Nie produziert, nie geliefert, die Käufer erfunden: Die insolvente Plüschtier-Firma Nici soll über Scheingeschäfte gestolpert sein.
Von Uwe Ritzer und Klaus Ott Die Geschäfte mit dem WM-Maskottchen „Goleo“ sind offenkundig nicht die Ursache für die überraschende Pleite der oberfränkischen Nici AG. Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, sind Wirtschaftsprüfer bei dem Plüschtier- und Geschenkartikelhersteller in großem Umfang auf Scheinrechnungen und manipulierte Lieferscheine gestoßen.
Es steht der konkrete Verdacht im Raum, dass diese für Nici-Produkte ausgestellt wurden, die überhaupt nicht produziert und verkauft wurden. Diese Scheinforderungen an erfundene Käufer wurden dem Vernehmen nach von Verantwortlichen des Unternehmens an Factoring-Gesellschaften von Banken verkauft.
Wohin das dabei eingenommene Geld geflossen ist, ist unklar. Der für Nici durch die bilanziellen Luftbuchungen entstandene Fehlbetrag könnte etliche zehn Millionen Euro betragen.
In Zusammenhang mit diesen Manipulationsvorwürfen durchsuchten Staatsanwälte und Polizei am Donnerstag sechs Objekte, darunter die Nici-Zentrale in Altenkunstadt und das Privathaus des geschassten Vorstandschefs Ottmar Pfaff.
Die Staatsanwaltschaft in Hof wollte die Durchsuchungen weder bestätigen noch dementieren und kündigte für diesen Freitag eine Erklärung an.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé sagte am Donnerstag, er arbeite zusammen mit seinem Team mit Hochdruck daran, die tatsächlichen Umsätze zu ermitteln und Nici zu sanieren, um die Firma zu retten.Nici hat 576 Beschäftigte. „Die Hausbanken unterstützen die Fortführung des Unternehmens, ebenso wie die Belegschaft und die Kunden und Lieferanten, mit denen wir bislang gesprochen haben.“
Bei ihm hätten sich bereits zahlreiche Investoren aus dem In- und Ausland gemeldet, die an Nici interessiert seien. Auch lasse sich jetzt schon sagen, dass die Insolvenz nichts mit dem WM-Maskottchen zu tun habe.
„Am verkauf von „Goleo“ liegt es überhaupt nicht. Die Lager sind voll und wir verkaufen Goleo mit Hochdruck, im In- und Ausland.“
Kein Kommentar war von der Nürnberger Gesellschaft Rödl & Partner zu erhalten, deren Wirtschaftsprüfer die fingierten und weiterverkauften Rechnungen nach SZ-Informationen bei der Überprüfung des Nici-Jahresabschlusses für 2005 entdeckt haben.
Sie konfrontierten damit Firmenchef Pfaff und den Aufsichtsrat der nicht börsennotierten Aktiengesellschaft.Dieser enthob Pfaff sofort seines Amtes. Die möglicherweise geschädigten Banken kündigten Nici wegen der Vorgänge die Zusammenarbeit auf, woraufhin der „Goleo“-Hersteller zahlungsunfähig wurde und Insolvenzantrag stellen musste.
Unklar ist, ob Pfaff noch an der Nici AG beteiligt ist. Er hatte das Unternehmen 1986 mit seiner damaligen Frau Marina gegründet. Das Paar ist seit 1997 getrennt; Marina Pfaff gehört als Designchefin weiter dem Nici-Vorstand an.
Lizenzgebühr an Fifa
Nici scheint schon länger in Schieflage geraten zu sein. Mehrere Produktreihen, darunter eine Ferrari-Plüschkollektion und „Paule“, das Maskottchen des Deutschen Fußballbundes (DFB), sollen sich schlechter verkauft haben als erwartet.
Zum WM-Maskottchen „Goleo“ erklärte der Weltfußballverband Fifa, Nici habe mit dem WM-Löwen bereits „ein Mehrfaches der Lizenzgebühr“ als Umsatz erwirtschaftet. Wie die Fifa weiter erklärte, habe Nici nur zwei bis drei Millionen Euro Lizenzgebühr für das Maskottchen gezahlt.
Dabei handelt es sich offenbar aber nur um die fix vereinbarte Lizenzgebühr. Obendrauf kommt jedoch – je nach Umsatz – ein variabler Zuschlag. www.sueddeutsche.de/wirtschaft/
Von Uwe Ritzer und Klaus Ott Die Geschäfte mit dem WM-Maskottchen „Goleo“ sind offenkundig nicht die Ursache für die überraschende Pleite der oberfränkischen Nici AG. Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, sind Wirtschaftsprüfer bei dem Plüschtier- und Geschenkartikelhersteller in großem Umfang auf Scheinrechnungen und manipulierte Lieferscheine gestoßen.
Es steht der konkrete Verdacht im Raum, dass diese für Nici-Produkte ausgestellt wurden, die überhaupt nicht produziert und verkauft wurden. Diese Scheinforderungen an erfundene Käufer wurden dem Vernehmen nach von Verantwortlichen des Unternehmens an Factoring-Gesellschaften von Banken verkauft.
Wohin das dabei eingenommene Geld geflossen ist, ist unklar. Der für Nici durch die bilanziellen Luftbuchungen entstandene Fehlbetrag könnte etliche zehn Millionen Euro betragen.
In Zusammenhang mit diesen Manipulationsvorwürfen durchsuchten Staatsanwälte und Polizei am Donnerstag sechs Objekte, darunter die Nici-Zentrale in Altenkunstadt und das Privathaus des geschassten Vorstandschefs Ottmar Pfaff.
Die Staatsanwaltschaft in Hof wollte die Durchsuchungen weder bestätigen noch dementieren und kündigte für diesen Freitag eine Erklärung an.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé sagte am Donnerstag, er arbeite zusammen mit seinem Team mit Hochdruck daran, die tatsächlichen Umsätze zu ermitteln und Nici zu sanieren, um die Firma zu retten.Nici hat 576 Beschäftigte. „Die Hausbanken unterstützen die Fortführung des Unternehmens, ebenso wie die Belegschaft und die Kunden und Lieferanten, mit denen wir bislang gesprochen haben.“
Bei ihm hätten sich bereits zahlreiche Investoren aus dem In- und Ausland gemeldet, die an Nici interessiert seien. Auch lasse sich jetzt schon sagen, dass die Insolvenz nichts mit dem WM-Maskottchen zu tun habe.
„Am verkauf von „Goleo“ liegt es überhaupt nicht. Die Lager sind voll und wir verkaufen Goleo mit Hochdruck, im In- und Ausland.“
Kein Kommentar war von der Nürnberger Gesellschaft Rödl & Partner zu erhalten, deren Wirtschaftsprüfer die fingierten und weiterverkauften Rechnungen nach SZ-Informationen bei der Überprüfung des Nici-Jahresabschlusses für 2005 entdeckt haben.
Sie konfrontierten damit Firmenchef Pfaff und den Aufsichtsrat der nicht börsennotierten Aktiengesellschaft.Dieser enthob Pfaff sofort seines Amtes. Die möglicherweise geschädigten Banken kündigten Nici wegen der Vorgänge die Zusammenarbeit auf, woraufhin der „Goleo“-Hersteller zahlungsunfähig wurde und Insolvenzantrag stellen musste.
Unklar ist, ob Pfaff noch an der Nici AG beteiligt ist. Er hatte das Unternehmen 1986 mit seiner damaligen Frau Marina gegründet. Das Paar ist seit 1997 getrennt; Marina Pfaff gehört als Designchefin weiter dem Nici-Vorstand an.
Lizenzgebühr an Fifa
Nici scheint schon länger in Schieflage geraten zu sein. Mehrere Produktreihen, darunter eine Ferrari-Plüschkollektion und „Paule“, das Maskottchen des Deutschen Fußballbundes (DFB), sollen sich schlechter verkauft haben als erwartet.
Zum WM-Maskottchen „Goleo“ erklärte der Weltfußballverband Fifa, Nici habe mit dem WM-Löwen bereits „ein Mehrfaches der Lizenzgebühr“ als Umsatz erwirtschaftet. Wie die Fifa weiter erklärte, habe Nici nur zwei bis drei Millionen Euro Lizenzgebühr für das Maskottchen gezahlt.
Dabei handelt es sich offenbar aber nur um die fix vereinbarte Lizenzgebühr. Obendrauf kommt jedoch – je nach Umsatz – ein variabler Zuschlag. www.sueddeutsche.de/wirtschaft/