hier hin gekommen und ganz positiv gestimmt.
Weil:
- das Mgmt. viele Aktien besitzt und keine verkauft. Was meckert man anderswo, wenn Vorstände verkaufen, da kann man hier glücklich sein. Klar, sie haben was vom "Alleinherrscher", arm ist wegen dem Mgmt hier aber keiner geworden. Der vergangene Kursverfall hat meiner Meinung eher was mit den eher ungünstigen Rahmenbedingungen für den Einzelhandel zutun. In Zeiten, wo andere Einzelhändler oder generell Konsumartikelhersteller pleite gehen (Buchhandel, Bekleidung) oder unter schlechtem Management leiden (Schlecker, Ceconomy, Arcandor) finde ich es schon ein positives und beachtliches Stück, dass es ein von der Bilanz her sehr solides Unternehmen wie BB gibt. Ich muss dabei auch sagen, dass mich als grundsätzlicher Longie der Kurs nicht so sonderlich interessiert, sondern eher der Zustand des Unternehmens.
- Auch unter den Branchengesichtspunkten (z.B. "online verdrängt offline/stationär", "Mieten steigen") habe ich keine großen Bedenken hier. Denn BB ist im Vergleich zu vielen anderen Händlern gut aufgestellt, kämpft nicht ums Überleben, sondern überlebt viele kleinere Mitspieler auf dem Markt, was wiederum BBs Marktmacht zumindest nicht schmälert. Sollte also eine größere Markt- und Wettbewerbskonsolidierung/-konzentration bevorstehen, ist BB nicht der schlechteste Spieler auf dem Markt und ein etwaiges Zusammengehen mit Beeline oder einem komplementärem Handelskonzern (vgl. auch Thalia und Mayersche) würde ich sogar begrüßen.
Darüber hinaus, so leid es mir tut, halte ich Modeschmuck für ein eher krisensicheres Geschäft. Betonung liegt auf "eher". Modisch zu sein wird immer wichtig sein (mal mehr, mal weniger, aber nie unwichtig!), mitunter ist es etwas, auf das man selbst in Krisenzeiten nicht verzichten will bzw. sich noch leisten kann (kostet ja nicht viel). Zudem ist es nicht so, dass die Bevölkerung in Deutschland immer reicher wird. Niemand wird in allzu naher Zukunt sagen ("Endlich kein Modeschmuck mehr, nie, nie mehr, nur noch Luxusgüter!!!!)". Und mit Blick auf die nächsten 10-20 Jahre muss man sagen, dass Schmuck über mehr Kohorten verteilt sein wird. Wir haben seit einigen Jahren keine sinkende Geburtenrate mehr, gleichermaßen DE und auf andere EU-Länder bezogen, eine "jungbleiben-wollende/müssende Generation von Babyboomern im Rentenalter" und auch Männer tragen zunehmend mehr, als nur eine Goldkette. Ich will das nicht überbetont verstanden wissen, aber BB befindet sich meiner Meinung nach klar in keinem sonderlich von einem Nachfrageabschwung betroffenen Markt. Schaue ich mich auf statista.de um, sehe ich zudem ein relativ stabiles Marktvolumen für Uhren und Schmuck bei 4,5-5 Mrd. € p.a. Im Bereich Personal Accessoires und nur Accessoires gilt selbiges. Und nur für Schmuck ist das Marktvolumen konstant bei um die 3,5 Mrd. € p.a. Auch dies gibt etwas Aufschluss darüber, dass die Branche nicht dem Untergang geweiht ist.
- Online investiert man nun auch. Dies ist, gerade was Handelsware angeht, ein sehr investitionsreiches Unterfangen. Da braucht es viel Online-Kompetenz und -Erfahrung und ich kann noch nicht abschätzen, inwiefern das auf BB zutrifft. Aber der Anfang ist gemacht :-) Grundsätzlich fände ich es noch besser, direkt bei Amazon zu verkaufen. Klar, die nehmen was dafür, aber dafür spare man sich das Gros der Kosten es selber zu machen. Und besser als Amazon wird man eh nie sein, reichweitenstärker auch nicht - zumal die Zielgruppe (Teenies bis 70-jährige Frauen) dort nicht unterrepräsentiert ist ;-)
- Klar, der Jahresüberschuss ist um 25% in den letzten 5 Jahren zurückgegangen, der Umsatz hingegen "nur" um 10%. Aber operativer Cashflow hat sich stabilisiert. EK-Quote und Cash sind sowieso solide. Zudem ist die Gewinnmarge auf JÜ-Basis bei 6%. Das ist jetzt nicht so margeschwach, wie mein gemeinhin denken könnte. Investiert wird auch und vor allem nicht in irgendwelchen unausgereiften Retail-Digitaltools, wie smarte Regale, Schaufenster- und Kundenfrequenzanalysen, o.ä. Da konnte man auch viel Geld verbrennen in den letzten Jahren und hat sein Geschäft eher runiniert, als verbessert durch die zukünftigen Versprechungen der Digitalisierung. Da lobe ich mir diese Zurückhaltung. Wenngleich sie, da ausgereifter, sicherlich bald die gewünschten Effekte realisieren lässt für den Einzelhandel. Wenn ich mir bei Wirecard anschaue, was die stationären Händlern alles bieten können, so kann ich nur hoffen, dass BB mit denen kooperieren wird.
- Laut GB von 2017 konnten Mieteinsparungen realisiert werden. Ich denke, dass sich fortsetzen lässt, da Vermieter in den Innenstädte an Macht verlieren. Die können froh sein, überhaupt noch gute Mieter zu bekommen, statt ständig wechselnde oder finanzschwache oder sonstwie problembehaftete, wie Cafes/Kneipen mit entsprechendem Geräuschpegel. Also zumindest steigende Mietkosten halte ich für BBs Geschäfte ausgeschlossen. Zudem gehe ich von einem Ausbau des Konzessionsgeschäftes aus.
Ich bin noch nicht investiert, aber abgeneigt bin auch noch nicht. Eher im Gegenteil.