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Montag, 23. April 2001
Börsenchance des Jahrzehnts
Profitieren vom Baby-Boom
Zinsentscheidungen, Wirtschaftswachstum, Geschäftsklimaindex und Arbeitslosenzahlen - wer sein Geld an der Börse anlegt, möchte mit den aktuellsten Daten versorgt sein. Tatsächlich gibt es jedoch keine wirtschaftlich relevanten Daten, die man auf Jahre oder gar Jahrzehnte hin vorhersagen kann. Mit einer Ausnahme: Die Geburtenraten lassen sich zurückverfolgen. Wer die Babyboom-Jahrgänge kennt, kann zugleich Konsumphasen langfristig voraussagen - so lautet die Hauptaussage des legendären Trendforschers Harry S. Dent in seinem Buch Börsentrends erkennen.
„Das wichtigste Werkzeug zur Voraussage zukünftiger Wirtschaftsentwicklungen und der Aktienbewegungen ist die Kurve der Kaufkraft. In der durchschnittlichen amerikanischen Familie (wie in den meisten anderen Industrienationen) wird derzeit im Alter von 46,5 Jahren der Höhepunkt der Kaufkraft erreicht. Diese Zahl basiert auf den (sehr zuverlässigen) Ergebnissen des amerikanischen Arbeitsministeriums und dessen jährlichem Überblick über die Kaufkraft des Konsumenten.“ (Harry S. Dent)
Dass der Konsumhöhepunkt in dem Alter erreicht wird, lässt sich leicht nachvollziehen: die Kinder verlassen das Elternhaus, die Hypothek für das Eigenheim ist weitgehend abgetragen, die Karriereleiter ist recht weit erklommen, das Gehalt deutlich gestiegen. Zeit und Geld zum Konsumieren sind also reichlich vorhanden. „Von ihren Kindern verlassene Eltern verwenden ihr Einkommen dann zunehmend für Urlaubswohnungen, Reisen und Freizeit.“ (Harry S. Dent)
Von der Behauptung ausgehend, dass sich mit Demographie und Konsum die wirtschaftliche Entwicklung auf lange Sicht vorherbestimmen lässt, hat Frank Schneider von Avesco eine optimistisch stimmende Konjunkturprognose entwickelt. Dabei stützt er sich auf die Tatsache, dass die ausgabestärkste Gruppe erst in den nächsten zehn Jahren zur stärksten Altersgruppe aufsteigt.
"Die 3. Welle der Baby-Boomer (Jahrgang 50-57) wird bis Mitte 2005 hohe Zuwachsraten für die Wirtschaft bringen. Danach folgt eine Konsolidierung auf hohem Niveau (Jahrgang 58-61). Unterstützt durch den Familiengründungs-Zyklus wird der Boom aber weitergehen. Denn jede Heirat ist mit einem Konsumanstieg verbunden. Dies ist durchschnittlich mit 26 Jahren der Fall. Das bedeutet, dass die Familiengründung, verschoben um ca. 26 Jahre von der Geburt, zu zusätzlichem Konsum führt. Aus den vorhandenen Daten geht hervor, dass bei Erreichen der Ausgabenspitze 2005 gleichzeitig die Anzahl der Familiengründungen ihren Boden erreicht hat und von da an wieder zunimmt. Damit verbunden ist eine weitere Zunahme des Konsums.“
Damit erklärt sich, warum Frank Schneider die jetzige Korrektur für die beste Kaufgelegenheit innerhalb des Booms und vielleicht sogar überhaupt hält. Zwar haben wir im vergangenen Jahr einen Salamicrash in den Wachstumsbranchen erlebt, aber diese Korrektur war seiner Ansicht nach notwendig, um die extremen Übertreibungen im High-Tech-Bereich zu verarbeiten.
Selbst wenn es jetzt noch zu Gewinnwarnungen und entsprechenden Rückschlägen kommen sollte, angesichts der demographischen Fakten ist Frank Schneider in Hinblick auf dieses Börsenjahrzehnt zuversichtlich gestimmt. Außerdem belegt er anhand der Verkäufe der Einzelhandelsketten, der Autoverkäufe und der Baubeginne, dass der US-Konsum trotz abkühlender Konjunktur kaum zurückgegangen ist.