Chartkommentar: HANS-DIETER SCHULZ

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Chartkommentar: HANS-DIETER SCHULZ

 
12.11.01 20:11
Chartkommentar: Anzeichen einer Konjunkturwende fehlen

„Aktienmärkte müssen mit Korrektur rechnen“

HANS–DIETER SCHULZ
HANDELSBLATT, 12.11.2001

DARMSTADT. Im September sind die Auftragseingänge in der Bundesrepublik um 4,1 Prozent und im Vergleich zum Vorjahresmonat um sechs Prozent gefallen. Es ist zu befürchten, dass die Auftragseingänge für den Oktober nochmals niedriger sein werden. Das exportabhängige Deutschland ist in Europa sogar das Schlusslicht, da die Auslandsorders besonders stark gefallen sind.

Eine Wende ist derzeit nicht abzusehen. Im Gegenteil: Verbrauchervertrauen, IFO-Konjunkturtest, Geschäftsklima-Index, allgemeine Terrorangst, alles deutet derzeit eher noch auf weitere Rückgänge hin. Befragungen haben zudem ergeben, dass die Verbraucher wegen der Euro-Umstellung größere Anschaffungen zurückstellen, bis sie mehr Sicherheit beim Umgang mit dem Euro erlangt haben.

Der Dax ist, entgegen des negativen Trends, seit dem 21. September um fast 40 Prozent gestiegen. Durch künftige Gewinne der Aktiengesellschaften lässt sich das nicht erklären, denn die Auftragseingänge sind ein Vorläufer für die Gewinnentwicklung der Aktiengesellschaften. Daher bleiben als Erklärung für die Aufwärtsbewegung nur die stark gefallenen Zinsen. Die Umflaufrendite ist auf fast vier Prozent gefallen, nachdem sie im Mai noch bei über fünf Prozent lag. Ursächlich für den starken Zinsrutsch ist vor allem die Ankündigung der US-Regierung, keine 30-jährigen Staatsanleihen mehr aufzulegen. Dies führte zu einem Renditeverfall von 5,4 Prozent auf 4,8 Prozent in wenigen Tagen.

Im Schaubild ist der Kehrwert der deutschen Umlaufrendite, der Rentenindex, dargestellt. Denn fallende Renditen bedeuten ja steigende Rentenkurse. Diese Darstellungsweise macht es einfacher, den Einfluss der Auftragseingänge und der Rentenkursentwicklung auf die Aktienkurse deutlich zu machen.

Wie aus der Grafik hervorgeht, haben in der Vergangenheit nur steigende Auftragseingänge und steigende Kurse am Rentemarkt zu fundierten, länger anhaltenden Kursaufschwüngen geführt. Wurden Aktienkursaufschwünge hingegen nur durch steigende Kurse am Rentmarkt ausgelöst, während die Auftragseingänge bereits drastisch zurückgingen, so kam es meist zu einer schmerzlichen Korrektur der Aktienkurse (z.B. 1987).

Fazit: Der derzeitige Aufschwung am Aktienmarkt ist bisher nur durch sinkende Zinsen und steigenden Kursen am Rentenmarkt begründbar. Die Auftragseingänge fallen noch dramatisch. Sollten weiterhin keine Anzeichen für eine Konjunkturwende erkennbar sein, so muss mit einer nochmaligen, schmerzhaften Korrektur an den Aktienmärkten gerechnet werden.
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Dr. Hans-Dieter Schulz ist Experte für technische Analyse und Mitherausgeber der Hoppenstedt-Charts.
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