Auch Giganten können straucheln
Drohender Enron-Bankrott verdeutlicht angespannte Situation vieler Branchen. Anleger sollten genauer in Bilanzen schauen
"Too big to fail": Diese Börsenweisheit scheint in Rezessionszeiten nicht mehr zu gelten. Denn auch Riesen können ins Straucheln geraten. Das macht der Fall des US-Energiekonzerns Enron deutlich. Noch vor kurzem mit einer Marktkapitalisierung von 60 Mrd. Dollar die siebtgrößte Firma in der Fortune-Liste der 500 führenden US-Konzerne, steht Enron nun vor dem Aus. "Das wäre eine der spektakulärsten Pleiten überhaupt", sagt Matt King, Kreditanalyst bei J. P. Morgan. Kurzfristig sei zwar nur mit kleineren Abschlägen bei den direkt mit Enron verbundenen Unternehmen wie Banken und Versorgern und nicht einem globalen Ausverkauf zu rechnen. "Anleger werden aber nun genauer in jede Firmenbilanz schauen."
Bereits der Untergang der Fluggesellschaften Swissair und Sabena ließ bei vielen Investoren die Alarmglocken schrillen. Nach diversen Pleiten in der New Economy machten sie selbst dem letzten Optimisten deutlich, dass auch für Unternehmen der alten Garde rauere Zeiten anbrechen. "Immer in Rezessionszeiten gehen viele Unternehmen Pleite. Das ist der klassische darwinistische Auswahlprozess", sagt Guido Barthels, Leiter Globales Renten-Research bei Dresdner Kleinwort Wasserstein.
Tatsächlich rollte die letzte große Pleitewelle Anfang der neunziger Jahre über die Märkte hinweg. Unvergessen ist der Zusammenbruch des Medienhauses von Robert Maxwell oder des britischen Handelskonzerns Polly Peck. Beide Unternehmen nahmen für ihre Expansion zu viele Schulden auf. Als das Geschäft dann nicht mehr lief, konnten die Zinsen nicht mehr bedient werden. "Eine hohe Verschuldung rückt in einem wirtschaftlichen Abschwung viele Unternehmen an den Abgrund", sagt Theodore Varelas, Analyst bei ABN Amro. Er hat zuletzt eine Studie über die Bilanzsituation der 300 größten europäischen Unternehmen veröffentlicht. Unter den 20 schwächsten Konzernen finden sich auch deutsche Firmen wie Telekom, Volkswagen, Daimler-Chrysler, Metro und Thyssen-Krupp. "Das heißt nicht, dass diese Unternehmen Pleite gehen", so Varelas. "Wir wollen nur auf Risiken hinweisen, etwa, dass bei Kreditabstufungen noch höhere Zinszahlungen anfallen."
Auch wenn der Experte nicht so schnell mit spektakulären Pleiten rechnet - die Bilanzsituation vieler Unternehmen ist zum Reizthema der Börsianer geworden. Die ABN-Amro-Experten haben einen Zusammenhang zwischen der Kursentwicklung und dem berechneten Bilanzindex herausgefunden. Unternehmen mit einem hohen Wert und damit einer schwächeren finanziellen Situation schnitten an der Börse schlechter ab.
Und sollte Europa in die Rezession abgleiten, dürfte die Bilanzsituation zum wichtigsten Investitionskriterium werden. Denn im letzten Aufschwung haben die Unternehmen mit massiven Investitionen ihre Verschuldung hochgetrieben. Allein in den TMT-Sektoren Telekommunikation, Medien und Technologie kletterte die Verschuldung vor allem wegen der UMTS-Mobilfunklizenzen im vergangenen Jahr um 50 Prozent, nach 40 Prozent in 1999. Das hat auch die Ratingagenturen auf den Plan gerufen, die in den vergangenen Monaten ein Unternehmen nach dem nächsten bei der Kreditwürdigkeit abstuften. Bilanziell schwach stehen laut ABN-Experten vor allem die Sektoren Wasser, Elektrizität, Telekommunikation, Chemie, Maschinenbau, Airlines und Automobile da. Dagegen gingen Anleger mit den Branchen Pharma und Gesundheit, Öl und Software weit gehend auf Nummer sicher. "Anleger müssen genau auf die Bilanz schauen", rät King. "Eine Pleite ist auch bei den Riesen nie ganz auszuschließen."
Gruß Kostolmoney
Drohender Enron-Bankrott verdeutlicht angespannte Situation vieler Branchen. Anleger sollten genauer in Bilanzen schauen
"Too big to fail": Diese Börsenweisheit scheint in Rezessionszeiten nicht mehr zu gelten. Denn auch Riesen können ins Straucheln geraten. Das macht der Fall des US-Energiekonzerns Enron deutlich. Noch vor kurzem mit einer Marktkapitalisierung von 60 Mrd. Dollar die siebtgrößte Firma in der Fortune-Liste der 500 führenden US-Konzerne, steht Enron nun vor dem Aus. "Das wäre eine der spektakulärsten Pleiten überhaupt", sagt Matt King, Kreditanalyst bei J. P. Morgan. Kurzfristig sei zwar nur mit kleineren Abschlägen bei den direkt mit Enron verbundenen Unternehmen wie Banken und Versorgern und nicht einem globalen Ausverkauf zu rechnen. "Anleger werden aber nun genauer in jede Firmenbilanz schauen."
Bereits der Untergang der Fluggesellschaften Swissair und Sabena ließ bei vielen Investoren die Alarmglocken schrillen. Nach diversen Pleiten in der New Economy machten sie selbst dem letzten Optimisten deutlich, dass auch für Unternehmen der alten Garde rauere Zeiten anbrechen. "Immer in Rezessionszeiten gehen viele Unternehmen Pleite. Das ist der klassische darwinistische Auswahlprozess", sagt Guido Barthels, Leiter Globales Renten-Research bei Dresdner Kleinwort Wasserstein.
Tatsächlich rollte die letzte große Pleitewelle Anfang der neunziger Jahre über die Märkte hinweg. Unvergessen ist der Zusammenbruch des Medienhauses von Robert Maxwell oder des britischen Handelskonzerns Polly Peck. Beide Unternehmen nahmen für ihre Expansion zu viele Schulden auf. Als das Geschäft dann nicht mehr lief, konnten die Zinsen nicht mehr bedient werden. "Eine hohe Verschuldung rückt in einem wirtschaftlichen Abschwung viele Unternehmen an den Abgrund", sagt Theodore Varelas, Analyst bei ABN Amro. Er hat zuletzt eine Studie über die Bilanzsituation der 300 größten europäischen Unternehmen veröffentlicht. Unter den 20 schwächsten Konzernen finden sich auch deutsche Firmen wie Telekom, Volkswagen, Daimler-Chrysler, Metro und Thyssen-Krupp. "Das heißt nicht, dass diese Unternehmen Pleite gehen", so Varelas. "Wir wollen nur auf Risiken hinweisen, etwa, dass bei Kreditabstufungen noch höhere Zinszahlungen anfallen."
Auch wenn der Experte nicht so schnell mit spektakulären Pleiten rechnet - die Bilanzsituation vieler Unternehmen ist zum Reizthema der Börsianer geworden. Die ABN-Amro-Experten haben einen Zusammenhang zwischen der Kursentwicklung und dem berechneten Bilanzindex herausgefunden. Unternehmen mit einem hohen Wert und damit einer schwächeren finanziellen Situation schnitten an der Börse schlechter ab.
Und sollte Europa in die Rezession abgleiten, dürfte die Bilanzsituation zum wichtigsten Investitionskriterium werden. Denn im letzten Aufschwung haben die Unternehmen mit massiven Investitionen ihre Verschuldung hochgetrieben. Allein in den TMT-Sektoren Telekommunikation, Medien und Technologie kletterte die Verschuldung vor allem wegen der UMTS-Mobilfunklizenzen im vergangenen Jahr um 50 Prozent, nach 40 Prozent in 1999. Das hat auch die Ratingagenturen auf den Plan gerufen, die in den vergangenen Monaten ein Unternehmen nach dem nächsten bei der Kreditwürdigkeit abstuften. Bilanziell schwach stehen laut ABN-Experten vor allem die Sektoren Wasser, Elektrizität, Telekommunikation, Chemie, Maschinenbau, Airlines und Automobile da. Dagegen gingen Anleger mit den Branchen Pharma und Gesundheit, Öl und Software weit gehend auf Nummer sicher. "Anleger müssen genau auf die Bilanz schauen", rät King. "Eine Pleite ist auch bei den Riesen nie ganz auszuschließen."
Gruß Kostolmoney