Guten Tag !
Im Kölner Stadtanzeiger ist ein ganz interessanter Bericht zur gestrigen Bilanzpressekonferenz der Bastei Lübbe AG erschienen:
www.ksta.de/wirtschaft/...auf-den-erloesenden-anruf-31086698#Vor allem lässt sich dem Artikel mMn entnehmen, wo genau Bastei Lübbe sparen will und wie man damit damit dann die Ebitmarge von 6 bis 8 % erreichen will.
Offenbar wird es zukünftig erhebliche Einsparungen im Personalbereich geben. Im vorigen Jahr hat es wohl bei Bastei Lübbe insgesamt 270 Stellen gegeben, von denen schon 25 gestrichen worden sind. Durch natürliche Fluktuation (freiwerdende Stellen werden nicht mehr in jedem Fall neu besetzt, befristete Stellen werden nicht mehr verlängert) soll diese Zahl kurzfristig noch einmal um 20 bis 30 sinken und "mittelfristig" will man mit ungefähr 200 Stellen auskommen.
Das bedeutet, dass man "mittelfristig" die Stellenanzahl um etwa 25% senken wird und damit sicher erhebliche Personalkosten einsparen wird. Für die Betroffenen tut es mir sehr leid aber wenn man sieht, in welche Kalamitäten Bastei Lübbe geraten ist, gab es wohl keine Alternative zu dieser Praxis.
Zudem soll bei den Autorenhonoraren gespart werden. Das wird man zwar bei den Erfolgsautoren solange nicht durchsetzen können, wie diese auch erfolgreiche Bücher abliefern - aber diese sind mMn in dem Fall auch nicht das Problem.
Ich bin ziemlich sicher, dass eine nicht geringe Zahl der Bücher, die jedes Jahr auf den Markt kommen, kaum ihre Kosten einspielen. Dies ist sicher auch dadurch bedingt, dass in jedem Jahr eine unübersehbare Menge an Büchern neu auf den Markt kommt, die sich teilweise inhaltlich einfach ähneln müssen (eine Frage der Zahl).
Auch die Bastei Lübbe AG wird sicher einige Bücher verlegen, die im Grunde nichts zu dem Konzernergebnis beitragen. Natürlich weiß man sowas nicht im Voraus.
Wenn man sich aber vorgenommen hat, für das ein oder andere Manuskript deutlich weniger zu bezahlen als man bisher gewohnt war, dann kann das folgerichtig dazu führen, dass ein Autor zu einem anderen Verlag geht, der mehr Geld bietet aber man sollte sich auch nicht täuschen. Nicht für jeden Autor wird sozusagen jeder Preis gezahlt. Vor allem nicht, wenn der Markt insgesamt konsolidiert (was er ja zweifellos macht).
Meiner persönlichen Meinung nach, könnte man auch überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, das ein oder andere Buch zunächst einmal in elektronischer Form erscheinen zu lassen - das spart dann zwar keine Autorenhonorare aber doch einiges an Produktionskosten und Logistikaufwand (ich bin mir sicher, dass auch darüber bei BL schon lange nachgedacht wird). Und falls das Buch digital ein großer Erfolg wird, kann man immer noch ein "analoges" Buch nachlegen.
Oder man beschränkt die Zahl der Novitäten generell - wie gesagt, in der riesigen Zahl der Neuerscheinungen in jedem Jahr geht das ein oder andere Buch einfach unter - auch das würde Kosten sparen (aber man bräuchte schon ein sehr erfahrenes Lektorat, das die Spreu vom Weizen noch schärfer trennt als das jetzt schon der Fall ist, denn theoretisch hätte natürlich ein nicht verlegtes Buch der absolute Bestseller werden können). Ich vermute aber mal, dass ein konsolidierter Markt generell dazu neigen dürfte, weniger Bücher zu produzieren.
Sehr interessant ist mMn auch die im Artikel zitierte Aussage von Herrn Halff, dass das Verhältnis zu den Banken "entspannt" ist. Das wird der ein oder andere Anhänger der hier kolportierten Horrorszenarien vielleicht nicht so gefallen aber "entspannt" deutet jetzt nicht darauf hin, dass die Banken den Leuten bei Bastei Lübbe wirklich fies im Nacken sitzen.
Was vielleicht noch nicht so aufgefallen ist, sämtlichen hier durchdeklinierten Krisenszenarien aber ebenfalls diametral widerspricht, ist die Tatsache, dass das bisherige genehmigte Kapital in 2018 ausläuft und die Einladung zur Hauptversammlung keinen Tagesordnungspunkt enthält, der ein neues genehmigtes Kapital beinhalten würde
www.luebbe.com/web/downloads/module/...g_und_Tagesordnung.pdf Also wird es offensichtlich in absehbarer Zeit auch keine Kapitalerhöhung geben, was ebenfalls darauf hindeutet, dass der "Liquiditätsdruck" bei weitem nicht so groß war und ist, wie hier von einigen Teilnehmern beschrieben. Für mich sind das ermutigende Hinweise darauf, dass in Köln jetzt anders gearbeitet wird und sich das Unternehmen auf ruhigeres Fahrwasser zubewegt.
Allen Investierten und Interessierten ein charmantes Wochenende.
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