Breuer: Zinssenkung der EZB nicht weitergeben

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calexa:

Breuer: Zinssenkung der EZB nicht weitergeben

 
13.12.02 17:22
Die deutschen Banken wollen die Zinssenkung der EZB nicht an die Kunden weitergeben. Bankenpräsident Breuer will stattdessen die Zinsmarge hochschrauben.

Die Zinssenkung durch die EZB soll zur Ausweitung der Zinsspanne genutzt werden. Eine Weitergabe "können wir uns gar nicht erlauben", sagte der Bankenverbands-Präsident Rolf-E. Breuer am Donnerstag im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. "Die Zinsspanne wird breiter werden", so der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank . Das werde die Zinsmarge positiv beeinflussen.

Breuer erwartet keinen Rüffel von Seiten der EZB. Die Zinsentscheidung gelte für den ganzen Euro-Raum und ziele nicht auf Deutschland. Das darf bezweifelt werden: Gegenüber der "Financial Times Deutschland" sagte eine Sprecher der Zentralbank: "Grundsätzlich sollte sich eine Zinssenkung auf die kurzfristigen Verbindlichkeiten und Guthaben auswirken."

Nach Breuers Ankündigung wird der erhoffte Investitionsschub in Deutschland wohl ausbleiben. Das Medienecho am Finanzplatz war eindeutig: "Die Geldspritze kommt nicht an" (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und "Die EZB hat mit Zitronen gehandelt" (Frankfurter Rundschau) kommentierten die Zeitungen.

Die Volksseele kocht

Auch den Bankkunden dürfte die Ankündigung sauer aufgestoßen sein. "Frechheit!" und "Das darf doch nicht wahr sein!" wetterte Deutschlands Volkszornorgan "Bild" gegen den Bankenpräsidenten.

Die EZB hatte ihren zentralen Leitzins am 5. Dezember um 0,5 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent reduziert. Es war die erste Leitzinssenkung nach mehr als einem Jahr. Die US-Notenbank hatte dagegen ihren Leitzins in vielen kleinen Schritten zurückgeführt. Dies hatten die - wie die europäischen Banken von der Börsenkrise und hohen Ausfallrisiken betroffenen - US-Banken genutzt, um ihre Zinsmarge zu erhöhen.

Sparkassen wollen den Wettbewerb entscheiden lassen

Die Sparkassen - zurzeit Breuers Lieblingsgegner - nutzten die unpopuläre Äußerung des Großbanken-Primus sofort zum Gegenschlag aus. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband sehe keinen Grund dafür, die Leitzinssenkung nicht an die Kunden weiterzugeben. "Die Kreditinstitute befinden sich im Wettbewerb untereinander", sagte Verbandssprecher Stefan Marotzke am Donnerstag in Berlin. "In diesem Wettbewerb werden die günstiger werdenden Refinanzierungsmittel jetzt eingebracht, sofern der Markt das noch nicht vorweggenommen hat."

Mit der Aussage, dass letztlich die Entscheidung aber im Ermessen jeder einzelnen Sparkasse liege, verpuffte der Sparkassen-Vorstoß aber wie gewohnt im öffentlich-rechtlichen Föderalismus.
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Nun ja, an "besonders gute Kunden" wird die Zinssenkung natürlich weitergegeben....

So long,
Calexa
www.investorweb.de
calexa:

Nicht alle Banken folgen Breuer

 
13.12.02 17:24
Viele Banken und Sparkassen reduzieren ihre Kreditzinsen nach der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB), auch wenn der Präsident des Bundesbankenverbandes Rolf Breuer davon abgeraten hat.

In einer Reuters-Umfrage am Freitag unter einem Dutzend Geldhäusern gab die Hälfte an, Kredite zu verbilligen. Die anderen sechs Institute hatten sich noch nicht entschieden. Der Deutsche Sparkassen und Giro-Verband (DSGV) geht davon aus, dass die Mitgliedsinstitute die Zinssenkung weitergeben werden. Verbraucherschützer verwiesen darauf, dass Privatkunden einen Rechtsanspruch auf die korrekte Anpassung ihrer Zinsen hätten.

Der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) hat mit seiner Ankündigung von Donnerstagabend Aufsehen erregt, die Zinssenkung der EZB um einen halben Prozentpunkt solle nicht an die Kunden weitergegeben werden, weil die schwache Ertragslage der Banken dies nicht zulasse. Damit zog Breuer sich nicht nur Kritik von Verbänden und Wirtschaftsexperten zu, sondern auch von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD).

Commzerbank will teilweise um 25 Basispunkte senken

Die Privatbanken folgen nicht alle der Devise ihres Verbandspräsidenten. Im standardisierten Privatkundengeschäft würden die Sätze voraussichtlich um 25 Basispunkte verringert, sagte ein Commerzbank -Sprecher. Kredite an Firmenkunden würden weiterhin individuell ausgestaltet.

Die HypoVereinsbank  teilte ebenso wie die Dresdner Bank mit, noch keine Aussage über weitere Konditionenänderungen treffen zu können. Bei der HypoVereinsbank seien die Dispo-Kredite an Geldmarktsätze gebunden und deshalb schon im Vorfeld der Zinssenkung billiger geworden. Bei den kurzfristigen Firmenkrediten werde kommende Woche eine Entscheidung fallen, sagte ein Sprecher. Allerdings könne der halbe Prozentpunkt sicher nicht pauschal eins zu eins weitergegeben werden, denn das Ausfallrisiko sei je nach Kunde unterschiedlich.

Die meisten Sparkassen ziehen mit

Während der DSGV eine Anpassung der Kreditzinsen bei den Sparkassen erwartet, haben sich auch vier Großsparkassen noch nicht entschieden. Die Stadtsparkasse München erklärte, sie mache nicht automatisch jede Zinsänderung mit. Die Hamburger Sparkasse hat Hypothekenzinsen und Investitionsdarlehen an Firmen dagegen um 0,2 Prozentpunkte verbilligt. "Wir haben dort gesenkt, wo es für die Konjunktur wichtig ist", sagte eine Sprecherin. Bereits in den vergangenen Wochen hat die Netbank Kreditzinsen gesenkt, nun sei keine Änderung mehr zu erwarten.

Auch unter den Genossenschaftsbanken entscheidet jedes Institut selbst, wie es auf Leitzinsänderungen reagiert. So hat die Volksbank Gießen bereits die Kreditzinsen gesenkt. An die Privatkunden sei die Zinssenkung fast vollständig weitergegeben worden, in geringerem Ausmaß, je länger die Kreditlaufzeit sei. Die Kredite für Firmenkunden seien etwa um die Hälfte der Zinssenkung verbilligt worden. Vorstand Peter Hanker ärgerte sich über Breuer: "Ich halte das für völlig deplatziert."

Auch die Sparda-Bank Nürnberg will die Zinsen für Kredite und Einlagen demnächst um 25 Basispunkte senken. "Die Einlagenseite ist für die Kunden noch sensibler als die Kredite. Wenn man hier mit den Sätzen zu weit heruntergeht, katapultiert man sich aus dem Markt", sagte Bankvorstand Stefan Schindler.

"Verbraucher haben Rechtsanspruch auf sinkende Zinsen"

Die Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen wies darauf hin, dass Privatkunden einen Rechtsanspruch auf sinkende Zinsen hätten. Der Bundesgerichtshof (BGH) habe entschieden, dass Banken die Zinsen für Kredite in angemessener Frist senken müssten, wenn sich ihre Refinanzierungskosten günstiger gestalteten. (Aktenzeichen: III ZR 195/84) Dies sei bei einer Leitzinssenkung durch die Zentralbank der Fall.

Nach einer Studie der Deutschen Bundesbank reagieren die Kreditinstitute höchst unterschiedlich auf Zinsänderungen der Zentralbank. So reagieren die Geldhäuser auf Zinssenkungen langsamer als auf Erhöhungen. Je härter der Wettbewerb ist, um so weniger können die Institute eine Kreditverbilligung allerdings hinausschieben. "Vor allem bei Unternehmenskrediten passen Kreditinstitute ihre Konditionen nur schrittweise an veränderte Marktsätze an." In der Tendenz zögerten kleine Institute länger als große. Nicht so schnell reagieren die Geldhäuser außerdem, wenn sie sehr stabile Kundenbeziehungen haben und ihre Ausleihungen in hohem Maß mit Kundeneinlagen statt mit dem billigeren Zentralbankgeld gegenfinanzieren.

So long,
Calexa
Reila:

Hi calexa,

 
13.12.02 17:26
das Thema hatten wir schon. Ist eine Obersauerei diese Selbstbedienung der Banken. Haben die denn etwas weitergegeben als sie sich mit dem Investmentbanking dumm und dämlich verdient haben?
Hoffen wir, daß die Sparkassen wirklich Wettbewerb wollen. so richtig glauben kann ichs nicht.

R.
calexa:

Tja

 
14.12.02 11:45
heimliche Subvention der europäischen Banken durch die EZB....so läufts...

So long,
Calexa
www.investorweb.de
Immobilienhai:

nun bleibt doch mal ruhig leute,

 
14.12.02 14:36
schaut euch mal die zinsklausel an...

zinssatzänderungen sind nur bei b.a.w.-krediten weiterzugeben bzw. kontokorrentkrediten innerhalb von 6 wochen nach zinssenkung weiterzugeben,

das problem ist, das die banken jetzt kurz vor weihnachten kein personal haben um die ganzen zinssenkungsbriefe zu verschicken, aufgrund der tatsache, das keine bank geld verdient, die mitarbeiter aber noch riesenresturlaubsbestände haben und für übertragenen urlaub rückstellungen zu bilden sind, befinden sich die meisten banker im zwangsurlaub. die zinsbriefaktionen werden bei den meisten banken anfang des neuen jahres stattfinden

die zinssenkung wird nur im firmenkundengeschäft nicht weitergegeben, da hier die margen aufgrund des jahrelangen verdrängungswettbewerbes total ausgelutscht sind. in diesem bereich wollen die banken konsolidieren, da aufgrund der aktuell schwachen konjunkturlage die risikokosten steigen.
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