Deutschlands größter privater Festnetzanbieter steckt in der Krise. Gesucht: ein starker Eigner.
Harald Stöber gehört eigentlich zu den Siegertypen. Egal was der Arcor-Chef in den vergangenen zehn Jahren anpackte, es gelang. Zuerst zog er – als Marketing- und Vertriebschef – mit dem Mobilfunker D2 an der Deutschen Telekom vorbei. Dann setzte er sich – nach seinem Wechsel in den Chefsessel der deutschen Vodafone-Tochter Arcor – auch im Festnetz von allen anderen privaten Telefongesellschaften ab und stieg zum erfolgreichsten privaten Konkurrenten der Deutschen Telekom auf.
Doch das Siegerlächeln ist Stöber vergangen. Denn Arcor, der als einziger Anbieter die Deutsche Telekom in allen Segmenten des Privat- und Geschäftskundenmarktes angreift, steckt in einer ernsten Krise. Während die größten Konkurrenten, allen voran auf Groß- und Geschäftskunden fokussierte Unternehmen wie Worldcom, Colt Telecom und die Telefónica-Tochter Mediaways das schwierige Geschäftsjahr 2001 mit einem satten zweistelligen Umsatzplus beendeten (siehe Tabelle), kann Arcor keine nennenswerten Zuwächse melden. Der Umsatz stagniert bei rund 1,6 Milliarden Euro. „Das Minutenwachstum reicht nicht aus, um den Preisverfall aufzufangen“, klagt der sonst so optimische Arcor-Chef.
Dabei hatte sich Stöber viel vorgenommen. In drei Stufen sollte den 50 Millionen Telekom-Kunden im Festnetz ein Wechsel schmackhaft gemacht werden. Zuerst über Call-by-Call (Einwahl über eine Netzkennziffer), dann über Preselection (vertraglich fixierte Voreinstellung für alle Fern-, Mobilfunk- und Auslandsgespräche) wollte Arcor eine so große Vertrauensbasis schaffen, dass vor allem Vieltelefonierer und Vielsurfer komplett auf seine ISDN- und DSL-Anschlüsse (High-Speed-Internet) umsteigen.
Leider geht die Langfriststrategie nicht mehr auf. Nach den ersten Konkursen von Discountern konnte Arcor zwar das Call-by-Call-Geschäft mit einem Umsatzplus abschließen. Doch schon bei der Preselection zehren überdurchschnittlich viele Kündigungen die Neukundengewinne wieder auf. Und beim Komplettanschluss wartet Arcor bis heute auf den Durchbruch. Gerademal 100.000 Kunden zählen die „Rotschöpfe“ in ganz Deutschland – kaum mehr als Netcologne im Großraum Köln.
Plötzlich wird Arcor – ursprünglich durch die Zusammenlegung der Festnetzsparten von Mannesmann, Deutscher Bahn (DBKom), Deutscher Bank, Veba und RWE (Otelo) entstanden – von allen Seiten ausgebremst. Zuerst durchkreuzten die Entscheidungen der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post und die Dumpingangebote der Deutschen Telekom den schnellen Vorstoß ins Ortsnetz. Jetzt kommen noch interne Probleme hinzu.
Immer offensichtlicher wird: Es fehlt ein starker Eigner, der auch in harten Zeiten dem Festnetz eine Langfristperspektive gibt. Mit Vodafone und der Deutschen Bahn entscheiden heute zwei Gesellschafter über die Ausrichtung, die lieber heute als morgen die Verantwortung an einen potenten Käufer abgeben würden.
Um die Braut aufzuhübschen, bekommt Arcor eine drastische Schlankheitskur verordnet. Die Richtfunk-Tochter Arctel wurden bereits geschlossen, andere Bereiche stehen noch auf dem Prüfstand. Insgesamt soll die gesamte Organisation der Arcor-Gruppe so gestrafft werden, dass von den 4900 nach der Abtrennung des Bahngeschäfts verbleibenden Arbeitsplätzen weitere 500 bis 1000 noch in diesem Jahr wegfallen.
Arcor stellt sich auf eine längere Durststrecke ein. Selbst die Zusammenarbeit mit der Mobilfunkschwester D2 bringt so wenig Impulse, dass sie als Auslaufmodell gilt. Die Vermarktung von „TwinStar“, die Erweiterung des Mobilfunkvertrags um Preselection, ist bereits Ende vergangenen Jahres weit gehend eingestellt worden. Gut 600.000 der rund acht Millionen direkten D2-Vertragskunden telefonieren auch im Festnetz über Arcor. Die Chancen allerdings, weitere Kunden zum Festnetzwechsel zu bewegen, werden bei D2 äußerst gering eingeschätzt. „Die Einsicht ist gereift, dass Verbundprodukte nicht der Renner sind“, heißt es bei D2.
Kein Wunder, dass erstmals auch am bislang so unumstritten agierenden Vorstandschef Kritik laut wird. Stöber steuere, so der Hauptvorwurf, viel zu zentralistisch das Unternehmen und kümmere sich persönlich um jedes noch so kleine Detail. „Viele Entscheidungen könnten schneller fallen“, klagt ein Arcor-Manager. „Sein Schreibtisch wird immer mehr zum Flaschenhals.“
Harald Stöber gehört eigentlich zu den Siegertypen. Egal was der Arcor-Chef in den vergangenen zehn Jahren anpackte, es gelang. Zuerst zog er – als Marketing- und Vertriebschef – mit dem Mobilfunker D2 an der Deutschen Telekom vorbei. Dann setzte er sich – nach seinem Wechsel in den Chefsessel der deutschen Vodafone-Tochter Arcor – auch im Festnetz von allen anderen privaten Telefongesellschaften ab und stieg zum erfolgreichsten privaten Konkurrenten der Deutschen Telekom auf.
Doch das Siegerlächeln ist Stöber vergangen. Denn Arcor, der als einziger Anbieter die Deutsche Telekom in allen Segmenten des Privat- und Geschäftskundenmarktes angreift, steckt in einer ernsten Krise. Während die größten Konkurrenten, allen voran auf Groß- und Geschäftskunden fokussierte Unternehmen wie Worldcom, Colt Telecom und die Telefónica-Tochter Mediaways das schwierige Geschäftsjahr 2001 mit einem satten zweistelligen Umsatzplus beendeten (siehe Tabelle), kann Arcor keine nennenswerten Zuwächse melden. Der Umsatz stagniert bei rund 1,6 Milliarden Euro. „Das Minutenwachstum reicht nicht aus, um den Preisverfall aufzufangen“, klagt der sonst so optimische Arcor-Chef.
Dabei hatte sich Stöber viel vorgenommen. In drei Stufen sollte den 50 Millionen Telekom-Kunden im Festnetz ein Wechsel schmackhaft gemacht werden. Zuerst über Call-by-Call (Einwahl über eine Netzkennziffer), dann über Preselection (vertraglich fixierte Voreinstellung für alle Fern-, Mobilfunk- und Auslandsgespräche) wollte Arcor eine so große Vertrauensbasis schaffen, dass vor allem Vieltelefonierer und Vielsurfer komplett auf seine ISDN- und DSL-Anschlüsse (High-Speed-Internet) umsteigen.
Leider geht die Langfriststrategie nicht mehr auf. Nach den ersten Konkursen von Discountern konnte Arcor zwar das Call-by-Call-Geschäft mit einem Umsatzplus abschließen. Doch schon bei der Preselection zehren überdurchschnittlich viele Kündigungen die Neukundengewinne wieder auf. Und beim Komplettanschluss wartet Arcor bis heute auf den Durchbruch. Gerademal 100.000 Kunden zählen die „Rotschöpfe“ in ganz Deutschland – kaum mehr als Netcologne im Großraum Köln.
Plötzlich wird Arcor – ursprünglich durch die Zusammenlegung der Festnetzsparten von Mannesmann, Deutscher Bahn (DBKom), Deutscher Bank, Veba und RWE (Otelo) entstanden – von allen Seiten ausgebremst. Zuerst durchkreuzten die Entscheidungen der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post und die Dumpingangebote der Deutschen Telekom den schnellen Vorstoß ins Ortsnetz. Jetzt kommen noch interne Probleme hinzu.
Immer offensichtlicher wird: Es fehlt ein starker Eigner, der auch in harten Zeiten dem Festnetz eine Langfristperspektive gibt. Mit Vodafone und der Deutschen Bahn entscheiden heute zwei Gesellschafter über die Ausrichtung, die lieber heute als morgen die Verantwortung an einen potenten Käufer abgeben würden.
Um die Braut aufzuhübschen, bekommt Arcor eine drastische Schlankheitskur verordnet. Die Richtfunk-Tochter Arctel wurden bereits geschlossen, andere Bereiche stehen noch auf dem Prüfstand. Insgesamt soll die gesamte Organisation der Arcor-Gruppe so gestrafft werden, dass von den 4900 nach der Abtrennung des Bahngeschäfts verbleibenden Arbeitsplätzen weitere 500 bis 1000 noch in diesem Jahr wegfallen.
Arcor stellt sich auf eine längere Durststrecke ein. Selbst die Zusammenarbeit mit der Mobilfunkschwester D2 bringt so wenig Impulse, dass sie als Auslaufmodell gilt. Die Vermarktung von „TwinStar“, die Erweiterung des Mobilfunkvertrags um Preselection, ist bereits Ende vergangenen Jahres weit gehend eingestellt worden. Gut 600.000 der rund acht Millionen direkten D2-Vertragskunden telefonieren auch im Festnetz über Arcor. Die Chancen allerdings, weitere Kunden zum Festnetzwechsel zu bewegen, werden bei D2 äußerst gering eingeschätzt. „Die Einsicht ist gereift, dass Verbundprodukte nicht der Renner sind“, heißt es bei D2.
Kein Wunder, dass erstmals auch am bislang so unumstritten agierenden Vorstandschef Kritik laut wird. Stöber steuere, so der Hauptvorwurf, viel zu zentralistisch das Unternehmen und kümmere sich persönlich um jedes noch so kleine Detail. „Viele Entscheidungen könnten schneller fallen“, klagt ein Arcor-Manager. „Sein Schreibtisch wird immer mehr zum Flaschenhals.“