Guten Tag !
Hat denn hier niemand eine Meinung zu den Halbjahreszahlen??? :-)
Leider ist es ja so gekommen, wie ich befürchtet hatte und die Zahlen haben dem Kurs keinen wirklichen Impuls geben können. Das liegt mMn aber eben nicht zuletzt daran, dass sich die an sich positiven Entwicklungen immer noch ein wenig "verstecken" und daher für den "eiligen Interessenten", der nur die Überschriften und dann vielleicht noch ein oder zwei Zahlen "abcheckt", nicht ersichtlich sind.
Liest man nur "EBIT plus/minus Null", klingt das nicht wirklich positiv. Von "Umsatz - 33 % oder Konzernergebnis immer noch negativ" mal ganz zu schweigen.
Da fällt dann auf den ersten Blick unter den Tisch, dass BL für die ersten sechs Monaten ohne Sonderaufwendungen für das Effiziensteigerungsprogramm und Belastungen aus den Beteiligungsbereinigungen für die ersten sechs Monate ein positives Ebit von 1,4 Mio Euro hätte ausweisen können - und das ohne Ken Follett und Dan Brown. Geht man einmal davon aus, dass die nächsten sechs Monate so ähnlich ablaufen (das kommende Quartal sollte (hoffentlich) etwas stärker sein, das letzte Quartal dafür wieder etwas schwächer), hätte man für das Gesamtjahr (ohne Sonderbelastungen) immerhin 2,8 Mio Euro EBIT erreicht !
Im nächsten Jahr sollen diese Belastungen ja entfallen und zusätzlich die Effekte aus dem Effiziensteigerungsprogramm wirken. Laut Präsentation auf der HV sollen diese Effekte alleine die Ebitmarge um 3% erhöhen. Damit wäre man jetzt schon bei einer Marge von ca. 6%, wenn man mal von einem Umsatz von knapp 100 Mio Euro ausgeht. Damit erscheint das vom Vorstand ausgegebene Ziel von zwischen 6 und 8% im nächsten Jahr ja durchaus erreichbar zu sein (etwas, das von vielen Aktionären, Interessenten, Analysten und sonstigen "Multiplikatoren" im Markt ja immer noch stark angezweifelt wird).
Margenseitig ist man also auf einem guten Weg. Positiv finde ich persönlich dazu noch die Tatsache, dass man einen positiven Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit erzielt hat (dieser hat sich von -3,1 Mio Euro um 5,3 Mio Euro auf plus 2,2 Mio Euro verbessert) und dass sich die Zinsaufwendungen nicht erhöht haben und sich weiterhin im Rahmen halten (da gab es ja auch schon andere Ansichten hier).
Natürlich ist auch die Tatsache, dass LYX (man sollte vielleicht einmal darauf hinweisen, dass der ansonsten (auch nicht immer zu Unrecht) vielgescholtene Herr Schierack dieses Imprint für den Konzern erworben hat) den Umsatz im ersten Halbjahr des laufenden Jahres verdoppeln konnte (was im übrigen zeigt, dass es durch gezieltes Marketing und richtiger Themenauswahl vielleicht doch möglich ist, Zielgruppen, die normalerweise nicht zu den Viellesern gehören, in diesem Fall junge Frauen, für "Bücher" zu begeistern). Aber wenn man sich die Entwicklung des Segments "Buch" insgesamt anschaut, dann bedeutet das im Umkehrschluss eben auch, dass es andere Bereiche in diesem Segment geben muss, die dann eben alles andere als gut gelaufen sind - und daran muss man bei BL gezielt arbeiten (ich persönlich vermute, dass man sich speziell von der Taschenbuchausgabe von "Origin" deutlich mehr erwartet hatte).
Ich habe es seinerzeit bedauert, dass der für die Programme zuständige Vorstand Felix Rudloff aus dem Gremium ausgeschieden ist und dann (kurzzeitig) durch einen Vorstand für den Bereich "Digitales" ersetzt wurde - das war seinerzeit mMn eine falsche Schwerpunktsetzung und letztendlich hat der Verlag darunter immer noch zu leiden. Dies wird nun erfreulicherweise - aber eben auch notwendigerweise - dadurch korrigiert, dass man einen "Leiter Programm" implementiert, der hoffentlich BL im Bereich Buch wieder/weiter insgesamt erfolgreicher macht und hilft, die Abhängigkeit von Topautoren wie Follett und Brown zu verringern.
In diesem Zusammenhang finde ich auch die Aussagen zum Thema "Übernahmen" sehr ermutigend. Der CEO wird sicher nicht ohne Grund darauf verweisen, dass "Übernahmen" , die (Zitat) "in den nächsten drei Jahren unser Label- und Programm-Portfolio DEUTLICH erweitern sollen" (Hervorhebung durch mich) durchaus auf der Agenda stehen. Nach der Sanierung (die sicher noch nicht beendet aber auf dem Weg ist), kommt das Wachstum - diesmal aber in Bereichen, in denen man sich auskennt. Und es soll dabei offensichtlich auch nicht nur um kleinere Ergänzungen gehen sondern DEUTLICHE Erweiterungen bringen.
Und last but not least finde ich auch eine an sich unerfreuliche Tatsache hoffnungsvoll. Ohne Daedalic hätte Bastei Lübbe in den ersten sechs Monaten ein Ebit von etwa 2 Mio Euro erreicht (wenn man die Sonderaufwendungen weg lässt, die ja ab dem nächsten Jahr entfallen sollen).
2 Mio Euro EBIT wären bezogen auf den Umsatz von Buch und Roman etwa 5% - rechnet man dann noch die ab dem nächsten Jahr erwarteten Effekte aus dem Effiziensteigerungsprogramm von etwa 3% hinzu, wäre man bereits bei einer Marge von 8%!!!
Nun ist Daedalic ja zwar noch nicht verkauft - aber wenn man sich die Zahlen anschaut (und in dem Zusammenhang ist es auch absolut richtig, bei den einzelnen Segmenten auf das EBIT und nicht mehr wie früher auf das EBITDA zu schauen, weil darin die Abschreibungen auf die Spiele noch nicht enthalten waren und das Bild von Daedalic einfach zu positiv dargestellt wurde), dann kann man eigentlich (so hoffe ich wenigstens) nur zu dem Schluss kommen, dass Daedalic veräußert werden MUSS.
Alles in allem: Wenn man sich anschaut, wie die Diskussionen noch vor ca. 6 Monaten liefen ("BL steht kurz vor der Insolvenz", "Die Banken werden den Geldhahn abdrehen", "Es wird eine KE geben müssen", "Die Zinsen werden BL auffressen") sind wir gleich mehrere Schritte weiter gekommen (und zwar weiter weg von dem Abgrund vor dem wir offenbar sehr dicht gestanden haben).
Auch die Skepsis vieler Analysten hinsichtlich der vom Vorstand Mitte des Jahres verkündeten Zielmarge für das EBIT von zwischen 6 und 8 % scheint mir persönlich nicht (mehr) wirklich berechtigt zu sein.
Hinzu kommt auch, dass Unkenrufe von wegen "die Märkte brechen ein" auch nicht wahr zu werden scheinen. Ganz interessant sind in dem Zusammenhang die Ergebnisse einer Studie der PWC zum Medienverhalten in Deutschland, die zu dem Ergebnis kommt, dass der für BL relevante Publikumsmarkt auf der Basis 2017 bis zum Jahr 2022 nahezu unverändert bleiben wird:
www.buchreport.de/2018/11/07/buchmarkt-schlaegt-sich-wacker/
Hier wird ja eindeutig darauf verwiesen, dass zwar der Umsatz mit gedruckten Büchern weiter rückläufig sein wird, dafür aber die Ebooks einen Teil des Umsatzrückgangs auffangen - (das kann man auch im laufenden Jahr so beobachten:
www.buchreport.de/2018/11/14/...tumskurs-bei-digitalbuechern/
und da Bastei Lübbe ja mit einem Digitalanteil am Gesamtbuchumsatz von 29% recht weit vorne in der deutschen Verlagslandschaft liegt, sollte BL von dieser Tendenz vielleicht sogar noch überproportional profitieren...
Insofern halte ich die Aussage von Warburg Research zur Aktie (Stand heute) für durchaus nachvollziehbar. Warburg empfiehlt die Aktie mit einem Zielkurs von 2,30 Euro zu halten. Immerhin würde in dem genannten Ziel ein kurzfristiges Potential von etwa 15% für den Kurs liegen. Und wenn dann die Vorhersage für das kommende Jahr mehr in den Mittelpunkt der Betrachtungen des Unternehmens gerät und sich (weiter) abzeichnet, dass der Vorstand seine Ziele wird erreichen können, dann dürfte auch die Aktie vor einer Höherbewertung stehen.
Ich bleibe da also recht optimistisch. In diesem Sinne wünsche ich allen einen entspannten Sonntag.