Börsenausblick: Berichtsaison treibt Dax an
Anleger setzen in dieser Woche ihre Hoffnungen in eine Fortsetzung der erfreulich verlaufenden Berichtsaison in Europa. Die Stimmung hat Experten zufolge zuletzt deutlich verbessert und auch das Handelsvolumen stieg in der vergangenen Woche an. Analysten erwarten überwiegend eine freundliche Tendenz an den Börsen.
In den USA sind sich Analysten uneins über die weitere Richtung am Aktienmarkt. Allerdings verdichten sich die Anzeichen für eine baldige Pause im Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank. Davon könnten sowohl amerikanische Aktien als auch die internationalen Rentenmärkte profitieren. Ein Verlierer der Entwicklung wäre dagegen der Dollar. Der Stoxx 50 stieg im Vergleich zur Vorwoche deutlich um 4,1 Prozent, der Dax legte um 4,7 Prozent zu. In den USA gewann der breit angelegte S&P500 3,1 Prozent. Der technologielastige Nasdaq kletterte um 3,6 Prozent.
In Deutschland steuert die Berichtsaison in dieser Woche ihrem Höhepunkt entgegen: Zwölf der 30 Dax-Unternehmen legen Ergebnisse vor, darunter Deutsche Bank , der Handelsriese Metro , der Autobauer BMW und der Versicherer Münchner Rück . "Die Anleger dürfen die Hoffnung haben, dass die Zahlen ähnlich gut ausfallen, wie in der vergangenen Woche", so Frank Schallenberger, Aktienstratege der Landesbank Baden-Württemberg.
Entsprechend könne der Dax weiter zulegen. "Die Belastungsfaktoren hoher Ölpreis, steigende Zinsen und Nahostkonflikt werden kurzfristig wohl kaum von der Bildfläche verschwinden. Bei einer überdurchschnittlichen Quartalssaison sollten sie aber zunächst in den Hintergrund rücken", sagte Schallenberger. Vorsichtiger äußerte sich die Raiffeisen Zentralbank Österreich, die zwar mit guten Zahlen, aber gemischten Ausblicken der Firmen rechnet. "Die entscheidende Frage ist, ob die aktuell sehr guten Ergebnisse die zum Teil doch enttäuschenden Aussichten überdecken können."
Warten auf den 8. August
In den USA könnte der Blick auf die Geldpolitik die Berichtsaison in den Hintergrund drängen. Für Klarheit wird aber erst die Fed-Sitzung am 8. August sorgen. Die Chancen für eine baldige Zinspause sind mit der Veröffentlichung der schwachen Daten zum US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal gestiegen. "Wir rechnen zwar noch mit einem Zinsschritt, doch der steht nach den Daten auf der Kippe", sagte Rainer Sartoris, Volkswirt von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Daher dürften die Experten die wichtigen Konjunkturdaten dieser Woche, die ISM-Einkaufmanagerindizes und den US-Arbeitsmarktbericht besonders aufmerksam studieren.
Am Geldmarkt wird vorerst nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent auf eine Zinsanhebung gewettet - vor den BIP-Zahlen war noch die Hälfte der Akteure davon ausgegangen. Das könnte auch den US-Börsen helfen. "Die Fed-Sitzung am 8. August könnte der Katalysator für steigende Aktienkurse werden, zu dem die laufende Berichtssaison bisher nicht unbedingt geworden ist", sagte John Forelli, Portfolio-Manager für Independence Investments.
Dabei verlief diese bislang besser als erwartet. "Fast drei Viertel der im S&P500 gelisteten Unternehmen haben bisher die Prognosen geschlagen, nur zehn Prozent lagen darunter", sagte Barry Ritholtz, Präsident von Ritholtz Capital Partners. Doch während gute Zahlen nur begrenzte Reaktionen hervorrufen, fielen diese bei den Enttäuschungen deutlich stärker aus. "Gute Zahlen hat der Markt längst eingepreist, schlechte dagegen nicht." Die Konjunktursorgen und die bereits hohen Zinsen könnten bald die Gewinne der US-Konzerne belasten, fürchten Anleger.
Am Rentenmarkt hat sich die Stimmung dagegen aufgehellt. Gestützt wird die Erholung durch die Spekulationen über eine Zinspause der Fed. "Wir rechnen am 8. August nicht mehr mit einer Zinserhöhung, das sollte US-Staatsanleihen stützen", sagte Gianluca Salford, Zinsstratege von JP Morgan. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries rutschte am Freitag erstmals seit sechs Wochen unter 5,0 Prozent.
Rückenwind für den Euro
Daniel Pfändler, Zinsanalyst von Dresdner Kleinwort erwartet gleich bleibende oder steigende Anleihekurse auch in Europa. "Zum einen dürfte das schwache US-Wachstum den Markt stützen. Zum anderen gibt es zum Monatsende wieder Umstellungen bei den großen Anleihe-Indizes, bei denen sich die durchschnittliche Laufzeit zum Monatswechsel deutlich verlängert. Das könnte für eine erhöhte Nachfrage sorgen", sagte Pfändler.
Dagegen warnt der Bondstratege der Commerzbank, Peter Müller vor dem hohen Risiko einer Enttäuschung. "Der Markt ist schon weit gelaufen, es gibt keinen Grund für eine Rally", sagte er.
Dem Dollar setzen die Aussichten auf ein Ende der geldpolitischen Straffungen dagegen zu. "Das US-BIP gibt dem Euro Rückenwind", sagt Sartoris. Auch Tony Northfield, Devisenstratege von ABN Amro spricht von einem Aufwärtstrend des Euro. Es gebe noch spekulative Positionen, die eine deutlichere Aufwertung des Euro bremsten. "Dennoch könnten wir in der nächsten Woche oder ein bisschen später ein Euro-Niveau von 1,30 $ sehen."
Quelle: Financial Times Deutschland