Das folgende Text muss gesichert werden und ich bedauere es zutiefst, dass ein derartiger Experte in all den Jahren von Christiansen dort nie aufgetreten ist (statt dessen Dummlappen von der SPD die immer wie die Deppen argumentierten und vermutlich auch waren). Ich werde jetzt zu keinem Kommunisten, Sozialisten oder Linken, denn die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte. Aber ich schäme mich ernsthaft dafür, dass ich Gewerkschaften als die Ausgeburt des Teufels ansah und alle Mitglieder als Vollidioten und keine Sekunde gezögert hätte diese linken Säcke an die Wand zu stellen wenn es mir befohlen worden wäre und das in der vollen Überzeugung etwas Gutes zu tun. Jetzt würde ich mich weigern oder gar die Seite wechseln denn diese neoliberalen Säcke haben uns manipuliert und verarscht und verraten. Ich hasse Verrat ! Das verzeihe euch Victory-Säcken nicht, dieses Zeichen war nur ein Zeichen für euren eigenen Kontostand ihr Bast..... ! Nein, noch gibt eine Demokratie und das Volk entscheidet immer noch was gemacht wird. Ihr miesen Ratt... habt uns verarscht und wer verarscht wird ist verdammt sauer ! Ich schäme mich euch auf den Leim gegangen zu sein. Dieser folgende Artikel ist wohl die Wahrheit und ich hätte ein La Fontaine an die Wand gestellt weil ihr diesen Hass gesät habt ! Und jetzt wollt ihr Abschaum der Menschh... auch noch das Geld derer denen ihr es zuvor weggenommen habt ? Bah, ich schäme wirklich dafür euch auch nur eine Sekunde geglaubt zu haben. Ihr steht unter allem was je auf dieser Erde gelebt hat ! Erst die Sache mit Haider und dann dieser Text. Jetzt verstehe ich was gemeint mit dem Satz: Ich kann gar nicht so viel essen wie ich kotzen möchte ! Ich fühle mich einfach nur noch angewidert von euch Bast.... ! Ihr habt Millionen ins Unglück gestürzt und ich war euch größter Fan ! Langsam frage ich mich wirklich ob ich überhaupt noch ein Lebensrecht habe aber das frage ich mich auch bei euch ! Ihr habt uns a l l e s genommen an das wir glaubten ! Ab heute bin ich kein gläubiger Konservativer mehr !!! Der einzige Trost ist sie und ihre Genossinnen. Ich liebe Milfs denn viele Frauen erreichen den Gipfel ihrer Schönheit erst mit einer gewissen Reife !Wenn ich das Bild sehe ist schlagartig alles vergessen und man denkt, so schlecht ist das Leben doch nicht ! Für sie würde ich j e d e 18-Jährige stehen lassen !!!
Was von der dümmsten Theorie aller Zeiten (im Folgenden: DTAZ[2]) nicht Infizierte wundert, ist nicht der veritable Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems. Er ist in keiner Weise überraschend, weil völlig theoriekonform – Theorien konform, die freilich mit der DTAZ nichts am Hut haben, sondern dem ökonomischen Denken eines Marx, Keynes, Galbraith oder Stiglitz weit mehr entspringen als dem eines Adam Smith oder gar den neoliberal gleichgeschalteten Elaboraten des bundesdeutschen Sachverständigenrates für die Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, in dem die ‚Crème’, also, zu gut Deutsch, der Schmand der deutschen Wirtschaftswissenschaftler vertreten ist.
Was selbst wirtschaftstheoretisch und kapitalismuskritisch Hartgesottene vielmehr in ungläubiges Staunen versetzt, sind die Reaktionen des politischen Personals auf die Krise der internationalen Finanzmärkte. Dass der Staat schon immer der Reparaturbetrieb und, historisch betrachtet, die Hebamme des Kapitalismus war und ist – geschenkt. Die Geschwindigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der jene, die bis gestern noch von der segensreichen Wirkung der von allem Sozial-und Ökoklimbim befreiten und global entgrenzten kapitalistischen Märkte fabulierten, nun auf allen Kanälen[3] eine strenge staatliche Regulierung, wenn nicht gleich die Verstaatlichung des Bankensystems fordern und teilweise schon praktizieren – das ist schon atemberaubend. Was diese plötzlich alle ehemaligen Wasserträger des Neoliberalismus in Politik, Medien, sogenannter Wirtschaftswissenschaft und selbst im Bankensystem und anderen Kapitalagenturen nämlich faktisch tun, ist einzugestehen, dass sie in den letzten Jahren einen ökonomie-theoretischen und wirtschaftspolitischen Schwachsinn sondergleichen verzapft und leider, wie man zumindest hier und da gesenkten Hauptes eingesteht, auch praktiziert, um nicht zu sagen: verbrochen haben. Hat aber jemand etwas davon gehört, dass besagte Sachverständige, Lehrstuhlinhaber, Experten, Analysten, Politiker, Manager und Chefredakteure nun in Reihe ihre hoch dotierten Posten räumen und gar freiwillig noch? Natürlich nicht. Das würde ja Reste an Selbstachtung und Verantwortungsgefühl voraussetzen.
Das Furchtbare an der ganzen Geschichte ist, dass sie eigentlich ganz einfach ist – für jene zumindest, die nicht geblendet sind von der DTAZ. Ich möchte im Folgenden kurz aufzeigen, wie es zur internationalen Finanzkrise gekommen ist, wie man sie systemkonform beilegen könnte und – vor allem – wie man Finanzkrisen (mit allen negativen Folgen für die reale Ökonomie) für alle Zeiten systemüberwindend verhindern sollte. Vorab sei jedoch kurz aufgezeigt, warum die DTAZ eigentlich die DTAZ ist. Dass man das in der Tat recht kurz machen kann, spricht übrigens Bibliotheken über das intellektuelle Niveau der Theorie wie ihrer Anhänger.
Notwendige Vorbemerkungen: Warum die dümmste Theorie aller Zeiten die dümmste Theorie aller Zeiten ist
Das klassische wie neoklassische[4] Modell des vollständigen Marktes ist ein Idealmodell, das auf drei Grundannahmen beruht. Man könnte insofern auch von der heiligen Dreifaltigkeit der Klassik und Neoklassik sprechen: Das Modell geht erstens aus von vollständiger Konkurrenz (also von tendenziell unendlich vielen Anbietern und Nachfragern sämtlicher Produktionsfaktoren), es unterstellt zweitens vollständige Information (unendlich schnelle Informierung) und drittens vollständige Mobilität (unendlich schnelle Reaktionsfähigkeit) aller Marktteilnehmer und Produktionsfaktoren. Es kann theoretisch gezeigt werden (Walras hat es auch mathematisch getan), dass unter der Geltung solcher Bedingungen irgendwelche ökonomischen Ungleichgewichte (Krisen, Arbeitslosigkeit, Inflation etc.) völlig unmöglich sind – und das erscheint auch unmittelbar einsichtig: Prescht beispielsweise ein Pionierunternehmer mit einer am Markte erfolgreichen Produkt-oder Prozessinnovation vor, um seine Konkurrenz auszustechen, zieht diese sofort mit entsprechenden Investitionen und Produktionsausweitungen nach. Wagt es ein Unternehmer, auf die Selbstkosten, die ihm in einem vollkommenen Markt durch die durchschnittlichen Selbstkosten der gesamten Branche vorgegeben sind, einen Gewinn aufzuschlagen, wandern seine bisherigen Kunden sofort und ausnahmslos zur Konkurrenz ab[5]. Verlangt ein Arbeitnehmer einen höheren Lohn als den auf einem vollständigen Markt resultierenden Gleichgewichtslohn, wird er so- fort durch einen Arbeitnehmer ersetzt, der mit dem Gleichgewichtslohn zufrieden ist (es gibt im Modell ja unendlich viele Arbeitskraftanbieter).
Wir sehen aber auch, wo der Schwachpunkt dieses idealtypischen Modells liegt: Nichts, kein Produktionsfaktor, auch kein virtueller wie das internationale Finanzkapital, kann unendlich schnell reagieren. Selbst wenn die Produktionsfaktoren (und zwar nicht nur die virtuellen, sondern auch die realen!) mit Lichtgeschwindigkeit auf veränderte Marktbedingungen reagieren könnten, wäre ein allgemeines Gleichgewicht nur noch möglich, aber nicht mehr notwendig: Der Innovationsvorsprung eines Pionierunternehmers, der sich etwa in geringeren Produktionskosten und analog steigenden Gewinnen manifestieren wird, könnte zwar durch die Konkurrenz mit Lichtgeschwindigkeit imitiert, aber nicht notwendig eingeholt werden – solange zumindest nicht, wie der Pionierunternehmer gestiegene Gewinne nutzt, um in Forschung und Entwicklung zu intensivieren, also Innovationsvorsprünge nicht nur zu perpetuieren, sondern auszubauen, also zu akkumulieren.
Selbst unter physisch gerade noch möglichen Bedingungen (Reaktion aller Produktionsfaktoren mit Lichtgeschwindigkeit) ist im Modell des voll- ständigen Marktes ein allgemeines Gleichgewicht nicht mehr notwendig – sondern nur noch als Zufallsprodukt möglich.
Das ist der theoretische Grund, warum die theoretische Rede, der voll- ständige Markt führe immer und unweigerlich zu einem allgemeinen Gleichgewicht, theoretischer Unsinn ist – sie gilt notwendig noch nicht mal unter Bedingungen, die physikalisch gerade noch möglich sind.
Die empirische Ursache, warum diese theoretische Rede nur noch als dumm bezeichnet werden kann, ist natürlich die augenscheinlich wahrnehmbare Realität: Immer dann, wenn real existierende kapitalistische Marktwirtschaften hochgradig frei waren von staatlicher (sozialpolitischer, arbeits-oder umweltrechtlicher etc.) Regulierung, folgte zwingend, was zwingend folgend musste: die Akkumulation, Zentralisierung und Monopolisierung des Kapitals, des Reichtums und der Verfügungsgewalt über die Produktionsfaktoren auf der einen Seite und die Verelendung der arbeiten- den Bevölkerung und der natürlichen Umwelt auf der anderen Seite. Das zeigte sich zu Zeiten des Manchesterkapitalismus in den historischen Kernländern des Kapitalismus, es zeigte sich seitdem in allen Staaten, die ihre Nationalökonomien nach ähnlichem Muster nachholend industrialisierten, und es zeigt sich erneut in den Kernländern des Kapitalismus, seitdem im Zuge der Durchsetzung der Hegemonie des Neoliberalismus sozialstaatliche Einhegungen niedergerissen und die Kapitalflüsse weitgehend liberalisiert worden sind – mit bekannten Folgen: Reallohn-, Sozialeinkommens- und damit Kaufkraftverluste, Massenarbeitslosigkeit, wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Gewinnexplosion, Kapitalkonzentration, Fusionsfieber, Börsenfieber und letztlich die derzeitige internationale Finanzkrise.
Der Grund, warum Konzentrations-und Monopolisierungsprozesse in diesem realen System zwingend ablaufen, ist ganz offenbar: Die Produktionsfaktoren können eben nicht theoriekonform unendlich schnell reagieren. Entstehende kleine Vorteile, etwa durch am Markt erfolgreiche Produkt-oder Prozessinnovationen, wachsen sich schnell zu manifesten Machtungleichgewichten aus – viel Kapital schafft viel Gewinn oder Zins (und damit, um im Beispiel zu bleiben, wachsende Forschungsmittel für weitere Produkt-oder Prozessinnovationen), wenig Kapital nur wenig, und gar keines schafft gar nichts.
Völlig klar ist auch, dass Arbeitnehmer, weil sie von ihrem Lohn existenziell abhängig sind, von vornherein schlechtere Karten haben in diesem ungleichen Machtspiel. Das Einpendeln des volkswirtschaftlichen Durchschnittslohns knapp oder exakt auf dem physischen Existenzminimum widerspricht in keiner Weise dem Modell des vollständigen Marktes und ist sogar hochwahrscheinlich, wenn dem Prozess des Niederkonkurrierens auf das physisch und biologisch gerade noch erträgliche Niveau keine externen Grenzen gesetzt werden – durch gewerkschaftlich ausgehandelte Tarif- oder staatlich festgesetzte Mindestlöhne etwa.
Weil dieser Prozess des Niederkonkurrierens auch die natürlichen Grundlagen des Wirtschaftens betrifft, gleicht das Realmodell des entfesselten kapitalistischen Marktes weit eher einer ökosozialen Herzinfarktökonomie als dem theoretisch prognostizierten himmlischen Zustand wachsen- den Wohlstands für alle.
Weder in theoretischer noch in empirischer Perspektive kann die Theorie des vollständigen Marktes also halten, was sie verspricht. Nicht ein allgemeines ökonomisches und gar soziales oder ökologisches Gleichgewicht ist Folge der Herrschaft einer entfesselten kapitalistischen Marktwirtschaft, sondern wachsende ökonomische (Krisen, Massenarbeitslosigkeit etc.), soziale (astronomisch steigende Gewinne hier, Verarmung und Verelendung dort) und ökologische Ungleichgewichte (Raubbau an der Natur) sind das theoretisch hochgradig wahrscheinliche wie empirisch immer wieder manifeste Resultat aller Versuche, das Modell des vollständigen Marktes zur Richtschnur realer Wirtschaftspolitik zu machen.
Wenn der Wert einer wissenschaftlichen Theorie danach zu bemessen ist, dass sie gegebene Realität möglichst adäquat abbildet und erklärt und zukünftige Realität möglichst treffgenau prognostiziert – was anderes bleibt uns also übrig, als die Theorie des vollkommenen Marktes als dümmste Theorie aller Zeiten zu bezeichnen, da sie das genaue Gegenteil von dem voraussagt, was immer wieder und bis zu einer gewissen Bewusstlosigkeit real zu beobachten ist?
Ich gebe unumwunden zu, dass nicht alles, was die Theorie des vollkommenen Marktes sagt, falsch ist. Es gibt in einem halbwegs funktionieren- den, also hochgradig regulierten und dadurch an seiner monopolistischen Selbstzerstörung gehinderten Markt die Tendenz zu einem Marktgleichgewicht (Ausgleich von Angebot und Nachfrage). Nur gibt es nicht nur diese Tendenz, sondern viele andere und, besonders im Falle der Deregulierung der Märkte, vor allem sehr schnell dominant werdende Tendenzen – eben jene zur Monopolisierung, Zentralisierung und Konzentration der Produktion und der Gewinne und zur Ausbeutung von Mensch und Natur. Die Abstraktion von diesen dominanten Tendenzen eines deregulierten Marktes macht die Theorie des vollständigen Marktes zu schlechter Ideologie – und angesichts der Tatsache, dass sie der Kern dessen ist, was in den Standard- werken und den Seminaren des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams gelehrt wird, zum Skandal.
Die drei Ursachen der internationalen Finanzkrise
Die erste, alles andere übergreifende Ursache der Krise auf den internationalen Finanzmärkten wurde eben schon genannt: Es ist die Hegemonie des Neoliberalismus in Politik, Ökonomie, Medien und vor allem in den sogenannten Wirtschaftswissenschaften – denn ohne die Hegemonie der Theorie des vollständigen Marktes in den Lehrbüchern und Seminaren der Wirtschaftswissenschaften und ohne die schon Jahrzehnte währende Indoktrination dieser Theorie in die Hirne der Studierenden, die sie später als Eliten und Entscheidungsträger, also als Manager, Politiker, Politikberater, Journalisten, Redakteure, zunftintern reproduzierte Lehrstuhlinhaber, Börsenanalysten und Talk-Show-Gäste in reales Handeln und reale Politik umsetzten und umsetzen, wäre die Hegemonie des Neoliberalismus in Politik, Ökonomie und Medien nicht einmal denkbar. Man kann sich das einfach anhand eines Gedankenexperimentes klar machen: Man stelle sich vor, dass in den Lehrbüchern der Wirtschaftswissenschaften seit Jahrzehnten nachfrageorientierter Linkskeynesianismus dominieren würde und dass die Sachverständigen des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung seit Jahrzehnten das genaue Gegenteil von dem empfohlen hätten, was sie faktisch empfohlen haben, oder dass die Heerscharen von uns als ‚Experten’ verkauften TV-Promis (Hans-Georg Sinn, Norbert Walter, Meinhard Miegel usw.), die uns tagtäglich mit ihrem Unsinn malträtieren, rational nachvollziehbare ökonomische Analysen und Therapievorschläge angeboten hätten – reale Wirtschaftspolitik gegen den schreienden Widerstand der Wissenschaft und der Fachexperten wäre, wie gesagt, nicht einmal denkbar gewesen.
Diese meines Erachtens wichtigste Ursache für die Hegemonie des Neoliberalismus nicht zu sehen oder gering zu schätzen, ist übrigens das Defizit einer kritischen, tendenziell politisch links orientierten Publizistik und, insofern es so etwas überhaupt noch gibt, Wirtschaftswissenschaft – und die Ursache ihrer argumentativen Schwäche wie ihrer geringen Durchsetzungskraft. Das Problem ist nicht, dass Kapitalvertreter und ihre Claqueure in Politik und Medien behaupten, dass ein möglichst freier Kapitalfluss und wachsende Gewinne automatisch zusätzliche Investitionen, neue Arbeitsplätze und wachsenden Wohlstand für alle zur Folge haben. Diesen Unsinn behaupten sie – interessenbedingt – schon immer. Das Problem ist, dass dieser Unsinn ‚Stand der Wissenschaft’ ist und als solcher seit Jahrzehnten in die Hirne zukünftiger Entscheidungsträger in Ökonomie, Politik und Medien gehämmert wird.
Die zweite Ursache der internationalen Finanzkrise ist schon eine erste Folge des spätestens Mitte der 1970er Jahre einsetzenden Siegeszuges des Neoliberalismus in Wirtschaftswissenschaften, Politik, Medien und realer Ökonomie. Die Folgen dieser Politik sind vielfach detailliert dargestellt worden[6] und allgemein bekannt: Deregulierung der Kapitalmärkte und des Arbeitsrechts, Senkung von Unternehmens-und Unternehmersteuern, Privatisierung öffentlichen Eigentums, Abbau des Sozialstaats, Reallohnsenkungen, Arbeitszeitverlängerung, Massenarbeitslosigkeit, wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Verstärkung und Verschärfung der internationalen Konkurrenz um Absatzmärkte und Rohstoffe (insbesondere seit dem Zusammenbruch der sogenannten realsozialistischen Staaten) etc.
Aktienkurse und vor allem Unternehmensgewinne stiegen über lange Jahre in teilweise märchenhaften Ausmaßen – weit über ein Maß hinaus, das in vernünftiger Weise in das eigene Unternehmen oder auch in die eigene Branche hätte investiert werden können. Das Anlage suchende Kapital wurde zum einen genutzt, um unliebsame Konkurrenz aufzukaufen (siehe die Fusionswelle, die ab Mitte der 1990er Jahre über die Weltökonomie schwappte). Es floss zum zweiten in massiver Weise in die sogenannte New Economy und verursachte gleichermaßen ihren Hype wie die unweigerlich folgende Implosion der entstandenen Spekulationsblase um das Jahr 2000. Zum dritten und vor allem aber floss das in der Realökonomie überschüssige Kapital auf die internationalen Finanzmärkte, um Zinsen, Dividenden, Kursgewinne und mehr und mehr auch Spekulationsprofite zu realisieren. Dieser Prozess war die Initialzündung der Aufblähung der internationalen Finanzmärkte in den letzten Jahren und Dekaden.
Die dritte Ursache der gegenwärtigen internationalen Finanzmarktkrise war und ist, dass die aus der Realökonomie auf die internationalen Finanz- märkte transferierten Kapitalmassen mehr und mehr ein Eigenleben entwickelt haben – dass also die Finanzmärkte, die Investmentbanken und andere Finanzinstitutionen, mehr und mehr eigene Geldschöpfung unabhängig von der Geldpolitik der Zentralbanken betrieben. Wie dieser Prozess funktioniert, zeigt die derzeitige Krise auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt nahezu idealtypisch: Sogenannte ‚Subprimes’, also ‚subprimäre’, und das heißt faktisch: hochgradig faule Kredite wurden von Gläubigerbanken zu Paketen geschnürt und als Wertpapiere zum Verkauf angeboten – und sie fanden rasenden Absatz. Natürlich berücksichtigte der Ausgabe- preis dieser ‚Wertpapiere’ den durchschnittlichen Fäulnisgrad der zugrundeliegenden Hypotheken. Aber selbst dann, wenn der Ausgabepreis der neu geschaffenen ‚Wertpapiere’ nur 50 Prozent der Kreditsumme betragen haben sollte, deren Derivat[7] sie sind, war die Grundlage einer wundersamen Geldvermehrung geschaffen: Genau diese ‚Wertpapiere’ fungierten in der Folge nämlich als ‚Sicherheiten’ für neue Kredite, also für neues Geld. Aus Schulden wurden – neue Schulden.
Schon im Jahr 2005 war der Umsatz auf den internationalen Finanzmärkten ungefähr vierzig Mal größer als das weltweite reale Bruttosozialprodukt: Letzteres betrug ca. 41 Billionen Dollar – ersterer aber über 1600 Billionen Dollar[8]! Folgende maßstabsgerechte Grafik führt die Größenunterschiede der Realökonomie (1) und der internationalen Finanzmärkte (2) bildlich vor Augen:
Ein zusätzliche und sehr wichtige Ursache für die Aufblähung der zwischenzeitlich hochgradig deregulierten internationalen Finanzmärkte war und ist die Revolution der Kommunikationstechnologien und die computergestützte Virtualisierung des Kapitalverkehrs. Multimilliarden Dollar oder Euro können so in Sekunden über den Globus gejagt werden, um auch kleinste Arbitragen, also Gewinne aus Kursunterschieden an verschiedenen Börsen zu realisieren. Jede dieser Transaktionen bläht den Umsatz und das gesamte System unweigerlich auf.
Was entstandene Spekulationsblasen zum Platzen bringen kann, ist – fast alles: Es kann ein Interview des Chefs der amerikanischen Zentralbank (der ‚Fed’) sein, in dem sich dieser besorgt äußert und davor warnt, dass demnächst in Sachen Spekulationsblase Schluss mit lustig sein könnte; es kann der Zusammenbruch einer einzelnen großen Bank sein aufgrund krimineller Transaktionen eines Managers; es kann eine große Naturkatastrophe sein, die Versicherern und damit dem Kapitalmarkt schlagartig Milliarden entzieht – egal, was eine Kettenreaktion auslöst, sie aufzuhalten ist systemimmanent fast unmöglich. Das ist der Grund, warum bei hysterisch werden- den Börsen von außen eingegriffen wird, indem etwa die Börsenaufsicht die Börse einfach schließt – indem sie also, in des Wortes ziemlich direkter Bedeutung, einfach den Stecker zieht, um den hysterisch gewordenen, hochgradig automatisierten Computerhandel mit Wertpapieren zu unterbinden.
Hat die Krise freilich ein Ausmaß erreicht wie derzeit, gehen also selbst große und größte Banken in Reihe pleite, bleibt im gegebenen System nichts anderes übrig, als das, was Banker und andere Kapitalvertreter in- zwischen weithin selbst fordern und ihr politisches Personal auch willig vollzieht: Der Staat greift radikal ein, er verstaatlicht marode Geldinstitute und er pumpt Finanzsummen in das System in unvorstellbaren Größenordnungen.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Am 30. September 2008 ging die Meldung durch die Medien, dass Irland mit 400 Mrd. Euro für Einlagen seiner Bürger bei irischen Banken bürge. Irland hatte im Jahre 2007 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 253,3 Mrd. Dollar, was bei dem am 30. September 2008 geltenden Kurs (1 Euro = 1,41 Dollar) 179,6 Mrd. Euro entsprach. Das heißt, dass der irische Staat mit einer Summe für das Wohlergehen der Spekulanten und Bankmanager bürgt (nur vordergründig geht es um das Wohlergehen der Sparer), die dem BIP der gesamten Insel und aller auf ihr lebenden Menschen von fast zweieinviertel Jahren entspricht! Das wäre ungefähr so, wie wenn Deutschland (BIP 2007 ca. 2300 Mrd. Euro) mit fast 5 Billionen Euro bürgen würde!
Die Sozialisierung von Verlusten hat in diesem System also schier un- vorstellbare Ausmaße angenommen. Die Sache – die, nochmals, zwingen- des Resultat der in der Mainstream-Wirtschaftswissenschaft gelehrten dümmsten Theorie aller Zeiten ist! – ist so dumm und pervers, wie sie dümmer und perverser nicht sein könnte: Erst wandert das reale Kapital aus der Realökonomie ab und hinterlässt dort entsprechend fehlende Nachfrage, Produktion und Beschäftigung. Auf den internationalen Finanzmärkten angekommen, bläht es diese zu einer unfassbaren Spekulationsblase auf. Und wenn diese platzt, werden erneut und in noch viel größerem Maßstab Gelder aus der Realökonomie in Form von Staatszuschüssen und Staatsgarantien in den Finanzsektor gepumpt – Geldmassen, finanziert aus Steuergeldern, also primär aus der Arbeit von Millionen Lohnabhängigen (der Anteil der Lohnsteuern am gesamten Steueraufkommen ist in den letzten Jahrzehnten bekanntlich in dem Maße gestiegen, wie der Anteil der Steuern aus Gewinnen und Vermögen zurückgegangen ist).
Was im gegebenen System sinnvoll und was grundsätzlich notwendig wäre, um Finanzkrisen endgültig zu unterbinden
Das System ist so dumm und einfach strukturiert, dass man sein zyklisches hysterisches Aufblähen und Implodieren mit einer ganz einfachen und sogar noch systemkonformen Maßnahme unterbinden könnte: mit der Einführung einer Kapitalumsatzsteuer auf alle Transaktionen auf den nationalen wie internationalen Finanzmärkten. Sie müsste in allen Fällen gezahlt werden, in denen Geld oder Geldderivate (Aktien, Wertpapiere, Devisen etc.) gegen anderes Geld oder andere Geldderivate getauscht werden – und zwar in der Höhe der normalen Umsatzsteuer auf normale Waren und Dienstleistungen[9] Wenn nämlich Geld und Geldderivate an Börsen gehandelt werden wie ganz normale andere Waren (Weizen, Öl, Kaffee etc.), ist in keiner Weise einzusehen, warum ihr Umsatz nicht in gleicher Weise besteuert werden sollte wie bei letzteren auch.
Das Argument, dass damit der Kapitalfluss behindert und in vielen Fällen verhindert werde, ist richtig – nur genau das soll so sein. Wirklich notwendiger Kapitalfluss würde sowenig verhindert werden durch eine beispielsweise 19-prozentige Umsatzsteuer, wie wirklich notwendige reale Investitionen oder Konsumkäufe dadurch verhindert werden. Was unterbunden werden würde, wären aber spekulative Transaktionen wie das (oben genannte) täglich mehrfache Transferieren von Multimilliarden über den gesamten Globus, um auch kleinste Kursgewinne zu realisieren – bei jeder dieser Transaktionen wären nämlich 19 Prozent Steuern auf das Umsatzvolumen fällig (das logischerweise weit größer ist als die erzielbaren Gewinne).
Das grundsätzlich Absurde und Kranke am gegenwärtigen System – und damit spreche ich die Notwendigkeit seiner grundsätzlichen Überwindung an – ist, dass Privaten (Banken, Spekulanten etc.) erlaubt wird, mit öffentlichen Rechtstiteln privat und auf eigene Rechnung zu handeln. Geld hat viele Funktionen (Zirkulationsfunktion, Sparfunktion etc.) – aber es ist letztlich ein öffentlicher Rechtstitel. Das merkt man spätestens dann, wenn man es selbst zu drucken gedenkt und dabei erwischt wird.
Privaten ist im gegenwärtigen System nicht nur grundsätzlich erlaubt, mit diesen öffentlichen Rechtstiteln auf eigene Rechnung zu handeln, sondern sogar (auf die oben beschriebene Art und auf manch andere Weise) in sekundären Prozessen Geld selbst zu schöpfen (die primäre Geldschöpfung vollziehen die Zentralbanken, indem sie den Geschäftsbanken Kredite gewähren) – also Geld letztlich doch irgendwie zu drucken! Und sogar straffrei!
Dieser Zustand ist eigentlich absurd und faktisch ein Skandal. Man stelle sich nämlich vor, Private könnten und würden auch mit anderen öffentlichen Rechtstiteln auf eigene Rechnung handeln – mit Pässen, Ausweisen, Waffenscheinen, Diplomen, Doktorentiteln, Kassenzulassungen für Ärzte etc. Es wäre einfach absurd!
Und es würde ein Chaos sondergleichen hervorrufen – wie jetzt auf den Finanzmärkten. Was also notwendig ist, ist die vollständige Abschaffung des privaten Handels mit Geld und Geldderivaten. Das derzeitige internationale Finanzsystem – man betrachte nochmals die Grafik oben – hat mit der Finanzierung der Realökonomie fast nichts mehr zu tun. Beide Systeme sind fast vollständig voneinander entkoppelt. Das internationale Finanzsystem ist nicht nur nicht notwendig, um die reale Ökonomie zu finanzieren – sie schadet dieser realen Ökonomie vielmehr in desaströser Weise, wie uns in den letzten Wochen und Monaten drastisch vorgeführt wurde.
Das privat organisierte nationale und internationale Finanzsystem ist vor allem auch deswegen so überflüssig wie ein Kropf (auch er ist bekanntlich eine krankhafte Wucherung), weil insbesondere die großen Konzerne der realen Ökonomie seit langer Zeit ihre eigenen Banken sind, da sie in Gewinnen und Finanzmitteln regelrecht schwimmen – genau deren Transfer auf die internationalen Finanzmärkte war ja, wie beschrieben, die erste Ursache ihrer allmähliche Aufblähung und ihres finalen Kollaps’.
Was wir brauchen, ist ein öffentlich-rechtlich organisiertes und damit demokratisch kontrolliertes Sparkassensystem, das Kredite an private, öffent- liche, genossenschaftliche oder gemeinwirtschaftliche Investoren und an private Konsumenten nach ökonomisch, aber auch sozial und ökologisch sinnvollen Kriterien vergibt und dem jede Schaffung und jeder Handel mit Geldderivaten verboten wäre. Der Preis für bislang an privat organisierten Börsen gehandelte Wertpapiere und Waren müsste zukünftig an ebenso allein öffentlich-rechtlich organisierten Börsen von staatlich angestellten und kontrollierten Wirtschaftsfachleuten je nach Angebot und Nachfrage ausgehandelt und festgesetzt werden. That’s it. Mehr braucht es nicht, um die reale Ökonomie erfolgreich zu finanzieren und ökonomisch, sozial und ökologisch sinnvollen Entwicklungsperspektiven zu unterwerfen. Alles andere, also private Banken, Börsen und Spekulanten, ist so notwendig wie ein Kopfschuss.
Na ja, die Börse können wir ja noch leben lassen, man muss auch die Kirche im Dorf lassen !
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