Die zweite Woche nach Quartalsende ist in der Technologiebranche traditionelle SAP-Wartesaison. So auch diesmal: Das dritte Viertel des Kalenderjahres ist seit einer Woche beendet, und in neun Tagen wird Europas größter Softwarekonzern seine Geschäftszahlen für die Monate von Juli bis September vorlegen.
Irgendwann davor jedoch wird das Unternehmen eine
Umsatzwarnung aussprechen, darüber ist sich die Mehrheit der Finanzanalysten einig. Die ehrgeizigen Ziele - Umsatzsteigerung um fünf bis zehn Prozent und eine Steigerung der Profitabilität um einen Prozentpunkt - kann der Softwarekonzern auf Grund schwacher Branchenkonjunktur auf keinen Fall erreichen. Dies erbrachte zumindest eine Umfrage unter Analysten, die am Montag von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlicht wurde. Analyst Simon Scholes von der Bankgesellschaft Berlin schrieb bereits am Freitag in einer Mitteilung: "Wir erwarten eine Gewinnwarnung nächste Woche oder zur Zeit des Quartalsergebnisses."
Konzernsprecher beißen sich derweil auf die Lippen. "Wir konzentrieren uns auf das Geschäft", heißt es knapp. Dreimal hat SAP während der vergangenen vier Quartale kurz vor dem Bericht der Umsatzzahlen die Geschäftsprognose nach oben oder nach unten korrigiert. Reuters gehört in dieser Hinsicht selbst zu den gebrannten Kindern: Im Juli verhallte die normalerweise viel beachtete Analystenumfrage der Nachrichtenagentur im Nachrichtenrauschen, weil sie nur wenige Stunden vor der Umsatzwarnung von SAP veröffentlicht wurde. Elf Tage nach Ablauf des Quartals musste SAP im Juli eingestehen, dass die Ziele für das Gesamtjahr zu ambitioniert waren.
Sparkurs
In der Zwischenzeit hat SAP versucht, mit Einsparungen auf die Krise zu reagieren - zunächst durch die Streichung von externen Software-Entwicklungsaufträgen und die Verschärfung der Spesenrichtlinien. Mitte September hatten Finanzchef Werner Brandt und Kovorstandssprecher Henning Kagermann alle Mitarbeiter noch einmal zum Sparen aufgefordert.
Trotz der ständigen Korrekturen halten die Analysten die Prognosen von SAP für solide genug - so solide, wie es in einem unsicheren Markt für Technologieprodukte eben möglich ist. "SAP wird die Ziele ändern, sobald sie mit genügender Sicherheit sagen können, dass die Ziele nicht erreichbar sind. Das ist legitim", sagt zum Beispiel Gunnar Plagge, Analyst bei der Investmentbank WestLB Panmure in London. Am Montag morgen hat er sein Kursziel von 50 auf 38 Euro gesenkt - weil der Markt derzeit so unberechenbar reagiert, nicht aus Angst vor den Zahlen, die SAP zum Quartal bekannt geben könnte.
So sind es bei allen Analysten nicht Nachrichten von SAP, sondern Geschäftszahlen anderer Softwarefirmen, die Zweifel an der Prognose des Marktführers für Firmensoftware nähren.
Pipeline
Innerhalb des SAP-Konzerns werden die Prognosen nicht nach der Branchenkonjunktur, sondern lediglich nach dem Ausblick auf die so genannte Pipeline gestaltet. In den Computersystemen des Unternehmens sind alle Aufträge für Softwarelizenzen, Entwicklung und Beratung aufgelistet, über die aktuell mit Kunden verhandelt wird. Der Zeitpunkt der Unterschrift durch den Kunden entscheidet darüber, in welchem Quartal der Umsatz gebucht werden kann - die Verschiebung um eine Woche macht unter Umständen den Unterschied zwischen über- oder untererfüllten Prognosenzielen aus. "Das war schon immer ein höllisches Geschäft", sagt Analyst Plagge.
Andere Softwarefirmen wie Microsoft nutzen die Besonderheiten der Branche, um in guten Zeiten Umsätze und Gewinne an den berichteten Zahlen vorbei in die Bücher zu schreiben, um sie in schlechten wieder zu reaktivieren. Für SAP wäre das schlicht undenkbar. Und in Zeiten, da Bilanztricks allgemein mit Argwohn betrachtet werden, ist es wohl auch nicht ratsam.
So reichen die Umsatzprognosen der 19 von Reuters befragten Experten von einem Rückgang von fünf Prozent bis zu einem Anstieg um bis zu fünf Prozent. Zehn Branchenexperten trauen SAP nur noch einen stagnierenden Umsatz zu. Auch die für 2002 angepeilte operative Gewinnmarge von mindestens 21 Prozent sehen viele Analysten trotz der Sparbemühungen nicht mehr als haltbar an. Sechs von ihnen erwarten eine Marge von 19 bis 20 Prozent.
Irgendwann davor jedoch wird das Unternehmen eine
Umsatzwarnung aussprechen, darüber ist sich die Mehrheit der Finanzanalysten einig. Die ehrgeizigen Ziele - Umsatzsteigerung um fünf bis zehn Prozent und eine Steigerung der Profitabilität um einen Prozentpunkt - kann der Softwarekonzern auf Grund schwacher Branchenkonjunktur auf keinen Fall erreichen. Dies erbrachte zumindest eine Umfrage unter Analysten, die am Montag von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlicht wurde. Analyst Simon Scholes von der Bankgesellschaft Berlin schrieb bereits am Freitag in einer Mitteilung: "Wir erwarten eine Gewinnwarnung nächste Woche oder zur Zeit des Quartalsergebnisses."
Konzernsprecher beißen sich derweil auf die Lippen. "Wir konzentrieren uns auf das Geschäft", heißt es knapp. Dreimal hat SAP während der vergangenen vier Quartale kurz vor dem Bericht der Umsatzzahlen die Geschäftsprognose nach oben oder nach unten korrigiert. Reuters gehört in dieser Hinsicht selbst zu den gebrannten Kindern: Im Juli verhallte die normalerweise viel beachtete Analystenumfrage der Nachrichtenagentur im Nachrichtenrauschen, weil sie nur wenige Stunden vor der Umsatzwarnung von SAP veröffentlicht wurde. Elf Tage nach Ablauf des Quartals musste SAP im Juli eingestehen, dass die Ziele für das Gesamtjahr zu ambitioniert waren.
Sparkurs
In der Zwischenzeit hat SAP versucht, mit Einsparungen auf die Krise zu reagieren - zunächst durch die Streichung von externen Software-Entwicklungsaufträgen und die Verschärfung der Spesenrichtlinien. Mitte September hatten Finanzchef Werner Brandt und Kovorstandssprecher Henning Kagermann alle Mitarbeiter noch einmal zum Sparen aufgefordert.
Trotz der ständigen Korrekturen halten die Analysten die Prognosen von SAP für solide genug - so solide, wie es in einem unsicheren Markt für Technologieprodukte eben möglich ist. "SAP wird die Ziele ändern, sobald sie mit genügender Sicherheit sagen können, dass die Ziele nicht erreichbar sind. Das ist legitim", sagt zum Beispiel Gunnar Plagge, Analyst bei der Investmentbank WestLB Panmure in London. Am Montag morgen hat er sein Kursziel von 50 auf 38 Euro gesenkt - weil der Markt derzeit so unberechenbar reagiert, nicht aus Angst vor den Zahlen, die SAP zum Quartal bekannt geben könnte.
So sind es bei allen Analysten nicht Nachrichten von SAP, sondern Geschäftszahlen anderer Softwarefirmen, die Zweifel an der Prognose des Marktführers für Firmensoftware nähren.
Pipeline
Innerhalb des SAP-Konzerns werden die Prognosen nicht nach der Branchenkonjunktur, sondern lediglich nach dem Ausblick auf die so genannte Pipeline gestaltet. In den Computersystemen des Unternehmens sind alle Aufträge für Softwarelizenzen, Entwicklung und Beratung aufgelistet, über die aktuell mit Kunden verhandelt wird. Der Zeitpunkt der Unterschrift durch den Kunden entscheidet darüber, in welchem Quartal der Umsatz gebucht werden kann - die Verschiebung um eine Woche macht unter Umständen den Unterschied zwischen über- oder untererfüllten Prognosenzielen aus. "Das war schon immer ein höllisches Geschäft", sagt Analyst Plagge.
Andere Softwarefirmen wie Microsoft nutzen die Besonderheiten der Branche, um in guten Zeiten Umsätze und Gewinne an den berichteten Zahlen vorbei in die Bücher zu schreiben, um sie in schlechten wieder zu reaktivieren. Für SAP wäre das schlicht undenkbar. Und in Zeiten, da Bilanztricks allgemein mit Argwohn betrachtet werden, ist es wohl auch nicht ratsam.
So reichen die Umsatzprognosen der 19 von Reuters befragten Experten von einem Rückgang von fünf Prozent bis zu einem Anstieg um bis zu fünf Prozent. Zehn Branchenexperten trauen SAP nur noch einen stagnierenden Umsatz zu. Auch die für 2002 angepeilte operative Gewinnmarge von mindestens 21 Prozent sehen viele Analysten trotz der Sparbemühungen nicht mehr als haltbar an. Sechs von ihnen erwarten eine Marge von 19 bis 20 Prozent.