ftd.de, Do, 26.7.2001, 11:21, aktualisiert: Do, 26.7.2001, 15:58
Einfluss der Opec schwindet
Die Mineralölgesellschaften rechnen nach der jüngsten Entscheidung der Opec mit steigenden Benzinpreisen. Mittelfristig soll der Einfluss des Kartells auf die Preise jedoch an Bedeutung verlieren.
Die Organisation Erdöl exportierender Staaten hatte am Mittwoch entschieden, die Fördermengen herunter zu fahren. "Das ist eine Kürzung, die wir spüren werden", sagte Claudia Braun, Sprecherin des Mineralölkonzerns BP, der "Berliner Zeitung". Es sei "sehr wahrscheinlich, dass die Preise für Öl und Benzin anziehen werden". Esso-Sprecher Karl-Heinz Schult-Bornemann sagte der Zeitung, die Tendenz fallender Preise scheine durch die OPEC-Entscheidung gebremst.
RWE-DEA hält den Einfluss des Ölförderkartells auf die Energiepreise für überschätzt. "Die Opec ist auch als größter Anbieter weiter denn je von einer Steuerung der Ölmärkte entfernt", sagte der Volkswirt des Energiekonzerns RWE-DEA, Jörg Adolf, am Donnerstag in Hamburg. "Die Mineralölmärkte sind die freiesten und liberalsten Energiemärkte überhaupt und die Opec kann nur versuchen, die Preisbildung durch Mengenpolitik zu beeinflussen." Allein wegen der großen Entfernungen zwischen Ölvorkommen und Ölverbrauchszentren sei die Branche seit jeher auf offene Märkte und freien Handel angewiesen.
"Die Opec rennt nur hinterhen"
Obgleich die Opec gegenwärtig eine gute Phase habe und die Länder ihre Förderquoten diszipliniert einhalten, sieht der Experte die Macht des Kartells langfristig schwinden. "Betrachtet man die vergangenen Jahrzehnte, so ist die Bedeutung der Marktkräfte stetig gewachsen", sagte Adolf. "Die Opec kann da nur reagieren." Die nationalen Ölmärkte seien über die Börsen so eng miteinander verzahnt, dass es faktisch einen einzigen Welt-Mineralölmarkt gebe. Im Zeitalter von Digitalisierung und Informationstechnologie laufe die Opec mit ihren langwierigen Abstimmungsprozessen den Märkten stets hinterher.
Auch in der Ölwirtschaft gehe die Tendenz hin zu Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung, sagte der Experte weiter. Bei der Erforschung und Ausbeutung von Quellen und Fundstätten unter zunehmen schwierigen Bedingungen hätten sich staatliche Ölgesellschaften nicht bewährt. Viele Opec-Länder erlaubten zunehmend privaten Ölkonzernen, sich an den Staatsunternehmen zu beteiligen, um das Know how der Firmen zu nutzen. Damit habe sich eine Tendenz der sechziger und siebziger Jahre in ihr Gegenteil verkehrt, als viele Opec-Länder die großen Ölmultis enteigneten, um selbst die Gewinne aus dem Ölgeschäft einzustreichen.
Viel Glück
V2000
Einfluss der Opec schwindet
Die Mineralölgesellschaften rechnen nach der jüngsten Entscheidung der Opec mit steigenden Benzinpreisen. Mittelfristig soll der Einfluss des Kartells auf die Preise jedoch an Bedeutung verlieren.
Die Organisation Erdöl exportierender Staaten hatte am Mittwoch entschieden, die Fördermengen herunter zu fahren. "Das ist eine Kürzung, die wir spüren werden", sagte Claudia Braun, Sprecherin des Mineralölkonzerns BP, der "Berliner Zeitung". Es sei "sehr wahrscheinlich, dass die Preise für Öl und Benzin anziehen werden". Esso-Sprecher Karl-Heinz Schult-Bornemann sagte der Zeitung, die Tendenz fallender Preise scheine durch die OPEC-Entscheidung gebremst.
RWE-DEA hält den Einfluss des Ölförderkartells auf die Energiepreise für überschätzt. "Die Opec ist auch als größter Anbieter weiter denn je von einer Steuerung der Ölmärkte entfernt", sagte der Volkswirt des Energiekonzerns RWE-DEA, Jörg Adolf, am Donnerstag in Hamburg. "Die Mineralölmärkte sind die freiesten und liberalsten Energiemärkte überhaupt und die Opec kann nur versuchen, die Preisbildung durch Mengenpolitik zu beeinflussen." Allein wegen der großen Entfernungen zwischen Ölvorkommen und Ölverbrauchszentren sei die Branche seit jeher auf offene Märkte und freien Handel angewiesen.
"Die Opec rennt nur hinterhen"
Obgleich die Opec gegenwärtig eine gute Phase habe und die Länder ihre Förderquoten diszipliniert einhalten, sieht der Experte die Macht des Kartells langfristig schwinden. "Betrachtet man die vergangenen Jahrzehnte, so ist die Bedeutung der Marktkräfte stetig gewachsen", sagte Adolf. "Die Opec kann da nur reagieren." Die nationalen Ölmärkte seien über die Börsen so eng miteinander verzahnt, dass es faktisch einen einzigen Welt-Mineralölmarkt gebe. Im Zeitalter von Digitalisierung und Informationstechnologie laufe die Opec mit ihren langwierigen Abstimmungsprozessen den Märkten stets hinterher.
Auch in der Ölwirtschaft gehe die Tendenz hin zu Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung, sagte der Experte weiter. Bei der Erforschung und Ausbeutung von Quellen und Fundstätten unter zunehmen schwierigen Bedingungen hätten sich staatliche Ölgesellschaften nicht bewährt. Viele Opec-Länder erlaubten zunehmend privaten Ölkonzernen, sich an den Staatsunternehmen zu beteiligen, um das Know how der Firmen zu nutzen. Damit habe sich eine Tendenz der sechziger und siebziger Jahre in ihr Gegenteil verkehrt, als viele Opec-Länder die großen Ölmultis enteigneten, um selbst die Gewinne aus dem Ölgeschäft einzustreichen.
Viel Glück
V2000