NemaxBsket: LHS - wie geht es weiter?
Freitag, 17. März 2000
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Nach der angekündigten, äußerst überrascht aufgenommenen Fusion von LHS mit der britischen Sema Group fragen sich viele Anleger, wie es um die Perspektive der LHS-Aktie bestellt ist.
Nebenbei: Es lohnt sich, retrospektiv das W:O-Interview vom Feb. 2000 mit dem LHS-Vorstandsvorsitzenden noch einmal nachzulesen!
Das Bankhaus Lampe empfiehlt, die LHS-Aktie zu halten. Die Sema Group sei ein IT-Dienstleister mit Schwerpunkten Finanzdienstleistung, öffentlicher Sektor und Telekommunikation. Durch die stärkere Gewichtung des Produkt-Anteils dürfte sich die EBIT-Marge des neuen Konzerns deutlich verbessern. Durch die starke technologische und unternehmerische Basis, sowie die breite Produktpalette dürfte es dem neuen Unternehmen gelingen, sich als Systemanbieter für große Telekommunikationskonzerne zu positionieren. Über eine verbreiterte Kundenbasis könnten zudem Cross-Selling-Potentiale genutzt werden.
Analyst Orlorsky von der Berliner Volksbank stuft LHS ebenfalls auf Halten. Das aus der Fusion mit der englischen Sema AG entstandene Umtauschangebot sei sehr positiv. Der Kurs der LHS sei ab sofort an den der Sema-Aktie gekoppelt. Das Shortseller-Problem sei mehr oder weniger vom Tisch, die sich womöglich ein neues Opfer suchen würden. Es sei ein geschickter Schachzug des Vorstands, indem man das LHS-Papier einfach der Nasdaq entziehe.
Langfristig sehe man durch Synergieeffekte und prognostizierte Umsatz- und Gewinnsteigerungen (30-35%) Potential für die neue Sema AG auf mindestens 1800 Pence, dem bisherigen Kurshoch. Wer zur Zeit mit seinen LHS-Papieren gut im Gewinn stehe, könne bei einem Kurs um 60 Euro auch einmal über Gewinnmitnahmen nachdenken. Kurzfristig müsse mit höheren Schwankungen gerechnet werden.
In der Tat wird die Fusion von allen Beobachtern positiv gesehen. Das Fehlen großer TK-Player auf der Kundenliste war in der Vergangenheit oft als Manko von LHS genannt worden. Nun entsteht ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Software für mobile Kommunikation. Die ATH’s von Sema Group in der Größenordnung von nahezu 30 Euro seien mit Sicherheit mittelfristig wieder erreichbar, heißt es. Das entspräche einem LHS-Kurs von 78 Euro, was deutlich über den bisher formulierten Kurszielen läge. Amalysten hatten LHS mit mittelfristigen Zielen um die 60 Euro gesehen.
Per Schlusskurs gestern notierte Sema mit deutlichem Abschlag bei 22,50 Euro. Letztlich wird sich der LHS-Kurs in einer engen Bandbreite an das 2,6-fache des Sema-Kurses andocken. Aus markttechnischer Sicht ist ein Kursrückgang der Sema-Aktie bis in den Bereich 19/20 Euro (49,40/52 Euro) realistisch. Hier verläuft auch der seit Sept. 1999 etablierte Aufwärtstrend (aktuell 19), sowie die steigende GD100 (aktuell 20). Das gilt insbesondere dann, wenn Technologie-Werte weltweit in eine ausgeprägte Konsolidierungs- bis Korrekturphase einschwenken. In besonders schwachem Umfeld sind auch um die 17 Euro (44,20 Euro für LHS) denkbar (nächste statische Unterstützung). In dieser Gegend könnte ein mögliches Abstauberlimit für (weitere) Käufe liegen.
Die LHS-Aktie sprang nach Bekanntgabe der Fusion Intraday bis über 60 Euro. Aktuell notiert sie bei 54 Euro.
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Autor: WallStreet-Online - Klaus Singer