BP-Krise löst Sorge aus
10.06.10 16:07
LONDON (dpa-AFX) - Erst waren alle empört und verärgert, aber nun machen sich die ersten ernsthaft Sorgen: Der Druck auf den britischen Ölkonzern BP wird sowohl wirtschaftlich als auch politisch immer größer. Nach wochenlanger Talfahrt ist die Aktie am Donnerstag weiter eingebrochen. Händler spekulieren, dass BP zum Übernahmekandidaten werden könnte. Die US-Regierung stellte dem Unternehmen ein Ultimatum. Danach muss es bis Samstag Pläne vorlegen, wie die Ölquelle endlich gestopft werden kann. Wird die untergegangene Plattform "Deepwater Horizon" den ganzen BP-Konzern mit sich reißen? "Obwohl sich die technische Seite des Öl-Ausbruchs offenbar verbessert, scheint sich das politische Umfeld verschlechtert zu haben", sagt Peter Hitchens von der Investmentfirma Panmure Gordon. "Bis die Quelle unter Kontrolle ist, wird die Aktie unserer Ansicht nach weiter straucheln." Bei dem Sinken der Plattform Ende April waren elf Menschen gestorben. Seitdem läuft das Öl ins Meer. Zum Börsenstart in London lag das Minus am Donnerstag bei 11 Prozent, im Laufe des Nachmittags pendelte es sich bei rund 4 Prozent ein. In New York verlor das Papier am Mittwochabend knapp 15 Prozent. Insgesamt ist der Wert des Unternehmens seit dem 20. April um fast die Hälfte gefallen. Zuletzt lag er bei Beträgen um 70 Milliarden Pfund. Damit ist allein der Verlust so hoch wie der Wert ganzer Unternehmen von beachtlicher Größe - Siemens etwa hat zur Zeit einen Börsenwert von rund 69 Milliarden Euro. Wann die Quelle dicht ist, ist trotz der Beteuerungen von BP-Chef Tony Hayward, alles laufe gut, derzeit nicht abzusehen. Fraglich ist auch, wie viel Geld BP bis dahin für den Kampf gegen das Öl ausgegeben hat. Analysten der US-Investmentbank Merrill Lynch gehen derzeit davon aus, dass die Gesamtbelastung aus der Ölkatastrophe bei rund 28 Milliarden Dollar liegen wird - die Schätzung ist nach oben offen. Bislang hat BP nach eigenen Angaben Kosten von rund 1,4 Milliarden US-Dollar verbucht. Alles das trägt bei den Investoren nicht gerade zum Vertrauen bei. "Ich kann absolut verstehen, warum jemand anderes derzeit BP-Anlagen kaufen würde, denn meiner Meinung nach sind sie momentan absolut unterbewertet", sagte Robert Talbot - selber BP-Aktienbesitzer - von der Finanzberatung Royal London Asset Management dem Sender BBC. Zudem haben sie Angst um ihre Ende Juli fällige Dividende, die Gerüchten zufolge sogar ganz ausfallen könnte. BP hat sich dazu bisher noch nicht geäußert. In Großbritannien hat die BP-Krise mittlerweile die Menschen auf der Straße erreicht. Weil zahlreiche Fonds für die Altersvorsorge die einst als krisensicher geltenden BP-Aktien enthalten, machen sich Anleger Sorgen um ihre Rente. Und britische Politiker fürchten um den Ruf des ganzen Landes, nachdem unter anderem US-Präsident Barack Obama und andere hohe Amtsträger BP scharf angegriffen haben. Die anti-britische Haltung der USA sei langsam ein Grund für "nationale Besorgnis", sagte Londons Bürgermeister Boris Johnson am Donnerstag. BP zahle einen "sehr, sehr hohen Preis" für den Unfall./gür/DP/stb
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