrau.
Ökonomisch gliche dies einer Katastrophe: Die Welt hätte massenhaft Geld in den Taschen und keine Möglichkeit, das Geld anzulegen und zu vermehren. Niemand müsste mehr Zinsen zahlen – und niemand könnte mehr Zinsen kassieren. Denn es gäbe keine festverzinslichen Wertpapiere mehr. Die hätte Reynolds ja vernichtet. Die Finanzmärkte, deren Reichtum im Wesentlichen aus Kreditpapieren, also aus Schuldverhältnissen, besteht, besäßen nichts als einen Berg nutzlosem Bargeld – nutzlos, weil es sich nicht vermehrt.
Die private Altersvorsorge von Millionen Menschen stünde vor dem Nichts. Pensionsfonds und Lebensversicherungen müssten daher ins Risiko gehen und sich auf Aktien und Rohstoffe werfen, deren Werte sich auf Grund der Liquiditätsflut vervielfachen würden. Vorausgesetzt, Reynolds lässt nicht weitere 56 Billionen Dollar springen, um alle Aktien der Welt aufzukaufen und einzustampfen.