Anschlags-Theorie erhärtet sich

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Anschlags-Theorie erhärtet sich

 
13.04.02 00:39
Augenzeugen des Explosionsunglücks von Djerba glauben nicht an einen Unfall. Auch das Auswärtige Amt dementierte einen Bericht über einen Terroranschlag nicht. Deutsche Touristen, die das Unglück aus nächster Nähe erlebten, sagten am Freitagabend im deutschen Fernsehen, ihrer Einschätzung nach habe es sich um eine Bombe gehandelt.

Die „Bild“-Zeitung berichtete am Freitag vorab, der Gas-Laster sei – anders als bisher vermutet – nach neuen Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden vor der Synagoge La Ghriba auf Djerba abgestellt gewesen. Der Fahrer habe dann offensichtlich die Sprengung ausgelöst, als die Polizei ihn kontrollieren wollte.

Bisher waren die Behörden davon ausgegangen, dass der Lastwagen sehr schnell auf die Synagoge zugefahren und dabei verunglückt sei. Laut „Bild“ scheidet ein Unfall aber auch deshalb praktisch aus, weil der Lastwagen in den engen Straßen nahe der Synagoge nicht so stark hätte beschleunigen können, dass bei einem Aufprall eine derartige Explosion hätte ausgelöst werden können.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes schloss einen terroristischen Hintergrund nicht offiziell aus, sondern nannte den Zeitungsbericht lediglich eine Spekulation.

Sogar sechs Tote

Die Zahl der getöteten deutschen Touristen erhöhte sich auf sechs, wie das Auswärtige Amt weiter mitteilte. Es handele sich um fünf Frauen und einen elfjährigen Jungen. Die Opfer der Explosion seien teils ihren schweren Brandverletzungen erlegen. In tunesischen Krankenhäusern würden von den insgesamt 40 Verletzten nun noch 19 Deutsche behandelt.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur AP stammen zwei der toten Frauen aus Baden-Württemberg und je eine aus Bayern und Berlin. Außerdem kamen bei dem Anschlag den Angaben zufolge mindestens vier Tunesier und ein Franzose um.

Auf der tunesischen Ferieninsel Djerba war am Donnerstag ein Tanklaster mit Flüssiggas vor einer Synagoge explodiert.

BKA-Spezialisten vor Ort

Außenminister Joschka Fischer sagte, da Tunesien ein beliebtes deutsches Reiseziel sei, habe er größtes Interesse an „einer zweifelsfreien Klärung, ob es sich um einen Unfall oder eine andere Ursache handelt“. Zwei entsandte Spezialisten des Bundeskriminalamts sollten dazu beitragen.

Fischer und Bundeskanzler Gerhard Schröder zeigten sich erschüttert. Sie wünschten den 19 teils schwer verletzten Deutschen, die am Freitag noch in tunesischen Krankenhäusern behandelt wurden, gute Genesung. Die Bundesregierung und der Reiseveranstalter TUI entsandten nach Angaben des Auswärtigen Amts Verbrennungsspezialisten und psychologische Betreuer aus Deutschland nach Djerba.

Die Ärzte sollten unter anderem prüfen, ob die Explosionsopfer in Deutschland weiter behandelt werden können. Die Psychologen sollten vor allem den Angehörigen und Überlebenden der Tragödie beistehen. Nach Angaben von TUI flogen am Freitag auch Angehörige zu den Opfern nach Tunesien.

TUI-Bus auf Inselrundfahrt

Vor der Synagoge hatte zum Zeitpunkt des Unglücks ein TUI-Bus mit 45 Deutschen Halt gemacht. Der Ausflugsbus hatte sich auf einer Inselrundfahrt befunden. Die Reisegäste waren bereits ausgestiegen, als es zu der Detonation kam.

Qielle: focus.de


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Explosion in Tunesien

 
13.04.02 00:47
Zweifel an Unfall-Version wachsen

Bei der Explosion auf der tunesischen Ferieninsel Djerba sind sechs deutsche Touristen getötet worden. Einige Verletzte schweben noch in Lebensgefahr. Augenzeugen zweifeln an der Version, es habe sich um einen Unfall gehandelt. Offenbar wird auch in deutschen Regierungskreisen ein Anschlag nicht mehr ausgeschlossen.

Tunis - Eine Augenzeugin, die sich zum Zeitpunkt der Explosion bereits in der Synagoge befunden hatte, sagte in einem Beitrag der "Tagesschau", es habe einen lauten Knall gegeben, dann sei die Tür der Synagoge zugeflogen. Später habe sie verbrannte Leichen gesehen. "Vor der Synagoge und in der Synagoge." Einen Lastwagen habe sie dagegen nicht sehen können. Sie könne sich keine andere Erklärung für die Explosion vorstellen als eine Bombe, sagte die sichtlich geschockte Frau nach ihrer Ankunft in Deutschland. Eine andere Augenzeugin sagte, es sei reines Glück, dass sie noch am Leben sei.

Nach Darstellung der tunesischen Nachrichtenagentur TAP hatte ein mit Gas befüllter Tankwagen den Bürgersteig vor der Synagoge gestreift und war dann in die Umfassungsmauer des jüdischen Gotteshauses gerast. Von der Unglücksstelle gibt es derzeit keine TV-Bilder. Die Behörden erlauben es Journalisten nicht, sich der Synagoge zu nähern. Nur aus einiger Entfernung kann der Unglücksort eingesehen werden. Allerdings, so beobachtete eine Reporterin von SPIEGEL TV, seien an der Unglücksstelle keine Trümmer oder andere Spuren der Explosion mehr zu erkennen. Der Lastwagen sei inzwischen fortgeschafft worden. "Wohin, weiß hier niemand," erzählt die Journalistin. Inzwischen seien an der Unglücksstelle bereits Arbeiter damit beschäftigt, die Wände frisch zu tünchen. Über die Identität des Lkw-Fahrers gebe es keine Angaben.

Am Morgen war ein elfjähriger Junge aus Deutschland seinen schweren Verletzungen erlegen. Drei deutsche Urlauberinnen - eine aus Bayern, zwei aus Baden-Württemberg - befinden sich unter den Toten. Am Freitagnachmittag betätigte das Auswärtige Amt in Berlin den Tod von zwei weiteren deutschen Touristinnen. Unter den Toten befinden sich auch ein Franzose, der tunesische Führer der deutschen Touristengruppe und zwei Polizisten.

Die meisten Verwundeten erlitten Verbrennungen unterschiedlichen Grades. Eine Journalistin sagte der "ARD", mindestens fünf Menschen, die derzeit in einem Krankenhaus in Tunis behandelt würden, schwebten in akuter Lebensgefahr. Sie hätten zum Teil Verbrennungen dritten Grades und müssten dringend nach Deutschland ausgeflogen werden, da das Krankenhaus nicht auf die Behandlung solcher Schwerstverletzten eingestellt sei. Derzeit prüfen die Ärzte, ob die Verwundeten nach Deutschland verlegt werden können.
 
SPIEGEL ONLINE
 
Die Bundesregierung schließt offenbar einen Anschlag als Ursache der Explosion nicht aus. Deutschland habe größtes Interesse an "einer zweifelsfreien Klärung, ob es sich um einen Unfall oder eine andere Ursache handelt", sagte Außenminister Joschka Fischer. Gleichzeitig ermahnte er Tunesien-Urlauber zu größter Umsicht. Zwei Spezialisten des Bundeskriminalamts wurden nach Tunesien entsandt, um die Hintergründe der Explosion zu klären. Die "Bild"-Zeitung meldet, deutsche Regierungskreise gingen davon aus, dass der Fahrer die Sprengung des Gaswagens vorsätzlich auslöste, als die Polizei ihn kontrollieren wollte. Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye sagte zu dem "Bild"-Bericht: "Es gibt überhaupt noch keine gesicherte Information über den Hergang. Das ist reine Spekulation."

TUI-Sprecherin Julia zur Weihen erklärte noch am Donnerstagnachmittag, die Explosion sei durch einen Unfall ausgelöst worden, es handele sich nicht um einen Anschlag. Auch der Präsident der Synagoge, Perez Trabelsi, vermutete einen Unfall. "Ein Anschlag hätte auf Menschen in der Synagoge gezielt", sagte er. Dagegen hatte Israels stellvertretender Außenminister, Michael Melchior, von einem gezielten antisemitischen Angriff gesprochen. Auch der arabische Nachrichtensenders al-Dschasira hatte verbreitet, es habe sich um eine Autobombe gehandelt.

Wegen Israels Offensive im Westjordanland hatte es in den vergangenen Tagen Proteste gegen Israel in arabischen Staaten gegeben.


URL: www.spiegel.de/panorama/0,1518,191480,00.html
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