Börsenausblick nächste Woche

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Börsenausblick nächste Woche

 
18.01.03 18:43
Börsenausblick: Euro nimmt die nächste Hürde in Angriff
Von Dirk Benninghoff, Frankfurt, und Nicola Liebert, New York

Der Euro wird auch in der kommenden Woche zu den Gewinnern der Irak-Krise gehören. Für die Aktienmärkte sind die Aussichten dagegen mau.

Die Devisenexperten der Bankhäuser erwarten, dass die europäische Gemeinschaftswährung ihre Rally bis auf über 1,07 $ fortsetzen wird, nachdem sie am Freitag ein Tageshoch von 1,0679 $ übersprungen wurde. "Es ist noch Kaufinteresse da. Viele Anleger sind noch nicht so positioniert, wie sie es gerne sein möchten", sagte Devisen-Strategin Sabina Jacobs von Dresdner Kleinwort Wasserstein. Auch Gold dürfte nach Expertenmeinung als "sicherer Hafen" weiter gefragt sein, nachdem es in der vergangenen Woche zeitweise ein Sechs-Jahres-Hoch erreicht hatte - nicht zuletzt wegen der Waffenfunde der Uno-Inspekteure im Irak.


Hohe Schwankungen bei Aktien


Für den Aktienmarkt bestehen vor diesem Hintergrund keine sonderlich rosigen Aussichten. Die meisten Strategen rechnen mit einer Seitwärtsentwicklung. Ruhig dürfte diese allerdings nicht verlaufen. Die meisten Börsianer rechnen mit hohen Kursschwankungen. Die geopolitischen Risiken erschwerten die Prognosen für die Aktienmärkte, schreibt die Bankgesellschaft Berlin, die bis zu "eindeutigen politischen Entscheidungen" mit seitwärts laufenden Kursen rechnet. Auch Credit Suisse First Boston ist dieser Meinung. Es sei nicht an der Zeit "aggressive Wetten auf Aktien einzugehen". Das gleiche gelte für Anleihen.


Schon in der vergangenen Woche pendelten die Kursbarometer lange Zeit richtungslos hin und her, bevor es zum Schluss bergab ging. Grund: Enttäuschende Quartalszahlen und schwache Konjunkturdaten. "Wenn wir den Eindruck bekämen, dass sich die Lage bei den US-Unternehmen verbessern würde, dann würde dies den Irak-Faktor ausgleichen", sagt Larry Wachtel von Prudential Financial. Dies war aber in den vergangenen Tagen nicht der Fall. Die Ergebnisse von Microsoft oder Intel führten nicht zu Freudensprüngen der Investoren. Das Fazit von Helaba Trust: "Eine nachhaltige Verbesserung der Unternehmensgewinne zeichnet sich noch nicht ab."


So verlor der Dax in der abgelaufenen Woche 3,9 Prozent, während der Stoxx 50 um 4,2 Prozent sank. Der Dow Jones gab 2,3 Prozent nach, der Nasdaq Composite 4,9 Prozent. Die Angst vor einem Krieg im Irak sei in Europa größer als in den USA selbst, meint die DZ Bank. Ein Beleg: Während die Volatilität in den USA auf Werte um 27 Prozent sank, stieg der V-Dax in Frankfurt auf 40 Prozent.


Geht es erst einmal los mit der militärischen Auseinandersetzung, könnte diese die Märkte noch stärker belasten. Eingepreist sei eine relativ schnelle Lösung des Konfliktes, sagt Roland Ziegler, Stratege bei der ING/BHF-Bank. Allerdings kein "Best-Case-Szenario". Dieses wäre die Abdankung Saddam Husseins, bevor der Krieg startet. Für den Dollar würde dies nach Ansicht von Dresdner-Expertin Jacobs allerdings keinen nachhaltigen Aufschwung bedeuten. Die US-Märkte seien überbewertet, das hohe Leistungsbilanzdefizit laste zusätzlich auf der Währung. So rechnet Dresdner Kleinwort Wasserstein auf Zwölf-Monats-Sicht mit einem Euro von 1,11 $.



Euro lädt zu Wetten ein


Die Strategen sind fast durch die Bank bereit, Wetten auf den Euro und das Gold einzugehen. "Die Schwäche des Dollar dürfte vorerst anhalten", prognostiziert Helaba Trust. Bei Ausbruch des wahrscheinlichen Krieges im Irak dürfte die US-Währung noch einmal in die Knie gehen. Die Bremer Landesbank macht sowohl für die Dollarschwäche als auch für Stärke des Goldes nicht nur den Irak verantwortlich, sondern vielmehr fiskale und konjunkturelle Einflüsse: eine hohe Verschuldung, Niedrigstzinspolitik, Überkapazitäten und eine überproportionale Geldmengenausweitung.


Zum Wochenschluss erreichte das Edelmetall bei 358,50 $ pro Unze ein neues Sechs-Jahres-Hoch. Die Experten erwarten, dass sich der Trend fortsetzt. Angesichts der unsicheren Gesamtlage blieben die "sicheren Häfen" attraktiv, sagt David Manso Fondsmanager bei Gesatlantico in Madrid. Händler Peter Tse von Mocatta in Hongkong rechnet damit, "dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis wir 360 $ sehen."


Angesichts der Spannungen rechnen die Börsianer auch beim Öl weiterhin mit hohen Preisen. Neben dem Irak-Konflikt trieb auch der Streik im für die USA sehr wichtigen Ölland Venezuela die Notierungen am Freitag an der New Yorker Terminbörse in Richtung 34 $ je Barrel (159 Liter).


Neben den Entwicklungen im Fall Irak werden die Märkte vor allem die zahlreichen Quartalszahlen unter die Lupe nehmen, die in den kommenden Tagen erwartet werden. Unter anderen legen in den USA die Blue Chips Citigroup und 3M (Dienstag), JP Morgan Chase (Mittwoch) und AT&T (Donnerstag) die Ergebnisse des vierten Quartals vor. Auch aus der Pharma- und der Hightechbranche wird es Zahlen hageln. An der Konjunkturfront dagegen ist es recht ruhig.


In Europa wird hier am Dienstag der deutsche Frühindikator des ZEW, der die Konjunkturerwartungen der Unternehmen widerspiegelt, von Interesse sein. Die DZ-Bank erwartet, dass der Index "Deutschlands Schwäche noch einmal unterstreichen" werde. Zudem werden Inflationsdaten aus der Eurozone und aus Deutschland erwartet. In Europa kommt die Saison der Quartals- und Jahresberichte langsam in Fahrt. Unter anderem präsentieren die Hightech-Schwergewichte Nokia und Siemens (beide Donnerstag) ihre jüngsten Ergebnisse.



Klare Trends bei Euro und Gold


Auch bei den Staatsanleihen erwarten die Experten wenige Veränderungen. Die neuen Konjunkturdaten werden die derzeit vorherrschende Einstellung kaum verändern, schreibt die DZ Bank. Sie rechnet daher nicht damit, dass der Bund-Future aus seiner Schwankungsbreite von 112,20 und 113,57 Punkte ausbrechen wird. Ähnlich sieht Credit Suisse First Boston die Entwicklung. Die Bonds dürften sich weiter in den derzeitigen Handelsspannen bewegen, bis eine neue Uno-Resolution zum Irak bevorstehe. Zuletzt hatten sich die Staatsanleihen auf hohen Niveau stabilisiert. Die Rendite der Zehnjährigen US-Treasuries bewegt sich seit Mitte Oktober auf niedrigen Ständen zwischen 3,8 und 4,25 Prozent, die der Zehnjährigen in Deutschland tendiert um die 4,2 Prozent.


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