Wirtschaftskriminalität in Deutschland nimmt zu
In Deutschland wurden seit 1996 erstmals wieder mehr Straftaten registriert. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) bewertete die jüngste Statistik dennoch insgesamt positiv.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), die das Bundesinnenministerium am Donnerstag in Berlin vorlegte, weist für 2001 insgesamt 6,36 Millionen Delikte aus. Das waren 1,6 Prozent oder knapp 100.000 Fälle mehr als im Jahr 2000. Die Statistik erfasst alle der Polizei bekannt gewordenen Straftaten.
Im Jahr 2000 hatte die Zahl der Straftaten noch auf dem niedrigsten Niveau seit 1993 gelegen. Bundesinnenminister Schily hatte damals gesagt: "Deutschland ist das sicherste Land der Welt".Trotz der gestiegenen Deliktzahlen gehörte Deutschland auch vergangenen Jahr nach Meinung von Schily im internationalen Vergleich immer noch zu den sichersten Ländern der Welt. "Bund und Länder können in der Gesamtbewertung eine positive Bilanz der inneren Sicherheit ziehen", sagte er bei Vorstellung des Berichts.
Insgesamt lag die Aufklärungsquote der Polizei 2001 bei 53,1 Prozent nach 53,2 Prozent im Vorjahr. Die Zahl der erfassten Tatverdächtigten ging um 0,3 Prozent auf 2,28 Millionen zurück.
Starke Zuwächse verzeichnete die Polizei bei der Wirtschaftskriminalität, wo gegenüber dem Vorjahr 23,1 Prozent mehr Fälle registriert wurden. Im Jahr 2000 war dagegen ein Rückgang um 16,7 Prozent verzeichnet worden. Auch die Zahl der Bestechlichkeitsdelikte stieg im vergangenen Jahr: Es wurden 90,5 Prozent mehr Fälle registriert. Bei der Computerkriminalität gab es einen Zuwachs von 40 Prozent. Dabei ging es nach Schilys Worten vor allem um die wirtschaftliche Nutzung ausgespähter Daten und "Zugangserschleichung" in PC-Systemen, wie etwa das Telefonieren auf Kosten anderer.
Unterschiedliche Trends waren bei der Gewaltkriminalität zu verzeichnen. Es gab deutlich weniger Delikte der Schwerkriminalität. Die Delikte bei Mord und Totschlag gingen um 4,7 Prozent zurück. Dagegen nahmen die Fälle der gefährlichen und schweren Körperverletzungen um 2,9 Prozent zu. Die Anzahl der Vergewaltigungen und besonders schweren Nötigungen stieg um 5,2 Prozent, nachdem es in den Vorjahren rückläufige Entwicklungen gegeben hatte.
Fast jede zweite Straftat war ein Diebstahl. Hierbei wurde ein leicht rückläufiger Trend verzeichnet. Die Zahl der registrierten Diebstähle nahm im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 46,7 Prozent ab. Ein stärkerer Rückgang war bei der der Zahl der Handtaschendiebstähle (minus 14,7 Prozent) zu verzeichnen.
Weniger Delikte gab es ebenfalls bei Wohnungseinbrüchen. 2001 wurden 133.722 (minus 4,5 Prozent) Fälle registriert. Auch die Zahl der Kraftwagendiebstähle (minus 9,2 Prozent) ging zurück, wobei die Aufklärungsquote auf 25,8 Prozent anstieg. Schily (SPD) führte dies vor allem auf die neuen technischen Sicherheitssysteme wie elektronische Wegfahrsperren an Fahrzeugen zurück.
Quelle:Financial Times Deutschland