Ist doch alles i.O.
EZB: Das große Sanierungsprogramm für die Banken
Ein kleiner Schritt für einen Europäer, ein großer Schritt für Europas Banken. Wim Duisenbergs EZB hat gestern den erwarteten Zinsschritt getan. Die Refinanzierungszinssätze liegen jetzt so niedrig wie noch niemals seit dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt müsste die Wirtschaft nun doch tatsächlich endlich anspringen.
Das kann gut sein, doch leider ist es mit der Geldpolitik wie mit einem Seil, mit dem man zwar vieles erfolgreich abwürgen, jedoch nichts wirklich anschieben kann. Entscheidend für ein Wiederanspringen der Konjunktur sind ausschließlich die Ertragserwartungen der Unternehmen im Vergleich zu den effektiven Kreditzinsen. Und auf beide hat die EZB keinen direkten Einfluss. Auf die Ertragserwartungen der Unternehmen schon gar nicht - und auf die Kreditzinsen nur sehr indirekt.
Denn sowohl aus strukturellen als auch aus konjunkturellen Gründen sind die Banken derzeit wenig erpicht auf neue Kreditvergaben. Oder, noch deutlicher gesprochen: Mit Ausnahme der Volksbanken und Sparkassen wollen die Geschäftsbanken zukünftig generell nicht mehr von der Kreditvergabe, sondern vielmehr in der Hauptsache von der Provisionserzielung leben. Und was bietet sich da Besseres an, als zu 2 % Zinsen Kredite bei der EZB aufzunehmen und sie zu 4 % Zinsen in Staatsanleihen erster Bonität oder zu 6 % und mehr in Unternehmensanleihen zweifelhafterer Bonität zu investieren.
Der EZB-Schritt von gestern erweist sich bei näherer Betrachtung also primär als Sanierungsprogramm für die maroden Bilanzen der Geschäftsbanken. Doch die EZB hat keine andere Wahl, als dieses Spiel zu spielen. Denn der Rest ist Hoffen. Hoffen, dass die gute Laune wieder zurückkehrt.
Bernd Niquet berndniquet@t-online.de
Paßt übrigens zu den Aussagen von Hr. Hartmann heute !
Basel II wird den Rest erledigen.
Gruß
Nobody II