Anleihen mit niedrigem Kreditrating oder gar Ramsch-Status (Junk Bonds, Bonität kleiner als BBB) werden grundsätzlich besser verzinst als Anleihen "guter" Schuldner, bergen dafür aber auch ein deutlich erhöhtes Totalverlust-Risiko.
Wozu sollte man z. B. für 6 bis 8 % Jahreszins TUI-Anleihen kaufen, wenn man im (unwahrscheinlichen, aber nicht ausgeschlossenen) Konkursfall 100 % damit verliert?
Im Gegensatz zu Aktien wird bei Anleihen meist mit vergleichsweise hohem Summen gespielt und die Rendite ist vergleichsweise gering. Deshalb ist das Chance/Risiko-Verhältnis viel schlechter als bei Aktien. Wenn alles gut geht, bekommt man am Ende der Laufzeit gerade mal seinen Einsatz zu 100 % wieder raus (und hatte bis dahin zwar ganz nette Zinsen, die man aber bei Firmen wie TUI oder GM mit schlaflosen Nächten erkauft).
Entweder man will Sicherheit, dann kauft man Staatsanleihen oder Anleihen von Firmen mit soliden Finanzen; oder aber man will experimentieren, dann sollte man als Kleinanleger lieber
mit kleinen Summen die Aktien von Wackelkandidaten kaufen. Dann ist das Risiko durch den (geringen) Einsatz begrenzt. Das ist besser, als große Summen mit Bonds dieser Fa. in den Sand zu setzen. (Bonds in kleinen Summen wiederum bringen nichts, weil die Renditen zu schlecht sind.)
Junk Bonds sind eher was für Profis wie Hedgefonds. Die verfolgen teils folgende Strategie:
1. Sie kaufen runtergeprügelte Junk Bonds, die nur noch bei 50 % der Nominale notieren, aber 20 % Zinsen abwerfen.
2. Zu Absicherung shorten sie zum gleichen Betrag Aktien dieser Firmen dagegen.
Geht die Firma pleite, erhalten sie aus den Shorts, die dann auf Null fallen, den Preis für die Anleihen zurück, die ebenfalls auf oder nahe Null gehen. Damit ist das Risiko nach unten voll abgehedgt. Erholt sich die Fa. hingegen, steigen die Aktien, was bei Shorts Verluste beschert, aber auch die Anleihen steigen, weil sie dann wegen besserer Fundamentals z. B. wieder bei 80 % notieren. Die 20 % Zinsen (bezogen auf den EK bei den Bonds) erhalten die Hedgefonds aber auch weiterhin. Selbst wenn die Aktien sich verdoppeln, muss das noch kein Verlustgeschäft (aus den Shorts) sein, weil die Bond-Kurse in diesem Beispiel um 60 % steigen (von 50 % auf 80 % der Nominale) und gleichzeitig z. b. 2 Jahre lang je 20 % Zinsen eingenommen werden, was dann ebenfalls 100 % ergibt. Freilich würden die Fonds ihre Aktien-Shorts ohnehin auf dem Weg nach oben eindecken und gar nicht erst 100 % Anstieg tolerieren.
Man sieht aber, dass dies kein Geschäft für Laien ist. Deshalb rate ich Kleinanlegern, lieber die Finger von Junk Bonds zu lassen.
100 % sicher ist die o. g. Hedging-Strategie auch nicht. Hedgefonds haben sie teils bei General Motors angewandt. Als GM letzten Sommer sauschlechte Zahlen lieferte, fielen die Aktien stark, und auch die Bonds gaben deutlich nach. Alles lief also wie erwartet. Doch dann kam, beim GM-Kurs von 24 Dollar (oder so) plötzlich Großaktionär Kirk Kirkorian und erklärte, er wollen seinen Bestand auf 10 % der MK aufstocken und er würde bis zu 33 (o. ä. - erinnert) Dollar pro Aktie bezahlen. Die löste bei den Aktien einen gewaltigen Short-Squeeze aus - sie stiegen schnell bis 33 Dollar (o. ä. - erinnert), während die Bonds unten blieben, da ja die schlechten Fundamentals sich nicht ändern, wenn Kerkorian seinen Aktienanteil aufstockt. Hedgefonds kamen auf diese Weise doppelt unter Druck: Mit ihrem Long in den Bonds (die fielen) und ihren Shorts in den Aktien (die stiegen). Dass die Hedgefonds dabei oft noch mit großem Hebel arbeiten (einem Vielfachen ihres Eigenkapitals), macht die Sache für sie nicht einfacher. Denn dieser Hebel wirkt bekanntlich auch in die "falsche" Richtung.