SES Research - Evotec kaufen
15:23 11.12.06
Hamburg (aktiencheck.de AG) - Dr. Stefan Schröder, Analyst von SES Research, bewertet die Evotec-Aktie (ISIN
DE0005664809/ WKN
566480) unverändert mit dem Rating "kaufen".
Am 30.11.2006 sei der Vertragsabschluss zur Übernahme der Evotec Technologies GmbH durch PerkinElmer bekannt gegeben worden. Die Gesellschaft werde mit einem Enterprise Value von rund 23 Mio. Euro bewertet. Die Zahlung werde weitgehend in Cash erfolgen (rund 22 Mio. Euro). Mit dem Abschluss der Transaktion ("Closing") und dem Zahlungseingang werde Ende Dezember 2006 oder Anfang 2007 gerechnet. Per 01.01.2007 werde die Übernahme rechtswirksam und Evotec Technologies nicht mehr in Evotecs Konzernabschluss konsolidiert.
Für die Veräußerung der Evotec Technologies würden sich folgende Kennzahlen ergeben. Aus dem Enterprise Value (EV) des an PerkinElmer veräußerten Geschäfts in Höhe von 23 Mio. Euro errechne sich nach Abzug der Nettoverschuldung von 15 Mio. Euro ein Equity Value in Höhe von 8 Mio. Euro. Den Buchgewinn, den die Analysten in Q1 2007 berücksichtigen würden, gebe Evotec mit 11-12 Mio. Euro an.
Der vorangegangene Deal mit Olympus habe sich im Wert auf 7,5 Mio. Euro belaufen und habe einen Buchgewinn von rund 6 Mio. Euro erzielt. Letzterer sei bereits in Q2 2006 verbucht worden. Den Beitrag der Evotec Technologies zum Konzernumsatz würden die Analysten im Jahr 2006 auf ca. 18 Mio. Euro schätzen. Den mit der an Olympus abgetretenen Einzelmoleküldetektions-Technologie erzielten Umsatz würden die Analysten für das zweite Halbjahr 2006 mit rund 1,3 Mio. Euro veranschlagen.
In der Summe ergebe sich für die Evotec Technologies damit ein EV von rund 30 Mio. Euro, ein Buchgewinn von rund 18 Mio. Euro und ein Umsatzanteil für 2006 von rund 19 Mio. Euro. Der Umsatz-Multiple (EV/Umsatz) errechne sich entsprechend zu rund 1,6. Bei der Beurteilung des Umsatz-Multiples sei einerseits zu berücksichtigen, dass die Analysten für Evotec Technologies im Jahr 2006 noch ein negatives EBIT von knapp 1 Mio. Euro und einen Break-even beim bereinigten EBIT (das heiße vor Abschreibungen auf das immaterielle Vermögen) erwarten würden. Andererseits sei das Umsatzwachstum von Evotec Technologies im niedrigen zweistelligen Bereich zu berücksichtigen.
Die Analysten würden den Veräußerungspreis daher insgesamt als fair ansehen, würden ihn jedoch im unteren Bereich der möglichen Preisspanne sehen. Allerdings sei zu beachten, dass Evotec im Rahmen des PerkinElmer-Deals das gesamte Produktportfolio der Evotec Technologies habe veräußern können, das neben wachstumsstarken Geräten wie Opera auch Produkte mit stagnierenden Umsätzen enthalte.
Den Cashbestand würden die Analysten zum Ende des Geschäftsjahres 2006 bei über 50 Mio. Euro erwarten. Gemäß der Transaktionsvereinbarungen mit PerkinElmer sollten in Q1 2007 90% der Casherlöse (ca. 19,5 Mio. Euro) überwiesen werden. Die übrigen 10% würden die Analysten in 2008 erwarten. Die liquiden Mittel werde das Unternehmen für die Reifung und den weiteren Ausbau seiner Wirkstoffpipeline zur Behandlung von Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) einsetzen.
Neben der Weiterentwicklung der Arzneistoffkandidaten EVT 101 (Alzheimer) und EVT 201 (Schlafstörungen) in klinischen Phase-II-Studien sowie zusätzlicher präklinischer Projekte würden die Analysten in naher Zukunft damit rechnen, dass Evotec weitere Wirkstoffe mit hohem medizinischen Bedarf für die Therapie von Nervenkrankheiten einlizenzieren werde. Mit dem Fokus des Unternehmens auf die Medikamentenentwicklung bis zum Wirksamkeitsnachweis erhöhe sich das Upside-Potenzial des Unternehmens deutlich. Zugleich würden die Analysten das damit einhergehende höhere Entwicklungs- und Umsatzrisiko durch die breitere Streuung auf eine wachsende Zahl von Wirkstoffkandidaten als gut beherrschbar ansehen.
Ohne Berücksichtigung der Evotec Technologies würden die Analysten für das verbleibende Geschäft im Jahr 2006 mit rund 66-68 Mio. Euro Umsatz und F&E-Aufwendungen zwischen 31 und 32 Mio. Euro rechnen. Darüber hinaus würden Transaktionskosten anfallen. Die Analysten würden daher beim pro forma EBIT des Konzerns im Jahr 2006 mit einem Effekt von minus 1,8 Mio. Euro rechnen. Wegen des für Evotec Technologies erwarteten Break-even beim bereinigten EBIT würden die Analysten dagegen nur geringe Einflüsse auf das Betriebsergebnis vor Abschreibungen auf das immaterielle Vermögen sehen.
In ihren Prognosen für das Jahr 2006 würde man den tatsächlichen Umsatz und EBIT unter vollständiger Konsolidierung von Evotec Technologies angeben. Das Unternehmen habe bislang noch nicht entschieden, wie es die Geschäftszahlen für die fortgeführten und veräußerten Bereiche zum Jahresabschluss 2006 berichten werde. Ihre Schätzungen für das 2006 lasse man unverändert.
In ihren aktualisierten Prognosen für 2007 und 2008 habe man Evotec Technologies dekonsolidiert. Dies führe bei den Umsätzen aufgrund des entfallenden Instrumentengeschäftes zu Rückgängen in Höhe von 20,2 Mio. Euro (2007) bzw. 22,6 Mio. Euro (2008). Auf EBIT-Ebene würden die Analysten mit dekonsolidierungsbedingten Effekten von minus 2,6 Mio. Euro (2007) und minus 3,7 Mio. Euro (2008) rechnen.
Darüber hinaus hätten die Analysten die F&E-Kosten entsprechend der vom Unternehmen kommunizierten Pläne für seine klinischen Projekte aktualisiert. Evotec habe im 2. Halbjahr bereits zwei klinische Phase-2-Studien zu EVT 201, dem Medikament gegen Schlafstörungen, gestartet. Für das erste Halbjahr 2007 sei der Beginn zweier weiterer Phase-2-Studien geplant: für EVT 101 in den Indikationen Alzheimersche Erkrankung und neuropathische Schmerzen. Zudem erwäge Evotec im ersten Halbjahr 2007, zwei klinische Phase-1-Studien mit Alzheimer-Wirkstoff EVT 302 zu beginnen.
Die Analysten würden die Kosten für diese Projekte in voller Höhe ansetzen. Zugleich würden infolge des Entwicklungstopps für EVT 301 entsprechende Aufwendungen entfallen. Des Weiteren werde das Unternehmen seine F&E-Aktivitäten in den präklinischen und frühen Phasen der Wirkstoffentdeckung verstärken. Infolgedessen würden die Analysten auch für 2008 von deutlich höheren Aufwendungen ausgehen.
Andererseits würden die Analysten künftig erheblich niedrigere Abschreibungen auf das immaterielle Vermögen in den fortgeführten Geschäftsbereichen und geringere sonstige betriebliche Aufwendungen als Folge der verbesserten Auslastung der Pilotanlage erwarten. Aufgrund dieser Effekte würden die Analysten ihre EBIT-Prognosen - nach Dekonsolidierung von Evotec Technologies - um weitere 2,7 Mio. Euro (2007) bzw. 8,4 Mio. Euro (2008) reduzieren.
Insgesamt würden die Analysten in ihren Prognosen die Abschreibungen aufgrund der Dekonsolidierung von Evotec Technologies und dem geringeren immateriellen Vermögen der fortgeführten Geschäftsbereiche um jeweils 4,5 Mio. Euro pro Jahr in 2007 und 2008 verringern. Aufgrund der komfortablen Cashposition des Unternehmens würden die Analysten eine zügige Weiterentwicklung und Ausweitung der Arzneistoff-Pipeline erwarten.
Die Analysten von SES Research raten daher unverändert zum Kauf der Evotec-Aktie und behalten das Kurziel von 4,20 Euro bei. (11.12.2006/ac/a/t)
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