HANDELSBLATT, Mittwoch, 04. Januar 2006, 09:04 Uhr
Ausbau der ProduktionRhenus bleibt aus gutem Grund in Deutschland
Max Reiners schwimmt gegen den Strom: Nicht China oder Osteuropa, sondern Deutschland ist und bleibt für den Inhaber des Familienunternehmens Rhenus Lub der attraktivste Standort. Mit dem Bau einer Fettfabrik in Mönchengladbach unterstreicht Reiners sein Bekenntnis.
sgr HB MÖNCHENGLADBACH. Mit dem Bau einer 16 Mill. Euro teuren Fettfabrik in Mönchengladbach, der modernsten in Europa, unterstreicht Reiners sein Bekenntnis zum deutschen Standort.
Dabei ist der Hersteller von Schmierstoffen mit Vertretungen in 32 Ländern präsent und muss sich gegen eine starke globale Konkurrenz behaupten, die mitunter preiswerter in anderen Ländern produziert. Doch für das inhabergeführte Unternehmen ist die Nähe zum Kunden entscheidend. „Wir stellen nicht nur Schmierstoffe und Fette her, wir beraten auch unsere Anwender und arbeiten mit ihnen gemeinsam an Systemlösungen“, sagt Reiners
Rhenus Lub erzielte mit rund 200 Mitarbeitern 2004 einen Umsatz von 56 Mill Euro, der im vergangenen Jahr voraussichtlich auf knapp 60 Mill. Euro steigen wird.
Als Reiners vor 16 Jahren in den 1882 in Mönchengladbach gegründeten elterlichen Betrieb eintrat, hatte er bereits erkannt: Ein mittelständisches Unternehmen kann sich am Markt nur dann behaupten, wenn es in seinem Bereich Technologieführer ist. Nur lässt sich diese Rolle nicht einfach verordnen. Reiners versuchte, das in drei sorgfältig und langfristig geplanten Schritten zu erreichen.
Zunächst musste das Unternehmen seine Mitarbeiter qualifizieren. Dann hat Reiners Labors für Forschung und Entwicklung eingerichtet, in denen inzwischen jeder fünfte Mitarbeiter tätig ist. Zuletzt folgte der Bau einer neuen Fettfabrik für 16 Mill. Euro. Reiners hat in dieser Fabrik Forschung und Entwicklung, sowie die Öl- und Fettproduktion an einem Ort konzentriert. Die Finanzierung des Neubaus stellt die örtliche Stadtsparkasse Mönchengladbach sicher.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Langer Blick in die Zukunft nötig -->Mit der konsequenten Neuausrichtung des ehemaligen Textilmaschinenherstellers hat sich Rhenus Lub bei wassermischbaren und nicht-wassermischbaren Kühlschmierstoffen an die Spitze gesetzt.
Rhenus Lub hält einen Marktanteil von 30 Prozent bei Kühlschmierstoffen, beliefert die Metall bearbeitende Industrie, zählt ebenso die Bahn wie Unternehmen der Luftfahrtindustrie zu seinen Kunden. Spezialschmierstoffe werden für Maschinen zur Herstellung von Lebensmitteln ebenso benötigt wie für DVD-Rekorder, wo nur wenige Gramm Spezialfett die Räder am Laufen halten. Nicht zuletzt dienen Spezialschmierstoffe dazu, Geräusche und Lärm zu reduzieren. Schmierstoffe müssen in vielen Fällen biologisch abbaubar sein, temperaturbeständig und UV-resistent.
Ein Mittelständler, der eine für sein Unternehmen so umfangreiche und langfristige Investition tätigt, muss einen langen Blick in die Zukunft wagen. Reiners: „Wir waren uns darüber im Klaren, dass Rhenus Lub als mittelständisches und inhabergeführtes Unternehmen nicht auf die herkömmlichen Korrelationen von Menge, Preis und Absatz setzen darf, um überleben und wachsen zu können.“ Vielmehr hat Reiners folgende Ziele formuliert: Wertschöpfungspartner für die Kunden sein, gemeinsam die technologische Entwicklung neuer Anwendungen vorantreiben und damit eine starke Marke formen.
Wenn die Ingenieure eines Maschinenbauers einen neuen Motor konstruieren, dann konsultieren sie bereits bei den ersten Entwürfen die Schmierstoffexperten von Rhenus Lub. So entstehen die maßgeschneiderten Fette für die Stahl- und Wälzlagerindustrie, die Auto- und Lebensmittelindustrie oder Schienenverkehr und Maschinenbau. Reiners ist überzeugt: „Mit der unmittelbaren räumlichen Nähe zu Forschungs- und Testlabors unser Kunden sowie der Produktion in unserer neuen Fettfabrik haben wir den technologischen Sprung bewältigt, der uns unsere Zukunft sichert.“