CargoLifter-Flop
Carl, der Bruchpilot
Von Thomas Hillenbrand
Über 300 Millionen Euro hat CargoLifters Chefvisionär Carl-Heinrich Freiherr von Gablenz in den märkischen Sand gesetzt. Selbst nach der Insolvenz seines Unternehmens verkündet er weiter seine Visionen - und gibt sich damit vollends der Lächerlichkeit preis.
Klicken Sie auf die Fotos, um zu den Artikeln zu gelangen. In den kommenden Tagen aktivieren wir nach und nach alle Links.
Hamburg - Geld für die Verwirklichung seiner Luftschiff-Pläne hat Carl-Heinrich von Gablenz nicht mehr. Dafür hat er reichlich Chuzpe. Obwohl das von ihm gegründete Unternehmen CargoLifter insolvent ist und die Aussichten auf neue Finanzmittel gegen Null tendieren, verkündete Gablenz vor Kurzem in der Ost-Postille "Blitz Illu": "Ich gehe davon aus, dass es hier weitergeht."
Der Grund für Gablenz' berufsoptimistische Einschätzung: "Der Wert unserer Luftschiff-Technologie ist bekannt." Vermutlich ist genau das jedoch der Grund, warum niemand mehr bereit ist, auch nur einen Cent in die "Leichter-als-Luft-Technologie" des Unternehmens aus Brand zu investieren. Schließlich hat CargoLifter bereits 300 Millionen Euro in den märkischen Sand gesetzt - kann aber außer einer geräumigen Halle kaum etwas vorweisen.
Es wird schon noch
Dem Freiherrn selbst ist noch weniger gebleiben. Sein äußerst repräsentatives Büro am Potsdamer Platz hat er inzwischen geräumt, in seinem eigenen Unternehmen ist er entmachtet und in den Aufsichtsrat abgeschoben worden. Auch seine CargoLifter-Aktien sind praktisch nichts mehr wert. Bis heute sieht Gablenz die Schuld für das Scheitern seines ambitionierten Projekts jedoch nicht bei sich. Sondern anderswo.
In Interviews macht Gablenz für das Debakel wahlweise die "Negativjournalisten", den 11. September oder den Crash des Neuen Marktes verantwortlich. Dass er seinen Investoren einst in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" versprochen hatte, bis Frühjahr 2001 "die volle Version des CargoLifters zu bauen", hält ihn heute nicht davon ab, die Insolvenz als "Atempause" zu bezeichnen.
Ein Druckfehler in dem "Welt"-Interview bekommt angesichts der zahlreichen Luftprognosen des Freiherrn eine völlig neue Qualität. Gablenz damals: "Und ab 2204 gehen wir in die Serienfertigung."
Grafische Umsetzung: Guido Grigat. Texte erstellt von Thomas Hillenbrand, Michael Kröger, Carsten Matthäus und Matthias Streitz.
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© SPIEGEL ONLINE 2003
Carl, der Bruchpilot
Von Thomas Hillenbrand
Über 300 Millionen Euro hat CargoLifters Chefvisionär Carl-Heinrich Freiherr von Gablenz in den märkischen Sand gesetzt. Selbst nach der Insolvenz seines Unternehmens verkündet er weiter seine Visionen - und gibt sich damit vollends der Lächerlichkeit preis.
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Hamburg - Geld für die Verwirklichung seiner Luftschiff-Pläne hat Carl-Heinrich von Gablenz nicht mehr. Dafür hat er reichlich Chuzpe. Obwohl das von ihm gegründete Unternehmen CargoLifter insolvent ist und die Aussichten auf neue Finanzmittel gegen Null tendieren, verkündete Gablenz vor Kurzem in der Ost-Postille "Blitz Illu": "Ich gehe davon aus, dass es hier weitergeht."
Der Grund für Gablenz' berufsoptimistische Einschätzung: "Der Wert unserer Luftschiff-Technologie ist bekannt." Vermutlich ist genau das jedoch der Grund, warum niemand mehr bereit ist, auch nur einen Cent in die "Leichter-als-Luft-Technologie" des Unternehmens aus Brand zu investieren. Schließlich hat CargoLifter bereits 300 Millionen Euro in den märkischen Sand gesetzt - kann aber außer einer geräumigen Halle kaum etwas vorweisen.
Es wird schon noch
Dem Freiherrn selbst ist noch weniger gebleiben. Sein äußerst repräsentatives Büro am Potsdamer Platz hat er inzwischen geräumt, in seinem eigenen Unternehmen ist er entmachtet und in den Aufsichtsrat abgeschoben worden. Auch seine CargoLifter-Aktien sind praktisch nichts mehr wert. Bis heute sieht Gablenz die Schuld für das Scheitern seines ambitionierten Projekts jedoch nicht bei sich. Sondern anderswo.
In Interviews macht Gablenz für das Debakel wahlweise die "Negativjournalisten", den 11. September oder den Crash des Neuen Marktes verantwortlich. Dass er seinen Investoren einst in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" versprochen hatte, bis Frühjahr 2001 "die volle Version des CargoLifters zu bauen", hält ihn heute nicht davon ab, die Insolvenz als "Atempause" zu bezeichnen.
Ein Druckfehler in dem "Welt"-Interview bekommt angesichts der zahlreichen Luftprognosen des Freiherrn eine völlig neue Qualität. Gablenz damals: "Und ab 2204 gehen wir in die Serienfertigung."
Grafische Umsetzung: Guido Grigat. Texte erstellt von Thomas Hillenbrand, Michael Kröger, Carsten Matthäus und Matthias Streitz.
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