Gewinnen mit Gummibärchen
Bei den taumelnden Aktienkursen begeben sich Privatanleger auf die Suche nach Anlagealternativen. Wer von Verlusten mit herkömmlichen Wertpapieren die Nase voll hat, kann versuchen, an den Terminbörsen Gewinne zu erzielen – oder eine ganz neue Dimension des Verlierens kennen lernen.
Andreas Braun
Das hochriskante Spiel mit Futures ist nicht nur etwas für Profis, aber es sollte behutsam angegangen werden. Einen Terminkontrakt zu kaufen, bedeutet eine Wette einzugehen. Darauf, dass eine Ware oder ein Index zu einem bestimmten Zeitpunkt einen bestimmten Preis oder Wert haben wird. Ihre Vergänglichkeit ist ein Unterscheidungskriterium von Futures zu Aktien, die einen bleibenden Gegenwert als Anteil an einer Unternehmung haben.
Einen Kontrakt abzuschließen, bedeutet einen Vertragspartner für seine Wette zu finden. Der Kontrahent, der den Future verkauft, geht davon aus, dass die Wette eben nicht aufgeht, der Preis für eine Ware also nicht erreicht oder ein Indexstand verfehlt wird.
Indizes statt Schweinehälften
Tritt dies ein, und hat der Käufer eines Kontraktes diesen nicht vorher wieder verkauft, muss er bei Fälligkeit liefern. Bei Warenkontrakten würde dies theoretisch bedeuten, die berühmten Schweinehälften oder Sojabohnen auf deren Preisentwicklung, der Käufer gesetzt hat, an den Kontrahenten zum Preis des Verfallstages zu überstellen. Die Differenz zum Preis des Futures ist damit sein Verlust.
In der Realität kommt es soweit nur selten. Die überwiegende Mehrzahl der an der Terminbörse Eurex gehandelten Future-Kontrakte sind Finanzkontrakte. Im Gegensatz zu Warenkontrakten beziehen sie sich auf einen Index oder einen Wechselkurs als Basis. Und anstelle einer physischen Lieferung erfolgt bei Fälligkeit ein Cash Settlement. Grob gesagt also die Zahlung der Differenz zwischen Futurepreis und Indexstand zum Fälligkeitszeitpunkt.
Kleiner Einsatz, großes Risiko
Der Charme von Futures liegt darin, dass Anleger mit relativ begrenztem Kapitaleinsatz an der Entwicklung zum Beispiel eines Index überproportional profitieren können. Der Dax-Future etwa ist im einem Punktwert von 25 Euro versehen. Steigen der Dax und damit auch der Future auf den Index, der Fdax, um 100 Punkte, bedeutet dies für denjenigen, der dann verkauft, einen Wertzuwachs von 2500 Euro.
Und Futures bieten genau wie Short-Verkäufe bei Aktien die Möglichkeit, an fallenden Märkten zu verdienen. Eine Short-Position beim Dax-Future etwa lässt bei weiter fallenden Kursen das Depot beim Verkäufer anschwellen.
Da von den Terminbörsen und den Brokern, die einen Handel an der Eurex ermöglichen nur bestimmte Sicherheitseinlagen, so genannte Margins gefordert werden, kann mit relativ geringem Kapitaleinsatz eine Menge Geld verdient werden. Für den Handel mit dem Dax-Future sind in der Regel zwischen 10.000 und 15.000 Euro anfängliche Deckung auf dem Depot erforderlich. Bei kleineren Futures wie einem Euro-Dollar-Future oder einem E-Mini Nasdaq-Future liegt die Eintrittsbarriere sogar noch niedriger.
Ausreichende Deckung vermeidet Liquidation
Gerade dies führt allerdings viele Anfänger ins Verderben. Denn der enorme Hebeleffekt funktioniert natürlich auch in der Gegenrichtung. Entwickelt sich etwa ein Index nicht wie gewünscht, wird die Einlage des Anlegers im Nu aufgebraucht, besonders dann, wenn er nur die Mindestsumme auf seinem Brokerkonto deponiert hat.
Viele Brokerhäuser sorgen durch einen Automatismus dafür, dass die Verluste ihrer Kunden nicht ausufern. Im eigenen Interesse liquidieren sie genau so viele der eingegangenen Kontrakte, bis die Margenanforderungen wieder eingehalten werden, sprich der Kunde wieder ausreichend Kasse auf dem Konto hat. Solche Margin-Calls erwischen den Anleger immer in einer Verlustphase. Eine mehr als gerade ausreichende Deckung eines Future-Kontos ist also zwingende Voraussetzung für langfristigen Erfolg.
Limits schützen vor Verlusten
Enge Limits zu setzen versteht sich angesichts unbegrenzter Verlustmöglichkeiten von selbst. Wer merkt, dass er den Markt falsch eingeschätzt hat, sollte auf der Stelle die Reißleine ziehen. Umgekehrt sollte man Verkaufslimits auch in der Gewinnzone eng am momentanen Stand des Futures orientieren und regelmäßig nachziehen.
Für erste Gehversuche mit Futures auf Indizes bietet sich erstaunlicherweise der Neue Markt an. Der Future auf den Nemax 50 ist laut Kontraktspezifikation nur einen Euro pro Indexpunkt wert. Bei Indexständen zwischen 600 und 700 Punkten und einer täglichen Schwankung von fünf bis 20 Punkten kann für Future-Novizen wenig anbrennen. Es sei denn man handelt gleich ein ganzes Bündel von Kontrakten.
Wer noch weniger Risiko bei seiner ersten Bekanntschaft mit Futures machen möchte, kann sein Glück auch bei der Terminbörse für Gummibärchen, im Internet unter www.gummex.de, versuchen. Die durchaus ernsthafte, in allen Details der Funktion einer echten Terminbörse nachempfundene Simulation, ermöglicht es, auf den Preis eines Gummibärchen-Kontrakts zu spekulieren. Aber Achtung: Ein Kontrakt entspricht 10 Kilo Gummibärchen, und wer den Verfallstag verpasst, erhält seine Fuhre tatsächlich physisch ins Haus geliefert.
Bei den taumelnden Aktienkursen begeben sich Privatanleger auf die Suche nach Anlagealternativen. Wer von Verlusten mit herkömmlichen Wertpapieren die Nase voll hat, kann versuchen, an den Terminbörsen Gewinne zu erzielen – oder eine ganz neue Dimension des Verlierens kennen lernen.
Andreas Braun
Das hochriskante Spiel mit Futures ist nicht nur etwas für Profis, aber es sollte behutsam angegangen werden. Einen Terminkontrakt zu kaufen, bedeutet eine Wette einzugehen. Darauf, dass eine Ware oder ein Index zu einem bestimmten Zeitpunkt einen bestimmten Preis oder Wert haben wird. Ihre Vergänglichkeit ist ein Unterscheidungskriterium von Futures zu Aktien, die einen bleibenden Gegenwert als Anteil an einer Unternehmung haben.
Einen Kontrakt abzuschließen, bedeutet einen Vertragspartner für seine Wette zu finden. Der Kontrahent, der den Future verkauft, geht davon aus, dass die Wette eben nicht aufgeht, der Preis für eine Ware also nicht erreicht oder ein Indexstand verfehlt wird.
Indizes statt Schweinehälften
Tritt dies ein, und hat der Käufer eines Kontraktes diesen nicht vorher wieder verkauft, muss er bei Fälligkeit liefern. Bei Warenkontrakten würde dies theoretisch bedeuten, die berühmten Schweinehälften oder Sojabohnen auf deren Preisentwicklung, der Käufer gesetzt hat, an den Kontrahenten zum Preis des Verfallstages zu überstellen. Die Differenz zum Preis des Futures ist damit sein Verlust.
In der Realität kommt es soweit nur selten. Die überwiegende Mehrzahl der an der Terminbörse Eurex gehandelten Future-Kontrakte sind Finanzkontrakte. Im Gegensatz zu Warenkontrakten beziehen sie sich auf einen Index oder einen Wechselkurs als Basis. Und anstelle einer physischen Lieferung erfolgt bei Fälligkeit ein Cash Settlement. Grob gesagt also die Zahlung der Differenz zwischen Futurepreis und Indexstand zum Fälligkeitszeitpunkt.
Kleiner Einsatz, großes Risiko
Der Charme von Futures liegt darin, dass Anleger mit relativ begrenztem Kapitaleinsatz an der Entwicklung zum Beispiel eines Index überproportional profitieren können. Der Dax-Future etwa ist im einem Punktwert von 25 Euro versehen. Steigen der Dax und damit auch der Future auf den Index, der Fdax, um 100 Punkte, bedeutet dies für denjenigen, der dann verkauft, einen Wertzuwachs von 2500 Euro.
Und Futures bieten genau wie Short-Verkäufe bei Aktien die Möglichkeit, an fallenden Märkten zu verdienen. Eine Short-Position beim Dax-Future etwa lässt bei weiter fallenden Kursen das Depot beim Verkäufer anschwellen.
Da von den Terminbörsen und den Brokern, die einen Handel an der Eurex ermöglichen nur bestimmte Sicherheitseinlagen, so genannte Margins gefordert werden, kann mit relativ geringem Kapitaleinsatz eine Menge Geld verdient werden. Für den Handel mit dem Dax-Future sind in der Regel zwischen 10.000 und 15.000 Euro anfängliche Deckung auf dem Depot erforderlich. Bei kleineren Futures wie einem Euro-Dollar-Future oder einem E-Mini Nasdaq-Future liegt die Eintrittsbarriere sogar noch niedriger.
Ausreichende Deckung vermeidet Liquidation
Gerade dies führt allerdings viele Anfänger ins Verderben. Denn der enorme Hebeleffekt funktioniert natürlich auch in der Gegenrichtung. Entwickelt sich etwa ein Index nicht wie gewünscht, wird die Einlage des Anlegers im Nu aufgebraucht, besonders dann, wenn er nur die Mindestsumme auf seinem Brokerkonto deponiert hat.
Viele Brokerhäuser sorgen durch einen Automatismus dafür, dass die Verluste ihrer Kunden nicht ausufern. Im eigenen Interesse liquidieren sie genau so viele der eingegangenen Kontrakte, bis die Margenanforderungen wieder eingehalten werden, sprich der Kunde wieder ausreichend Kasse auf dem Konto hat. Solche Margin-Calls erwischen den Anleger immer in einer Verlustphase. Eine mehr als gerade ausreichende Deckung eines Future-Kontos ist also zwingende Voraussetzung für langfristigen Erfolg.
Limits schützen vor Verlusten
Enge Limits zu setzen versteht sich angesichts unbegrenzter Verlustmöglichkeiten von selbst. Wer merkt, dass er den Markt falsch eingeschätzt hat, sollte auf der Stelle die Reißleine ziehen. Umgekehrt sollte man Verkaufslimits auch in der Gewinnzone eng am momentanen Stand des Futures orientieren und regelmäßig nachziehen.
Für erste Gehversuche mit Futures auf Indizes bietet sich erstaunlicherweise der Neue Markt an. Der Future auf den Nemax 50 ist laut Kontraktspezifikation nur einen Euro pro Indexpunkt wert. Bei Indexständen zwischen 600 und 700 Punkten und einer täglichen Schwankung von fünf bis 20 Punkten kann für Future-Novizen wenig anbrennen. Es sei denn man handelt gleich ein ganzes Bündel von Kontrakten.
Wer noch weniger Risiko bei seiner ersten Bekanntschaft mit Futures machen möchte, kann sein Glück auch bei der Terminbörse für Gummibärchen, im Internet unter www.gummex.de, versuchen. Die durchaus ernsthafte, in allen Details der Funktion einer echten Terminbörse nachempfundene Simulation, ermöglicht es, auf den Preis eines Gummibärchen-Kontrakts zu spekulieren. Aber Achtung: Ein Kontrakt entspricht 10 Kilo Gummibärchen, und wer den Verfallstag verpasst, erhält seine Fuhre tatsächlich physisch ins Haus geliefert.