Konjunkturunsicherheit führt zu konträrer Branchengewichtung und Anlagestrategie - Experten selten so uneins wie derzeit
von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz
Berlin - Den Start ins neue Halbjahr haben sich die Anleger ganz sicher anders vorgestellt. Statt einer Fortführung der dynamischen Rallye waren die Minuszeichen an den Märkten genauso lang wie die Gesichter der Börsianer. Der Dax verlor am gestrigen Dienstag - seinem 15..Geburtstag - in der Spitze über drei Prozent. Bei anderen Börsenbarometern sah es ähnlich düster aus. Ursache war der weit unter den Erwartungen zurückgebliebene US-Einkaufsmanagerindex. Er galt als erster Lackmustest der wirtschaftlichen Situation im neuen Halbjahr. Zwar stieg er leicht an, notierte jedoch mit 49,8 unter der kritischen 50-Punkte-Marke. Ein Wert unter 50 heißt wirtschaftliche Kontraktion. Mit anderen Worten: Die führenden amerikanischen Firmenlenker erwarten keinen raschen Aufschwung.
"Jetzt werden wieder schlechte Erinnerungen an das letzte Jahr wach", sagt Stephen Lewis, Stratege bei Momentum Securities in London. Auch vor zwölf Monaten setzten alle auf die Konjunkturwende, um im Laufe des Jahres bitter enttäuscht zu werden. "Es ist sehr gut möglich, dass wir ein Déjà-vu erleben", zeigt sich der Stratege pessimistisch.
Für Anleger lautet die alles entscheidende Gretchenfrage. Waren alle positiven Anzeichen, die auf eine Wiederbelebung der Konjunktur hindeuteten nur eine Chimäre? Hiervon hängt es nicht nur ab, ob die Erholung der letzten Monate an den Märkten nachhaltig ist, sondern in welchen Branchen Anleger investiert sein sollten.
Denn in jeder Phase der Konjunktur laufen andere Werte, wie eine Auswertung der letzten acht deutschen Wirtschaftszyklen zeigt. Am Hochpunkt sind eher defensive Titel wie Versorger oder Pharmawerte gefragt. Steht die Ökonomie dagegen vor einem Aufschwung, müssen Investoren eher ein aggressiveres Depot aufbauen. Wichtige Ingredenzien sind dann eher Technologie-, Finanztitel und Autobauer.
Wenig hilfreich sind die jüngsten Studien der führenden Finanzstrategen. Während etwa die Experten von Citigroup Smith Barney dazu raten, aggressiv einen Konjunkturaufschwung zu spielen und dementsprechend Papiere aus den Sektoren Technologie, Medien und Telekommunikation überzugewichten und defensive Aktien aus der Versorgerbranche eher zu vernachlässigen, sind andere Marktbeobachter weit weniger optimistisch. So empfehlen etwa die Strategen von Merrill Lynch, der Deutschen Bank oder der Investmentbank UBS nach der Kursrallye erst einmal wieder Gewinne in den gut gelaufenen zyklischen Branchen mitzunehmen und eher einen defensiven Depotansatz zu fahren.
Die Strategen der UBS haben sämtliche Dax-Unternehmen nach ihrer Abhängigkeit von der Wirtschaftsentwicklung unter die Lupe genommen. Besonders konjunktursensibel sind - wie nicht anders zu erwarten ist - zyklische Titel. Danach muss die Wirtschaft im kommenden Jahr wieder anspringen, damit Thyssen-Krupp, Lufthansa, Daimler-Chrysler, Bayer oder BASF die ambitionierten Gewinnschätzungen der Analysten erreichen können. Dies gilt insbesondere deshalb, weil die Kostensenkungsmaßnahmen nach den letzten zwei schwachen Jahren weitgehend ausgereizt und Gewinnsteigerungen kaum noch über Einschnitte beim Personal oder anderen Ausgabenposten möglich sind. Deswegen sind Anleger gut beraten, sich sehr genau die nächsten Konjunkturdaten beiderseits des Atlantiks anzuschauen.
von Daniel Eckert und Holger Zschäpitz
Berlin - Den Start ins neue Halbjahr haben sich die Anleger ganz sicher anders vorgestellt. Statt einer Fortführung der dynamischen Rallye waren die Minuszeichen an den Märkten genauso lang wie die Gesichter der Börsianer. Der Dax verlor am gestrigen Dienstag - seinem 15..Geburtstag - in der Spitze über drei Prozent. Bei anderen Börsenbarometern sah es ähnlich düster aus. Ursache war der weit unter den Erwartungen zurückgebliebene US-Einkaufsmanagerindex. Er galt als erster Lackmustest der wirtschaftlichen Situation im neuen Halbjahr. Zwar stieg er leicht an, notierte jedoch mit 49,8 unter der kritischen 50-Punkte-Marke. Ein Wert unter 50 heißt wirtschaftliche Kontraktion. Mit anderen Worten: Die führenden amerikanischen Firmenlenker erwarten keinen raschen Aufschwung.
"Jetzt werden wieder schlechte Erinnerungen an das letzte Jahr wach", sagt Stephen Lewis, Stratege bei Momentum Securities in London. Auch vor zwölf Monaten setzten alle auf die Konjunkturwende, um im Laufe des Jahres bitter enttäuscht zu werden. "Es ist sehr gut möglich, dass wir ein Déjà-vu erleben", zeigt sich der Stratege pessimistisch.
Für Anleger lautet die alles entscheidende Gretchenfrage. Waren alle positiven Anzeichen, die auf eine Wiederbelebung der Konjunktur hindeuteten nur eine Chimäre? Hiervon hängt es nicht nur ab, ob die Erholung der letzten Monate an den Märkten nachhaltig ist, sondern in welchen Branchen Anleger investiert sein sollten.
Denn in jeder Phase der Konjunktur laufen andere Werte, wie eine Auswertung der letzten acht deutschen Wirtschaftszyklen zeigt. Am Hochpunkt sind eher defensive Titel wie Versorger oder Pharmawerte gefragt. Steht die Ökonomie dagegen vor einem Aufschwung, müssen Investoren eher ein aggressiveres Depot aufbauen. Wichtige Ingredenzien sind dann eher Technologie-, Finanztitel und Autobauer.
Wenig hilfreich sind die jüngsten Studien der führenden Finanzstrategen. Während etwa die Experten von Citigroup Smith Barney dazu raten, aggressiv einen Konjunkturaufschwung zu spielen und dementsprechend Papiere aus den Sektoren Technologie, Medien und Telekommunikation überzugewichten und defensive Aktien aus der Versorgerbranche eher zu vernachlässigen, sind andere Marktbeobachter weit weniger optimistisch. So empfehlen etwa die Strategen von Merrill Lynch, der Deutschen Bank oder der Investmentbank UBS nach der Kursrallye erst einmal wieder Gewinne in den gut gelaufenen zyklischen Branchen mitzunehmen und eher einen defensiven Depotansatz zu fahren.
Die Strategen der UBS haben sämtliche Dax-Unternehmen nach ihrer Abhängigkeit von der Wirtschaftsentwicklung unter die Lupe genommen. Besonders konjunktursensibel sind - wie nicht anders zu erwarten ist - zyklische Titel. Danach muss die Wirtschaft im kommenden Jahr wieder anspringen, damit Thyssen-Krupp, Lufthansa, Daimler-Chrysler, Bayer oder BASF die ambitionierten Gewinnschätzungen der Analysten erreichen können. Dies gilt insbesondere deshalb, weil die Kostensenkungsmaßnahmen nach den letzten zwei schwachen Jahren weitgehend ausgereizt und Gewinnsteigerungen kaum noch über Einschnitte beim Personal oder anderen Ausgabenposten möglich sind. Deswegen sind Anleger gut beraten, sich sehr genau die nächsten Konjunkturdaten beiderseits des Atlantiks anzuschauen.