Partnerschaft mit Rosneft: BP will mit Russen in fremde Länder
Gemeinsam haben sie offenbar Großes vor: Die beiden Partner wollen auch in Drittländern aktiv werden. Die Pläne stellte BP-Chef Dudley auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos vor - ohne ins Detail zu gehen.
BP und das russische Erdölunternehmen Rosneft wollen gemeinsam in weitere Länder expandieren. Das sagte BP-Chef Bob Dudley nach Reuters-Angaben beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Nach Informationen von Russlands Premier Igor Setschin könnten Vertreter beider Unternehmen zudem in den jeweiligen anderen Aufsichtsrat einziehen. Rosneft sei dazu bereit.
Dudley lobte das Investitionsklima in Russland. Zuletzt hatten Kritiker der britisch-russischen Partnerschaft auf die rechtlichen Unsicherheiten für ausländische Investoren in dem Land hingewiesen. In Davos hält in diesem Jahr Russlands Präsident Dmitri Medwedew die Eröffnungsrede.
Wann sich die britisch-russische Unternehmenspartnerschaft auf Drittländer ausdehnt und wie genau die Aktivitäten dort aussehen könnten, sagte Dudley nicht. Die Zusammenarbeit mit dem russischen Unternehmen, die von hohen Politikern beider Länder mit eingefädelt worden war, wurde Mitte Januar bekannt.
Mit ihr verschafft sich BP Zugang zum begehrten Öl aus der Arktis. Der britische Ölmulti und der russische Staatskonzern Rosneft planen eine milliardenschwere Überkreuzbeteiligung: BP erhält 9,5 Prozent an Rosneft und stockt damit auf 10,8 Prozent auf. Dafür bekommt Rosneft einen Anteil von fünf Prozent an BP. Den Wert des Aktienpakets bezifferte BP auf 7,8 Mrd. Dollar. Die Konzerne wollen vor allem gemeinsam Öl und Gas auf dem russischen Festlandssockel im Nordpolarmeer fördern.
BP sucht mit der ersten Überkreuzbeteiligung eines staatlichen Ölkonzerns mit einem privaten einen Ausweg aus einem Dilemma: Der Konzern leidet wie andere private Ölmultis darunter, dass die Rohstoffquellen in ihm zugänglichen Regionen langsam versiegen - etwa in der Nordsee. In Lateinamerika oder im Nahen Osten, wo noch große Vorkommen liegen, vergeben die Regierungen selten Aufträge an Privatkonzerne.
Hier kommen in der Regel Staatsunternehmen zum Zug. Für BP ist es besonders wichtig, ein neues Förderland zu erschließen. Der Konzern fürchtet, wegen der Ölpest im Golf von Mexiko bei Lizenzvergaben in den USA benachteiligt zu werden. Bislang liegen rund 30 Prozent der Quellen von BP in dem Land.
Kritiker sehen allerdings erhebliche Risiken bei dem Russlandgeschäft. Das Land ist bekannt für seine schwierigen politischen Rahmenbedingungen und Probleme mit der Korruption. BP ist bereits seit zwölf Jahren in Russland engagiert. Konzernchef Dudley selbst war 2008 als Chef des russischen Joint-Venture TNK-BP aus dem Amt und dem Land geflohen - aus Furcht vor Repressalien der russischen Regierung.
Experten erwarten zudem, dass es noch Jahre dauert, bis BP und Rosneft in der Arktis tatsächlich Öl und Gas fördern können. Die Technik für Bohrungen unter den extremen Witterungsbedingungen gilt als noch nicht völlig ausgereift. Zudem muss noch in Infrastruktur investiert werden - vor allem in Häfen und Pipelines.
In Russland waren die Förderquoten in den vergangenen Jahren gesunken. Grund hierfür ist Branchenkennern zufolge die fehlende Technik. In der südlichen Karasee, wo Rosneft gemeinsam mit BP bohren will, werden fünf Milliarden Tonnen Rohöl und 3000 Milliarden Kubikmeter Gas vermutet. Das Gebiet ist mit rund 125.000 Quadratkilometern in etwa so groß wie die Nordsee.