Arme Amerikaner
Von Carsten Volkery, New York / DPA
Der US-Wirtschaft muss es richtig dreckig gehen. Oder warum rennen alle zu Wal-Mart?
New York - Der Amerikaner ist in diesen Tagen gleich doppelt arm dran. Da ist diese Hitzewelle, die das Land in eine Hölle verwandelt. Und da ist diese Rezessionsstimmung, die ihn davon abhält, in den eisgekühlten Shopping-Malls Zuflucht zu suchen und sein Geld auszugeben.
Die US-Einzelhändler haben am Donnerstag ihre Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt, und das Ergebnis ist alarmierend: Die Amerikaner kaufen ihre Klimaanlagen anscheinend nur noch billig bei Wal-Mart. Warum das alarmierend ist? Weil es in den Augen der Börsianer bedeutet, dass die US-Wirtschaft auf dem Weg in die Rezession ist. Wenn der Verbraucher spart, kann es nur schlimmer werden.
Die Zahlen zeigen einen Trend: Während die Umsätze bei Wal-Mart, Kmart und anderen Discountern wachsen, sinken sie bei den Herrschern der Malls, darunter Sears, Gap, Bloomingdale's und Macy's. Ähnlich schlimm sieht es bei Luxus-Anbietern wie Saks aus.
Die Verbraucher kaufen nur noch, wenn es Rabatt gibt - das bestätigt auch das "Beige Book", das die Federal Reserve am Mittwoch veröffentlichte. Der wichtige Pulsmesser der US-Wirtschaft gab den Pessimisten reichlich Nahrung. Das herstellende Gewerbe befindet sich demnach in einer tiefen Krise, die auch auf andere Bereiche überzuspringen droht. Besonders Einzelhandel und Versandhandel darben. Dieser Sektor hatte die Wirtschaft bisher noch am Laufen gehalten. Jetzt droht der Wachstumsmotor auszufallen.
Die Märkte reagierten vorhersehbar: Der Nasdaq-Composite gab diese Woche jeden Tag weiter nach, insgesamt verlor er 5,3 Prozent. Der Dow Jones beendete die Woche um 0,9 Prozent schwächer.
Auch die Gurus bleiben skeptisch. Auf dem jährlichen Analystentreffen hoch über der Wall Street, im 44. Stock des World Trade Centers, war die Stimmung am Dienstag ähnlich drückend wie draußen die Hitze. Die New Yorker Analystenvereinigung hatte zur Mittsommer-Prognose gebeten. Und die fiel harsch aus: Die Aktienmärkte werden sich auf absehbare Zeit nicht erholen.
"Wir werden die gleiche Diskussion in einem Jahr haben", prophezeite Ralph Acampora, der Star von Prudential Securities. "Ich kann niemanden überzeugen zu kaufen", sagte er schulterzuckend. "Niemand ist optimistisch."
David Dreman, Gründer des mehrfach ausgezeichneten Dreman Value Management Fonds, warnte: "Die Blase kann gar nicht überschätzt werden. Der Crash hat fünf Billionen Dollar vernichtet. Dieser Schock wird das Anlageverhalten noch lange beeinflussen."
Arme Amerikaner. Einen Trost allerdings gibt es: Die Inflation bleibt nahe Null. Die Großhandelspreise fielen im Juli um 0,9 Prozent. Damit kann Alan Greenspan ohne Sorgen die siebte Zinssenkung des Jahres bei dem Fed-Treffen in wenigen Tagen ankündigen.
Von Carsten Volkery, New York / DPA
Der US-Wirtschaft muss es richtig dreckig gehen. Oder warum rennen alle zu Wal-Mart?
New York - Der Amerikaner ist in diesen Tagen gleich doppelt arm dran. Da ist diese Hitzewelle, die das Land in eine Hölle verwandelt. Und da ist diese Rezessionsstimmung, die ihn davon abhält, in den eisgekühlten Shopping-Malls Zuflucht zu suchen und sein Geld auszugeben.
Die US-Einzelhändler haben am Donnerstag ihre Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt, und das Ergebnis ist alarmierend: Die Amerikaner kaufen ihre Klimaanlagen anscheinend nur noch billig bei Wal-Mart. Warum das alarmierend ist? Weil es in den Augen der Börsianer bedeutet, dass die US-Wirtschaft auf dem Weg in die Rezession ist. Wenn der Verbraucher spart, kann es nur schlimmer werden.
Die Zahlen zeigen einen Trend: Während die Umsätze bei Wal-Mart, Kmart und anderen Discountern wachsen, sinken sie bei den Herrschern der Malls, darunter Sears, Gap, Bloomingdale's und Macy's. Ähnlich schlimm sieht es bei Luxus-Anbietern wie Saks aus.
Die Verbraucher kaufen nur noch, wenn es Rabatt gibt - das bestätigt auch das "Beige Book", das die Federal Reserve am Mittwoch veröffentlichte. Der wichtige Pulsmesser der US-Wirtschaft gab den Pessimisten reichlich Nahrung. Das herstellende Gewerbe befindet sich demnach in einer tiefen Krise, die auch auf andere Bereiche überzuspringen droht. Besonders Einzelhandel und Versandhandel darben. Dieser Sektor hatte die Wirtschaft bisher noch am Laufen gehalten. Jetzt droht der Wachstumsmotor auszufallen.
Die Märkte reagierten vorhersehbar: Der Nasdaq-Composite gab diese Woche jeden Tag weiter nach, insgesamt verlor er 5,3 Prozent. Der Dow Jones beendete die Woche um 0,9 Prozent schwächer.
Auch die Gurus bleiben skeptisch. Auf dem jährlichen Analystentreffen hoch über der Wall Street, im 44. Stock des World Trade Centers, war die Stimmung am Dienstag ähnlich drückend wie draußen die Hitze. Die New Yorker Analystenvereinigung hatte zur Mittsommer-Prognose gebeten. Und die fiel harsch aus: Die Aktienmärkte werden sich auf absehbare Zeit nicht erholen.
"Wir werden die gleiche Diskussion in einem Jahr haben", prophezeite Ralph Acampora, der Star von Prudential Securities. "Ich kann niemanden überzeugen zu kaufen", sagte er schulterzuckend. "Niemand ist optimistisch."
David Dreman, Gründer des mehrfach ausgezeichneten Dreman Value Management Fonds, warnte: "Die Blase kann gar nicht überschätzt werden. Der Crash hat fünf Billionen Dollar vernichtet. Dieser Schock wird das Anlageverhalten noch lange beeinflussen."
Arme Amerikaner. Einen Trost allerdings gibt es: Die Inflation bleibt nahe Null. Die Großhandelspreise fielen im Juli um 0,9 Prozent. Damit kann Alan Greenspan ohne Sorgen die siebte Zinssenkung des Jahres bei dem Fed-Treffen in wenigen Tagen ankündigen.