Roland Leuschel
Die Blase ist tot! Es lebe die Blase!
In Anlehnung an den Spruch "Le roi est mort, vive le roi!" ist der Beobachter geneigt zu sagen: Die Finanzblase an den Börsen ist geplatzt, es lebe die neue Blase! Der "Hohepriester der Finanzblasen", Alan Greenspan kann also wieder mit Genugtuung auf sein neues Werk schauen. Kaum platzte die unter seiner genialen Regie entstandene grösste Börsenblase der Geschichte (rund 7000 Milliarden Dollar Kapitalvernichtung ... 70% des BSP der USA vor 2000) macht er sich ans Werk eine neue Blase zu kreieren um die Folgen einer Kapitalvernichtung, nämlich eine Wirtschaftsrezession, zu vermeiden. Und prompt hat er wieder viel Erfolg. Auf der einen Seite jubeln die Investmentbanken und deren Gurus, an der Spitze hat sich dieses Mal Ralph Acampora vom Prudential Securities hervorgetan, und das Anlegermagazin Euro am Sonntag titelte in seiner Ausgabe vom 11.11. in fetten Buchstaben "GELD GIBT'S JETZT UMSONST": Über Amerika wird ein Füllhorn ausgeschüttet. Und der Mann am Füllhorn heisst Alan Greenspan. Geld kostet de facto nichts mehr! In einem weiteren Artikel erhält Alan noch einen neuen Titel "Herr der milden Gaben". Assistiert wird Ralph Acampora unter anderem von der "Staranalystin" (FAZ) von Goldman Sachs, Abby Cohen. Sie sieht einen fairen Wert" der Standard & Poors 500 bei 1.300/1.425 (1.150) und Dow Jones von 11.300 bis 12.400 (9.980), das wären rund 25% mehr als derzeit. Aber auch in Europa ist der Optimismus wieder in Mode, und am 20.11. titelte Die Welt, deren Börsenteil bemerkenswert mit Grafiken illustriert und für den Aktionär bereichernd geworden ist: "DAX NIMMT KURS AUF 6.000 PUNKTE" Untertitel "Seit dem Terrorcrash sind die Aktien um mehr als 35% gestiegen".
Bleiben Sie weiterhin geduldig und gelassen, und legen Sie Ihren Cash, wie in meiner letzten Kolumne vom 24.10. "Anlagestrategie zu einer Zeit der Extreme" empfohlen, langsam und geduldig in Aktien an, und warten Sie auf den Test der am 21.9. erreichten Tiefstpunkte. Sie müssen also wie einst Odysseus Ihre Ohren mit Watte verstopfen, um das Sirenengebrüll der Investmentbanken und einiger Gurus nicht zu hören. Letzten Endes, und ich wiederhole diesen Satz, so oft ich nur kann, entscheiden die Gewinne der Unternehmen den Börsenkurs, und nur wenn die Aktien preisgünstig sind sollte der Anleger zugreifen, und das sind sie nicht. Die Gewinne hängen letztenendes auch von der Konjunktur ab, und da hat die Vergangenheit bewiesen, dass einem starken Börsencrash wie 1929 eine Rezession folgt. Und der jetzige Börsencrash war gigantischer in seinem Ausmass als 1929.
In dieser Woche veröffentlichte ein Gremium von 6 Ökonomen, das angesehene National Bureau of Economic Research (NBER), das die Statistiken Amerikas auswertet: "Amerika befindet sich seit März in einer Rezession. Die Industrieproduktion sei bereits im Herbst 2000 eingebrochen." Wie ein verspäteter Aprilscherz erscheint die Erklärung der renommierten MIT Professors, Rüdiger "Irving" Dornbusch, der noch im Dezember erklärte: "Die Angst vor einer Rezession ist typisch europäisch, aber unbegründet. Streichen Sie deshalb des Wort Rezession einfach aus Ihrem Sprachschatz. Es wird sie in den USA nicht geben." Aber auch in Europa gibt es kleinere Dornbuschs, wie zum Beispiel der Volkswirt der Dresdner Bank, Klaus Friedrich, der noch Mitte September erklärte: "Es droht keine Rezession." In seiner Begründung konnte man dann lesen: "Wir beobachten im Moment überall in den USA eine Welle spontaner Vertrauenskundgebungen in den "American Way of Life". Verkäufer von US Fahnen haben Hochkonjunktur ... Die Geldpolitik wird so viel Liquidität wie nötig zur Verfügung stellen." Inzwischen befindet sich auch Deutschland in einer Rezession und eine Rückkehr zu den hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre zeichnet sich vorerst nicht ab. Eine Konjunkturerholung könnte erst im Jahre 2003 realistisch werden. Seltsam, dass in Deutschland Ökonomen wie auch Politiker das R-Wort, das heisst Rezession, vermeiden. Ihnen sei zugerufen: Eine Rezession ist eine Rezession, und wer nicht den Mut hat das auszusprechen, hat keinen Realitätssinn, das fängt übrigens auch mit R an.
Es gibt einen Super-Optimisten, der nicht zuletzt durch seine Kolumnen in der FAZ jeden Montag die Möglichkeit hat, den Realisten eins auszuwischen und seinen Optimismus zu predigen, Heiko Thieme. Ich vermute, dass Anleger die in Thieme Fonds International angelegt haben, und der laut Statistik derselben FAZ unter 356 internationalen Aktienfonds mit -56,42% in den letzten 62 Wochen an Platz 351 rangiert, jetzt den Sinn des Bibelwortes aus Matthäus 7-16 und 20 " An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" verstehen.
Die Federal Reserve wird die Zinsen weiter senken, und die EZB wird ihr folgen auch wenn das Geldmengenwachstum mit rund 7% erheblich über der Zielzone von 4,5 liegt. Es dürfte aber eine Falschmeldung sein, wonach Alan Greenspan einen Grossteil der amerikanischen Hubschrauber für den Ernstfall reserviert haben soll, um Dollarnoten über die amerikanischen Städte abwerfen zu können. Der Plan soll daran gescheitert sein, dass diese Hubschrauber in Afghanistan und später im Irak gebraucht werden. Fazit: Bleiben Sie ruhig und warten Sie auf Opportunitäten. Denken Sie daran, dass selbst ein Mann wie John Tempelton kürzlich erklärte, er würde sein Geld in US Staatsanleihen anlegen (15%),"das ist mehr als man in den kommenden Jahren von einem durchschnittlichen Aktienportfolio erwarten kann", und er fügte hinzu, "wer allerdings einen langen Atem hat dem empfehle ich ein gemischtes Depot, die Hälfte Aktien die andere Renten".
Roland Leuschel
29.11.2001
Die Blase ist tot! Es lebe die Blase!
In Anlehnung an den Spruch "Le roi est mort, vive le roi!" ist der Beobachter geneigt zu sagen: Die Finanzblase an den Börsen ist geplatzt, es lebe die neue Blase! Der "Hohepriester der Finanzblasen", Alan Greenspan kann also wieder mit Genugtuung auf sein neues Werk schauen. Kaum platzte die unter seiner genialen Regie entstandene grösste Börsenblase der Geschichte (rund 7000 Milliarden Dollar Kapitalvernichtung ... 70% des BSP der USA vor 2000) macht er sich ans Werk eine neue Blase zu kreieren um die Folgen einer Kapitalvernichtung, nämlich eine Wirtschaftsrezession, zu vermeiden. Und prompt hat er wieder viel Erfolg. Auf der einen Seite jubeln die Investmentbanken und deren Gurus, an der Spitze hat sich dieses Mal Ralph Acampora vom Prudential Securities hervorgetan, und das Anlegermagazin Euro am Sonntag titelte in seiner Ausgabe vom 11.11. in fetten Buchstaben "GELD GIBT'S JETZT UMSONST": Über Amerika wird ein Füllhorn ausgeschüttet. Und der Mann am Füllhorn heisst Alan Greenspan. Geld kostet de facto nichts mehr! In einem weiteren Artikel erhält Alan noch einen neuen Titel "Herr der milden Gaben". Assistiert wird Ralph Acampora unter anderem von der "Staranalystin" (FAZ) von Goldman Sachs, Abby Cohen. Sie sieht einen fairen Wert" der Standard & Poors 500 bei 1.300/1.425 (1.150) und Dow Jones von 11.300 bis 12.400 (9.980), das wären rund 25% mehr als derzeit. Aber auch in Europa ist der Optimismus wieder in Mode, und am 20.11. titelte Die Welt, deren Börsenteil bemerkenswert mit Grafiken illustriert und für den Aktionär bereichernd geworden ist: "DAX NIMMT KURS AUF 6.000 PUNKTE" Untertitel "Seit dem Terrorcrash sind die Aktien um mehr als 35% gestiegen".
Bleiben Sie weiterhin geduldig und gelassen, und legen Sie Ihren Cash, wie in meiner letzten Kolumne vom 24.10. "Anlagestrategie zu einer Zeit der Extreme" empfohlen, langsam und geduldig in Aktien an, und warten Sie auf den Test der am 21.9. erreichten Tiefstpunkte. Sie müssen also wie einst Odysseus Ihre Ohren mit Watte verstopfen, um das Sirenengebrüll der Investmentbanken und einiger Gurus nicht zu hören. Letzten Endes, und ich wiederhole diesen Satz, so oft ich nur kann, entscheiden die Gewinne der Unternehmen den Börsenkurs, und nur wenn die Aktien preisgünstig sind sollte der Anleger zugreifen, und das sind sie nicht. Die Gewinne hängen letztenendes auch von der Konjunktur ab, und da hat die Vergangenheit bewiesen, dass einem starken Börsencrash wie 1929 eine Rezession folgt. Und der jetzige Börsencrash war gigantischer in seinem Ausmass als 1929.
In dieser Woche veröffentlichte ein Gremium von 6 Ökonomen, das angesehene National Bureau of Economic Research (NBER), das die Statistiken Amerikas auswertet: "Amerika befindet sich seit März in einer Rezession. Die Industrieproduktion sei bereits im Herbst 2000 eingebrochen." Wie ein verspäteter Aprilscherz erscheint die Erklärung der renommierten MIT Professors, Rüdiger "Irving" Dornbusch, der noch im Dezember erklärte: "Die Angst vor einer Rezession ist typisch europäisch, aber unbegründet. Streichen Sie deshalb des Wort Rezession einfach aus Ihrem Sprachschatz. Es wird sie in den USA nicht geben." Aber auch in Europa gibt es kleinere Dornbuschs, wie zum Beispiel der Volkswirt der Dresdner Bank, Klaus Friedrich, der noch Mitte September erklärte: "Es droht keine Rezession." In seiner Begründung konnte man dann lesen: "Wir beobachten im Moment überall in den USA eine Welle spontaner Vertrauenskundgebungen in den "American Way of Life". Verkäufer von US Fahnen haben Hochkonjunktur ... Die Geldpolitik wird so viel Liquidität wie nötig zur Verfügung stellen." Inzwischen befindet sich auch Deutschland in einer Rezession und eine Rückkehr zu den hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre zeichnet sich vorerst nicht ab. Eine Konjunkturerholung könnte erst im Jahre 2003 realistisch werden. Seltsam, dass in Deutschland Ökonomen wie auch Politiker das R-Wort, das heisst Rezession, vermeiden. Ihnen sei zugerufen: Eine Rezession ist eine Rezession, und wer nicht den Mut hat das auszusprechen, hat keinen Realitätssinn, das fängt übrigens auch mit R an.
Es gibt einen Super-Optimisten, der nicht zuletzt durch seine Kolumnen in der FAZ jeden Montag die Möglichkeit hat, den Realisten eins auszuwischen und seinen Optimismus zu predigen, Heiko Thieme. Ich vermute, dass Anleger die in Thieme Fonds International angelegt haben, und der laut Statistik derselben FAZ unter 356 internationalen Aktienfonds mit -56,42% in den letzten 62 Wochen an Platz 351 rangiert, jetzt den Sinn des Bibelwortes aus Matthäus 7-16 und 20 " An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" verstehen.
Die Federal Reserve wird die Zinsen weiter senken, und die EZB wird ihr folgen auch wenn das Geldmengenwachstum mit rund 7% erheblich über der Zielzone von 4,5 liegt. Es dürfte aber eine Falschmeldung sein, wonach Alan Greenspan einen Grossteil der amerikanischen Hubschrauber für den Ernstfall reserviert haben soll, um Dollarnoten über die amerikanischen Städte abwerfen zu können. Der Plan soll daran gescheitert sein, dass diese Hubschrauber in Afghanistan und später im Irak gebraucht werden. Fazit: Bleiben Sie ruhig und warten Sie auf Opportunitäten. Denken Sie daran, dass selbst ein Mann wie John Tempelton kürzlich erklärte, er würde sein Geld in US Staatsanleihen anlegen (15%),"das ist mehr als man in den kommenden Jahren von einem durchschnittlichen Aktienportfolio erwarten kann", und er fügte hinzu, "wer allerdings einen langen Atem hat dem empfehle ich ein gemischtes Depot, die Hälfte Aktien die andere Renten".
Roland Leuschel
29.11.2001