Börsenausblick

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Nassie:

Börsenausblick

 
23.02.03 15:12
Von Angst und Unsicherheit werden die Aktienmärkte diese Woche weiter lähmen. Die Entspannung im Irak-Konflikt, die sich an den Börsen nach dem Bericht der Uno-Waffeninspektoren nur drei Tage halten konnte, ist dem Warten auf eine zweite UN-Resolution und auf einen möglichen US-Angriff auf den Irak gewichen.


Nicht nur bei den Aktien, sondern auch bei den Renten und Währungen rechnen die Experten mit starken Schwankungen. Der Dollar dürfte grundsätzlich weiter unter Druck stehen - allerdings mit hohen Ausschlägen. Hält die Krisenstimmung an, könnte Gold seine jüngsten Verluste wieder mehr als wett machen. Der Ölpreis, der am Freitag in Reaktion auf das Feuer am New Yorker Verladeterminal nochmals gestiegen ist, schürt die Rezessionsängste.


Risikofaktor Ölpreis


"Die Rohölpreise liegen 87 Prozent über den Niveaus von Anfang 2002", schreibt Stephen Roach, Chefvolkswirt von Morgan Stanley. Damit hätten sie fast die Hochs vom 20. September 2000 erreicht, die maßgeblich die Rezession von 2001 ausgelöst hätten. "Jeder Dollar, um den sich die Ölpreise verändern, lässt die Verbraucherausgaben um 7 Mrd. $ im Jahr schwanken", warnt Anthony Cresczenzi vom Broker Miller Tabak.


Die vergangene Woche hatten die Börsen noch ungewohnt stark eröffnet. Eine Zwangswandelanleihe der Deutschen Telekom trug dann aber maßgeblich zum Dax-Wochenverlust von 1,0 Prozent bei. Der Stoxx 50 rettete sich dagegen mit 0,3 Prozent ins Plus. In den USA lief es wesentlich besser. Der S&P 500 stieg um 1,7 Prozent, der Nasdaq Composite um 2,9 Prozent.


"Die Märkte bewegen sich im Spannungsfeld zwischen niedriger Bewertung einerseits und Risiken aus der Irak-Krise andererseits", sagt Gerhard Schwarz von der HypoVereinsbank. "Die hohe Risikoaversion lähmt die Aktien", so die Meinung von Helaba Trust. Steigende Kurse würden bereits an den ersten technischen Widerständen zu Gewinnmitnahmen genutzt.


Klarheit würde Aktien helfen


Laut Barton Biggs von Morgan Stanley, ist das Gros der Investoren noch nicht für eine Kurserholung positioniert, die Experten als Reaktion auf einen Kriegsbeginn erwarten. Die Analysten seines Hauses schätzen: "Mehr Klarheit über die geopolitische Lage würde die derzeit übertrieben hohe Aktien-Risikoprämie unter Druck bringen, eine Erleichterungs-Rally um 10 Prozent wäre die Folge."


Auch bei den Renten wird das Thema Irak die Hauptrolle spielen. "Schon in den vergangenen Wochen haben die Kurse der Anleihen nur verhalten auf Konjunkturdaten reagiert - das wird auch diese Woche so bleiben", sagt Jean Dumas, Analyst der Deutschen Bank. Risikoadjustiert böten Staatstitel mittlerweile keine angemessene Rendite mehr. Stattdessen sollten sich die Anleger auf eine zunehmende Volatilität einstellen. Mittelfristig sollten die Kurse der Anleihen weiter steigen, sagt Dumas.



Lage für den Dollar verschärft sich


Dabei sollten sich Bonds der Euro-Zone besser entwickeln als Treasuries. "Die günstigen Inflationsprognosen werden die Kurse im kurzen Laufzeitbereich weiter antreiben und wahrscheinlich die Zinssenkungsfantasie noch beflügeln", sagt Guillaume Salomon von UBS Warburg.


Am Devisenmarkt wird die Situation für den Dollar immer dramatischer. Trotz des gesunkenen Greenback ist das US-Handelsbilanzdefizit im Dezember auf ein Rekordniveau gestiegen. "Die USA werden von Monat zu Monat stärker von Kapitalimporten abhängig", sagt Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank.


Michael Rosenberg von der Deutschen Bank in New York erwartet, dass die fundamentale Schwäche des Dollar dem Euro neuen Schwung bringen wird und ihn bis auf 1,09 $ trieben wird. In der vergangenen Woche ist er bis auf 1,0688 $ gesunken. Der Yen werde wahrscheinlich ebenfalls zulegen und bis auf 118 Yen pro Dollar steigen. Mit Interventionen der Bank von Japan sei aber erst bei Kursen um 117 Yen zu rechnen.



Wichtige Makrodaten



Diese Woche stehen auf beiden Seiten des Atlantiks eine Reihe wichtiger Konjunkturdaten an. In den USA kommt am Dienstag der Index des Verbrauchervertrauens des Forschungsinstituts Conference Board, für den Experten einen Rückgang von 79 auf 77 erwarten. Am Donnerstag werden die Aufträge für langlebige Güter veröffentlicht und am Freitag der Einkaufsmanagerindex der Region Chicago.


Dagegen präsentieren nur wenige US-Firmen neue Zahlen. Doch Einzelhändler wie Lowe's, Federated Department Stores, Home Depot und Gap veröffentlichen Quartalsbilanzen. Dazu kommen Hardwarehersteller Hewlett-Packard , Netzwerkfirma Novell, Kabelkonzern Comcast, Radio- und Werbefirma Clear Channel Communication und der Energieversorger PG&E.



Ifo-Index im Blick


In Europa dürften die für Montag erwarteten, deutschen Erzeugerpreise stärker gestiegen sein als im Vormonat. Der für Dienstag anstehende Ifo-Index wird nach Expertenschätzung kaum verändert sein. Am Freitag stehen Verbraucherpreise für die Euro-Zone auf der Agenda - zusammen mit dem Verbrauchervertrauen.


Der Firmen-Berichtskalender ist prall gefüllt: AWD präsentiert am Montag, Credit Suisse am Dienstag zusammen mit Fresenius Medical Care und Prudential. Abbey National und Linde folgen am Mittwoch - ABB , Axa , Eni , Nestlé , Telefónica und die Royal Bank of Scotland am Donnerstag. Fiat , Puma und Schering berichten am Freitag.

Nassie:

Der finale Ausverkauf droht

 
23.02.03 20:12
Der finale Ausverkauf droht
Stratege erwartet Flucht der Privatinvestoren. Dax könnte auf Sechs-Jahrestief fallen
von Holger Zschäpitz

Berlin  -  Nicht nur im Irak warten Bankstrategen auf die Kapitulation, sondern auch an den Märkten. Schließlich wäre ein kräftiger schlagartiger Ausverkauf eine Art Katharsis für die Börsen und damit das beste Fundament für einen nachhaltigen Aufschwung. Vor allem sei ein reinigender Ausverkauf einer monatelangen Hängepartie mit stark schwankenden Kursen klar vorzuziehen.


Mit einem Paukenschlag bringt James Montier, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, das Szenario eines raschen Sell-Off ins Spiel. „Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an dem die Privat-Anleger genervt von immer neuen Kursverlusten keinerlei Risiken mehr akzeptieren. Der wahre Ausverkauf steht kurz bevor“, ist sich der Experte sicher.


Montier stützt seine Argumentation vor allem auf die Investments privater Anleger in Aktienfonds. In den 90-er Jahren seien die Zuflüsse regelrecht explodiert. Mit der Liquidität sei zum großen Teil die Jahrhundert-Blase an den Börsen aufgepumpt worden. Trotz des mittlerweile dreijährigen Bärenmarktes hätten die Anleger jedoch weitgehend die Ruhe behalten und keine größeren Geldbeträge abgezogen. Doch dies dürfte sich demnächst schlagartig ändern. Denn wer seit 1990 regelmäßig in Fonds eingezahlt habe, dessen Gewinne seien nun weitgehend aufgezehrt – ein Punkt, an dem Anleger die normalerweise die Notbremse ziehen.


Erste Anzeichen einer Kapitulation hat Montier bereits im Januar beobachtet. Verzeichneten die Fondsgesellschaften zu Jahresbeginn in der Regel kräftige Zuflüsse in Höhe von rund 15 Mrd. Dollar, seien Anfang 2003 8,3 Mrd. Dollar aus Aktienprodukten abgezogen worden. „Anleger sind psychologisch in einer ähnlichen Situation wie Casino-Spieler. Wer in der ersten Stunde in der Spielbank dicke Gewinne einfährt, wird spätere Verluste erst einmal mit großer Gelassenheit wegstecken“, erklärt Montier. Erst wenn sich das Minus zu einer Katastrophe ausweite und die frühen Gewinne mehr als aufgezehrt seien, tendierten die Spieler dazu, den Büttel hinzuwerfen und mit dem verbliebenen Geld das Casino zu verlassen. Genau an diesem Punkt seien jetzt die Anleger angekommen. „Der Bärenmarkt ist noch nicht vorbei“, resümiert Montier.


Sein Szenario verheißt insgesamt wenig Gutes für die Märkte. Denn bisher waren vor allem institutionelle Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen für den kräftigen Kursrutsch verantwortlich, während sich die Privaten mit Verkäufen zurückhielten. Und das gilt nicht nur für die US-Börsen sondern auch den Dax. Das deutsche Marktbarometer könnte nun jedoch – belastet durch die schwelende Irak-Krise sowie schwache konjunkturelle Aussichten – in dieser Woche auf den tiefsten Stand seit mehr als sechs Jahren fallen. Einer HSBC-Studie zufolge wird der deutsche Markt weiter leiden, dürften doch die Unternehmensergebnisse für das erste Quartal wegen der weltwirtschaftlichen Lage schwach bleiben, der Reformstau in Deutschland anhalten und sich der Euro weiter zum Dollar aufwerten. „Vor diesem Hintergrund ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Dax in den nächsten Wochen auf neue Tiefstände fallen wird“, so Volker Borghoff von HSBC. Im Oktober 2002 hatte Deutschlands wichtigster Börsen-Index bei 2519 Punkten den tiefsten Stand seit September 1996 markiert.


Thema Nummer Eins wird auch in dieser Woche der Irak-Konflikt sein. Dabei geht es längst nicht nur um die Frage einer weiteren UN-Resolution. Auch in der Interpretation der wegweisenden ökonomischen Daten wird die drohende militärische Auseinandersetzung eine tragende Rolle spielen. So rechnen die Experten mit einem weiteren Rückgang des US-Konsumentenvertrauens als Folge der geopolitischen Unsicherheit. Auch im deutschen Ifo-Index, der wie das US-Verbrauchervertrauen ebenfalls am Dienstag auf der Agenda steht, wird sich das Thema Irak spiegeln. Experten erwarten nach dem leichten Plus im Januar wieder einen Rückfall.


Unternehmensergebnisse dürften vor diesem Hintergrund nur eine untergeordnete Rolle spielen, zumal mit Linde, Schering und FMC nicht gerade die Dax-Schwergewichte mit Zahlen aufwarten.


Nassie:

Noch wäre ein Börsenaufschwung nicht nachhaltig

 
23.02.03 23:27
Von wegen nachrichtenarmes Wochenende. Hans Blix setzt Irak ein Ultimatum, George W. Bush bastelt an einer neuen Uno-Resolution, und Otto Schily gesteht ein, dass Saddam Pokenviren gezüchtet haben könnte.

 

Volkswirtschaftliches KGV


Die EZB verspricht endlich eine Zinssenkung. Und der Bundeskanzler will sogar über Reformen reden, hoffentlich nicht nur mit notleidenden Bankiers. Puh, als Anleger muss man das erst mal alles einordnen. Viele kalkulieren ja mit dem typischen Muster, wonach die Börse spätestens durchstartet, wenn die Unsicherheit weicht. Bloß dürfte die diesmal anhalten, lange nachdem der erste Schuss gefallen ist.

Die Investoren sollten auch folgendes nicht vergessen: Im Gegensatz zu 1991 stecken Japan und Europa inzwischen in einer fortgeschrittenen Strukturkrise. In den USA geht das Leistungsbilanzdefizit derweil in Richtung sechs Prozent des BIP, während die Wall Street an den volkswirtschaftlichen Gewinnen gemessen um ein Drittel höher bewertet bleibt als im Nachkriegsschnitt.


Die europäischen Börsen sind viel billiger, führen aber kein Eigenleben. Eine Zinssenkung ist längst eingepreist. Gut, Gehard Schröder scheint die Linken nun mit dem Kuhhandel "Pazifismus gegen Reformen" über den Tisch ziehen zu wollen. Doch selbst ihnen ist zuzutrauen, darauf nicht hereinzufallen. Für eine nachhaltige Hausse braucht es Firmeninvestitionen. Und die werden sich erst im späteren Jahresverlauf abzeichnen.



ING


So weit, so schlecht. Auch im vierten Quartal hat ING einiges Ungemach in den Schuldbüchern der hauseigenen Bank entdeckt. Für einen Gutteil der diesmal fälligen Risikovorsorge von 510 Mio. Euro soll die Pleite des US-Gesundheitsfinanzierers NCFE verantwortlich sein. Insgesamt musste die ING Bank 2002 für faule Kredite 1,44 Mrd. Euro zur Seite legen, bei Einnahmen von 11,2 Mrd. Euro.


Auch dem Versicherungsgeschäft droht Ungemach. Zwar legte der operative Nettogewinn der Sparte um 19,5 Prozent auf 3,36 Mrd. Euro zu. Aber gleichzeitig bescherten Aktien- und Immobilienverkäufe der Versicherung Buchgewinne von netto 1,04 Mrd. Euro, 180 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Inzwischen sind die stillen Reserven des Aktienportefeuilles auf Null geschrumpft. ING ist damit mehr denn je dem überhitzten holländischen Immobilienmarkt ausgeliefert.


Die Dividende mit einer scheinbaren Rendite von 7,3 Prozent kann da kaum trösten. Die ING will sie wahlweise in Aktien anbieten. Das ist in Holland schon aus Steuergründen beliebt. Weniger üblich sind die Sanktionen für alle, die doch Bares wünschen. Die Finanzierung der Cash-Dividenden soll durch weitere Verkäufe eigener Aktien erfolgen. Neben der Verwässerung droht solch geldgierigen Aktionären ein Abschlag von bis zu vier Prozent zur Aktiendividende.


Natürlich ist die Aktie billig. Auch sollten die durch den Entrium-Kauf gestärkte Direktbank und die Lebensversicherungen in Schwellenländern für Wachstum sorgen. Aber das kann dauern. Im vierten Quartal schrumpfte das Prämienaufkommen um 13,4 Prozent. Kein Wunder, dass die Holländer da keinen Ausblick wagen. 2003 dürfte es ihnen eher schlecht als recht ergehen.



Sanofi-Synthelabo


Thierry Desmarest sieht keinen Anlass zur Eile. Das sagt der Chef von Total Fina Elf jedenfalls, wenn es um den Verkauf des 24,5 prozentigen Anteils an Sanofi-Synthelabo geht. Solch dezente Kurspflege kann die Aktie gut gebrauchen. Schließlich kostet sie gerade noch den 17,2fachen laufenden Gewinn.


Ob sie das wert ist, hängt weiter von Sanofis Schlaf- und Blutgerinnungsmitteln ab. Die Schlaftablette Stilnox bringt bereits gut 1,4 Mrd. Euro, also fast ein Fünftel des Umsatzes. Allein in den USA sollen es bis 2006 2 Mrd. $ werden. Doch der für 2005 angekündigte Nachfolger Ambien MR wird vermutlich erst nach Indiplon von Pfizer auf den Markt kommen. Zudem dürfte sich MR weniger für Langzeitbehandlungen eignen.


Entscheidend aber bleibt der Patentstreit um das Thrombosemittel Plavix. An der Gerichtsfront gibt es nichts Neues. Aber Sanofi scheint sich sicher, die generische Konkurrenz abwenden zu können und den Umsatz mit dem Präparat bis 2006 auf 6 Mrd. $ zu hieven. Selbst wenn es etwas weniger wird, wie die Analysten vermuten, wäre die Aktie dann billig. Sollte Sanofi den Patentstreit verlieren, würde es indes eng werden. Das gilt weniger für den Umsatz als für den Gewinn, da das Mittel in den USA von Bristol-Myers Squibb vertrieben wird. Immerhin hat Sanofi eine operative Umsatzmarge von 35,1 Prozent zu verteidigen. Da kann nur Desmarest gelassen bleiben. Denn bis er seinen Anteil Ende 2004 verkaufen darf, müsste der Patentstreit ohnehin entschieden sein.

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