Für Interessierte habe ich hier eine Analyse von Crashszenarien:
Droht Eurer Ansicht nach auf Basis dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse bald ein Crash?
Die 5 Phasen eines Crashs
Auf Basis einer umfangreiche Untersuchung von Crashszenarien entwickelten die beiden Wirtschaftswissenschaftler Weigl und Kneidl vom IFA (INSTITUT FÜR FINANZANALYSE) in Regensburg im Jahr 1987 ein Modell, das den Ablauf eines idealtypischen Börsencrashs simmuliert.
Die Überlegungen des Modells orientieren sich am Verlauf des Dow-Jones-Index. Fundamentale Daten und externe Faktoren (wie zB veränderte Wechselkursparitäten) wurden in die Bewertung einbezogen:
Phase I:
An den internationalen Märkten umschreibt die erste Phase einen ca. zwei Monate dauerenden Zeitraum der Konsolidierung (ca. 10 % des Indexwertes) nach einem langjährigen oder historischen Höchststand. Eine starke Exportwirtschaft aufgrund eines niedrigen Dollars kann aber natürlich das Eintreten eines Crashs an der Wall Street um mehrere Monate verzögern.. Aus der Charttechnik lassen sich zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei konkrete Verkaufssignale ablesen. Deshalb werden viele Marktteilnehmer von einem Crash regelrecht überrumpelt. Aber es gibt einige fundamentale Indikatoren die eine bessere Hilfestellung leisten. Potentiellen Baissespekulanten rate ich persönlich folgende Kriterien zu beachten:
- Es sollte eine starke Einkommenskluft zwischen Armen und Reichen bestehen.
- Der Anteil der Börsenkapitalisierung sollte einen hohen Anteil am BIP ausmachen. Werte zwischen 70 und 90 Prozent wären ideal.
- Es soll eine jahrelange kräftige Hausse stattgefunden haben.
- Hohe Volatilität auf hohem Kursniveau oder eine monatelange Seitwärtsbewegung bei hohen Umsätzen können die ersten Vorboten sein.
- Ausländische Investmentfonds sollten im betreffenden Land bereits auffallend hohe Gewinne ausweisen.
- Die Liquididätssituation muß ständig analysiert werden. Vor allem das Verhältnis zwischen Geldmenge und Neuemmissionen und die Entwicklung am Rentenmarkt spielen eine bedeutende Rolle in der mittelfristigen Börsenentwicklung. Steigende Liquididät bei steigenden Zinsen sollte geanuso wie eine Liquididätsknappheit als Warnsignal gelten.
- Fusionswellen, Übernahmeattacken und Aktienrückkaufprogramme führen nicht selten zu überzogenen Marktreaktionen.
Phase II
In dieser Phase befindet sich auch jener Abschnitt des Modells, der in unserem Sprachgebrauch als Crash bezeichnet wird. Die Nervosität steigt. Neben öffentlich zur Schau getragenen Zukunftsoptimiusmus macht sich eine schleichende Skepsis breit. Da sich viele Papiere in den Händen zittriger Anleger befinden reagiert der Markt äußerst sensibel auf Äußerungen von Politikern und Wirtschaftsführern. Es genügt ein nichtiger Anlaß um in einer Massenpsychose die aufgestauten Emotionen zu Entladen. Verkaufsorder überfluten den Markt und reißen die Kurse in die Tiefe. Der Terminhandel gießt durch Indexfutures, deren Entwicklung als richtungsweisend für die Präsenzbörse gilt, noch zusätzlich Öl ins Feuer. Diese turbulente Phase des sogenannten Crashs ist aber nur auf wenige Tage beschränkt.
Phase III
Unsicherheit, geringe Umsätze, verstärktes Interesse an Fundamentaldaten und Kursschwankungen von ca. 15 % charakterisieren diese 3 bis 4-wöchige Phase. Da in einem so kurzen Zeitraum noch keine Auswirkungen der Kapitalvernichtung auf die Realwirtschaft ersichtlich sind, schöpfen Anleger wieder neues Vertrauen. Phase III wird von Phase IV abgelöst. Weitere Kursverluste in Phase III könnten stark mit dem Ausland verflochtene Aktienmärkte erleiden, wenn die Börsenentwicklung stark von außenwirtschaftlichen Faktoren abhängt und diese Faktoren negativ sind (zB ein niedriger Dollar und eine schlechte Handelsbilanz für Japan).
Phase IV
Noch scheint die Wirtschaft in Ordnung zu sein. Überraschend positive Fundamentaldaten sind der Auslöser einer 2 bis 3 Monate andauerenden Haussebewegung. Am Ende dieser Bewegung wird zwar das historische Hoch meist nicht mehr erreicht. Die zu erwartenden Gewinne liegen zwischen 20 und 25 %. Der Chart bildet eine M-Formation aus. Bis ins 18. Jahrhundert zurück konnte diese Ausprägung am Ende starker Haussephasen beobachtet werden.
Wer in dieser Phase erfolgreich traden möchte sollte laut IFA folgende Kriterien beachten:
- das Kurs-Gewinn-Verhältnis
- die Liquididätsreserven des Unternehmens
- die Dividendenrendite
- der Stellenwert des Außenhandels für das Unternehmen
Wer Aktien liquider Unternehmen mit niedrigem KGV und hoher Dividendenrendite kauft, hat hier die besten Chancen eine Outperformance gegenüber den Marktdurchschnitt zu erzielen.
Anleger sollten jedoch beachten, daß außenwirtschaftliche Abhängigkeiten den Verlauf erheblich beeinflußen können.
Phase V
Laut Andrè Kostolany ist an der Börse 2 mal 2 nicht 4 sondern 5 minus 1. Die erwarteten Ereignisse treten oft in einer gewissen Zeitverzögerung ein und überrumpeln dann zu einem Zeitpunkt zu dem keiner mehr mit ihnen rechnet das ungeduldige Publikum.
Der Höhenflug der Phase IV wird durch die Veröffentlichung schlechter Wirtschaftsdaten beendet. Das BIP geht zurück, die Gewinnerwartungen der Unternehmen werden nach unten revidiert, das KGV verschlechtert sich und die Kurse beginnen auf breiter Front abzubröckeln. Die Dauer der Abwärtsbewegung läßt sich nicht genau prognostizieren. Doch kann sie sich über mehrere Jahre erstrecken. Durch den Kapitalvernichtungsprozeß gerät dann das gesamte Weltfinanzsystem aus den Fugen. Bankzusammenbrüche aufgrund von öffentlichen und privaten Schuldenkrisen, Massenentlassungen und eine hohe Arbeitslosigkeit schlagen sich dann auch auf die Realgütermärkte nieder.