16.11.2001
Horst Weissenfeld
Guter Rat ist teuer - schlechter auch
"Stets äußert sich der Weise leise, vorsichtig und bedingungsweise." Wilhelm Busch
Wir alle brauchen Orientierung und wer an unser Geld will, schickt bekannte Namen und Köpfe ins Rennen. Die Schauspieler Manfred Krug (Tatort-Kommissar, Liebling Kreuzberg) und Charles Brauer (Samt und Seide) steigerten die deutsche Aktionärsgemeinde um eine Million und werben auch bei fallenden Kursen für die T-Aktie und Entertainer Thomas Gottschalk bringt für die Fachkompetenz seiner Aktienempfehlung für die gelbe Aktie-P seinen Bruder Christoph ins Spiel. Ein Liebling der Massen wird sich wohl nur für eine gute Sache einsetzen - denkt Otto Normalsparer.
Der frühere RTL-Chef Helmut Thoma beschreibt die weißen Flecken auf der deutschen Landkarte der Kapitalanlagen treffend: "Lange Zeit haben die Deutschen den Dow Jones für einen Westernhelden und den DAX für ein Pelztier gehalten." Woher sollen die Newcomer auf dem Spielfeld "Börse" Informationen und Wissen nehmen?
Einstmals war es ein besonderes Privileg der VIP-Kunden, von ihren Brokern frühzeitig und kostenlos von hauseigenen Analysen zu erfahren. Die erbrachten ihre Gegenleistung in Form von Kauf- oder Verkaufsanträgen und bezahlten die Informationen indirekt über die Provision.
Im Informations-Zeitalter steht dieses Privileg jedermann mit PC und Telefonanschluß offen. Durch den immer härter werdenden Konkurrenzkampf veröffentlichen inzwischen alle Banken und Finanzdienstleister ihre Unternehmensstudien für alle, nicht nur für die eigene Kundschaft. Der Anleger hat dadurch ein riesengroßes Informationsangebot zur Verfügung und sollte an die alte Kaufmannsregel denken "Was nichts kostet, ist nichts wert". Die Qualitätsunterschiede der Analysen sind aber riesengroß. Auch weil die Motive im Dunkeln bleiben, warum diese Bank zu dem Urteil kommt, anders als andere und warum gerade jetzt.
Manchmal liegen auch die Banken glatt daneben. Nach der Bundestagswahl vom 21. Oktober 1994 riet die Deutsche Bank: "Positionen in deutschen Aktien zu reduzieren." Kanzler Kohl werde zur lahmen Ente. Dann distanzierte sich die Bank von der Empfehlung aus dem eigenen Haus. Im Jahr davor hatte der Branchenprimus seinen guten Ruf schon einmal aufs Spiel gesetzt: Deutsche Bank-Vorstand Dr. Rolf-E. Breuer warnte im April 1993 vor Kurseinbrüchen am deutschen Aktienmarkt. Da hob der Dax richtig ab.
Bei Credit Suisse First Boston (CSFB) beteiligten sich Analysten des Technologieteams des berühmt-berüchtigten Frank Quattrone an einem Unternehmen, brachten das an die Börse und stiegen sofort danach mit fetten Gewinnen wieder aus. Anleger wußten nichts davon.
Nach US-Professor Eccles spielen Banken, Analysten und Unternehmen ein trickreiches Spiel, das kein Anleger mehr zu durchschauen vermag. In dem Spiel schätzen die Analysten die Kurzzeitgewinne von Unternehmen - und die Manager der Unternehmen mühen sich mit allen Kräften, die Einschätzung der Analysten zu übertreffen. Investoren sind in diesem Spiel gezwungen, Aktien anzupreisen und zu verkaufen, die diese Kurzfristerwartungen nicht erfüllen. Dadurch kommt es zu außerordentlichen Kursschwankungen, Gerüchte bekommen eine Bedeutung, die ihnen nicht zukommt.
Sie können von den Börsenerfahrungen der Börsen-Legenden profitieren, die ihr Leben und ihre Geschäfte aufgeschrieben und in Interviews darüber berichtet haben. Von den Erfahrungen anderer zu lernen, kann Geld und teure Tränen sparen. Die Börsen-Gurus haben mehr als einen Beweis dafür geliefert, daß ihre Strategien erfolgreich sind. Die Altmeister der Börse geben ehrlich zu, nicht immer richtig zu liegen.
Bernard Baruch wurde nach dem Rezept für seinen Reichtum gefragt, Antwort: "48 Prozent meiner Investments gingen gut, 48 Prozent gingen daneben und von den 4 Prozent habe ich meinen Reichtum begründet." Spekulant George Soros gibt freimütig zu, daß er so viele Fehler macht wie jeder Durchschnittsanleger. Sein Erfolgsrezept ist, diese Fehler schnell zu erkennen und umzuschalten. Sir Winston Churchill sagte: "Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selber. Er läßt auch anderen eine Chance".
Börsenaltmeister André Kostolany hinterließ uns seine Lebenserfahrung: "Die nützlichsten Wörter an der Börse sind: vielleicht, hoffentlich, möglich, es könnte, nichtsdestoweniger, obwohl, zwar, ich glaube, ich meine, aber, wahrscheinlich, das scheint mir."
Horst Weissenfeld
Guter Rat ist teuer - schlechter auch
"Stets äußert sich der Weise leise, vorsichtig und bedingungsweise." Wilhelm Busch
Wir alle brauchen Orientierung und wer an unser Geld will, schickt bekannte Namen und Köpfe ins Rennen. Die Schauspieler Manfred Krug (Tatort-Kommissar, Liebling Kreuzberg) und Charles Brauer (Samt und Seide) steigerten die deutsche Aktionärsgemeinde um eine Million und werben auch bei fallenden Kursen für die T-Aktie und Entertainer Thomas Gottschalk bringt für die Fachkompetenz seiner Aktienempfehlung für die gelbe Aktie-P seinen Bruder Christoph ins Spiel. Ein Liebling der Massen wird sich wohl nur für eine gute Sache einsetzen - denkt Otto Normalsparer.
Der frühere RTL-Chef Helmut Thoma beschreibt die weißen Flecken auf der deutschen Landkarte der Kapitalanlagen treffend: "Lange Zeit haben die Deutschen den Dow Jones für einen Westernhelden und den DAX für ein Pelztier gehalten." Woher sollen die Newcomer auf dem Spielfeld "Börse" Informationen und Wissen nehmen?
Einstmals war es ein besonderes Privileg der VIP-Kunden, von ihren Brokern frühzeitig und kostenlos von hauseigenen Analysen zu erfahren. Die erbrachten ihre Gegenleistung in Form von Kauf- oder Verkaufsanträgen und bezahlten die Informationen indirekt über die Provision.
Im Informations-Zeitalter steht dieses Privileg jedermann mit PC und Telefonanschluß offen. Durch den immer härter werdenden Konkurrenzkampf veröffentlichen inzwischen alle Banken und Finanzdienstleister ihre Unternehmensstudien für alle, nicht nur für die eigene Kundschaft. Der Anleger hat dadurch ein riesengroßes Informationsangebot zur Verfügung und sollte an die alte Kaufmannsregel denken "Was nichts kostet, ist nichts wert". Die Qualitätsunterschiede der Analysen sind aber riesengroß. Auch weil die Motive im Dunkeln bleiben, warum diese Bank zu dem Urteil kommt, anders als andere und warum gerade jetzt.
Manchmal liegen auch die Banken glatt daneben. Nach der Bundestagswahl vom 21. Oktober 1994 riet die Deutsche Bank: "Positionen in deutschen Aktien zu reduzieren." Kanzler Kohl werde zur lahmen Ente. Dann distanzierte sich die Bank von der Empfehlung aus dem eigenen Haus. Im Jahr davor hatte der Branchenprimus seinen guten Ruf schon einmal aufs Spiel gesetzt: Deutsche Bank-Vorstand Dr. Rolf-E. Breuer warnte im April 1993 vor Kurseinbrüchen am deutschen Aktienmarkt. Da hob der Dax richtig ab.
Bei Credit Suisse First Boston (CSFB) beteiligten sich Analysten des Technologieteams des berühmt-berüchtigten Frank Quattrone an einem Unternehmen, brachten das an die Börse und stiegen sofort danach mit fetten Gewinnen wieder aus. Anleger wußten nichts davon.
Nach US-Professor Eccles spielen Banken, Analysten und Unternehmen ein trickreiches Spiel, das kein Anleger mehr zu durchschauen vermag. In dem Spiel schätzen die Analysten die Kurzzeitgewinne von Unternehmen - und die Manager der Unternehmen mühen sich mit allen Kräften, die Einschätzung der Analysten zu übertreffen. Investoren sind in diesem Spiel gezwungen, Aktien anzupreisen und zu verkaufen, die diese Kurzfristerwartungen nicht erfüllen. Dadurch kommt es zu außerordentlichen Kursschwankungen, Gerüchte bekommen eine Bedeutung, die ihnen nicht zukommt.
Sie können von den Börsenerfahrungen der Börsen-Legenden profitieren, die ihr Leben und ihre Geschäfte aufgeschrieben und in Interviews darüber berichtet haben. Von den Erfahrungen anderer zu lernen, kann Geld und teure Tränen sparen. Die Börsen-Gurus haben mehr als einen Beweis dafür geliefert, daß ihre Strategien erfolgreich sind. Die Altmeister der Börse geben ehrlich zu, nicht immer richtig zu liegen.
Bernard Baruch wurde nach dem Rezept für seinen Reichtum gefragt, Antwort: "48 Prozent meiner Investments gingen gut, 48 Prozent gingen daneben und von den 4 Prozent habe ich meinen Reichtum begründet." Spekulant George Soros gibt freimütig zu, daß er so viele Fehler macht wie jeder Durchschnittsanleger. Sein Erfolgsrezept ist, diese Fehler schnell zu erkennen und umzuschalten. Sir Winston Churchill sagte: "Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selber. Er läßt auch anderen eine Chance".
Börsenaltmeister André Kostolany hinterließ uns seine Lebenserfahrung: "Die nützlichsten Wörter an der Börse sind: vielleicht, hoffentlich, möglich, es könnte, nichtsdestoweniger, obwohl, zwar, ich glaube, ich meine, aber, wahrscheinlich, das scheint mir."