Berlin (Reuters) - Der französische Film "Die fabelhafte Welt der Amelie" ist der Gewinner des Europäischen Filmpreises 2001. Der Kinoerfolg von Regisseur Jean-Pierre Jeunet erhielt bei der Verleihung mit 1500 Gästen am Samstagabend in Berlin gleich vier Auszeichnungen: Als bester Film, für die beste Regie und für beste Kameraführung. Zudem bekam er den Publikumspreis für die beste Regie. Zur besten Schauspielerin kürte die Jury Isabelle Huppert für ihre Rolle in "Die Klavierspielerin". Der Brite Ben Kingsley erhielt für "Sexy Beast" den Preis als bester Schauspieler.
"Der europäische Filmpreis ist für mich einer der bedeutendsten Preise", sagte Kingsley der Nachrichtenagentur Reuters. Seine französische Kollegin Huppert bekam die Auszeichnung - eine silberfarbene Frauenstatue - vom deutschen Schauspieler Til Schweiger überreicht. "Ich habe es immer geliebt, eine europäische Schauspielerin zu sein", sagte die 46-Jährige. Sie war in einer mit chinesischen Motiven bestickten roten Bluse und schwarzer Hose zur Gala gekommen.
Die Veranstaltung war die erste im neuen Tempodrom am Anhalter Bahnhof. Das in Zeltform gestaltete Dach erinnert an einen Zirkus, in dessen Arena die prominenten Gäste unter Kronleuchtern an runden Tischen saßen.
Kingsley sagte nach der Auszeichnung, für ihn mache es zwar einen Unterschied, ob er in amerikanischen oder in europäischen Produktionen spiele. "Aber ich habe keine Vorlieben." In der britisch-spanischen Koproduktion "Sexy Beast" spielte er einen psychotischen Gangster.
Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin, der die Gala mit dem Regisseur und Präsidenten der Europäischen Filmakademie, Wim Wenders, eröffnet hatte, wies auf die kulturelle Vielfalt des europäischen Films hin. Er sprach sich dafür aus, die Film-Wirtschaften der einzelnen europäischen Länder zu stärken. Wenders, der im dunklen Anzug mit hellroten Streifen an der Hosennaht erschien, sagte mit Blick auf die Anschläge in den USA: "Als Filmemacher sind wir alle wieder an unsere große Verantwortung erinnert worden. Wir dürfen niemals vergessen, dass wir mit den Bildern, die wir machen, die Welt gestalten."
Als bester europäischer Beitrag für das Weltkino wurde der 30-jährige Ewan McGregor ausgezeichnet. Er bekam den Preis für seine Rolle in "Moulin Rouge". Der Brite spielt darin einen mittellosen Musical-Schreiber, der sich in eine Kurtisane (Nicole Kidman) verliebt. "Als ich früher vom Kino träumte, träumte ich von Filmen voller Romantik und voller Musik", sagte er in seiner Dankesrede. Dies sei mit "Moulin Rouge" in Erfüllung gegangen.
Die Mitglieder der britischen Komiker-Gruppe Monty Python erhielten einen Preis für ihr Lebenswerk. Zu den bekanntesten Filmen der fünf Schauspieler zählen "Das Leben des Brian", "Der Sinn des Lebens" und "Ein Fisch namens Wanda". Als einziger deutscher Beitrag wurde "Black Box BRD" mit dem Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet. Der Regisseur Andres Veiel zeichnet darin die Lebenswege des mutmaßlichen RAF-Terroristen Wolfgang Grams und des von der RAF ermordeten Deutsche-Bank-Chefs Alfred Herrhausen nach. Den nach dem deutschen Regisseur Rainer Werner Fassbinder benannten Preis für die Filmentdeckung des Jahres bekam der Spanier Achero Manas für "El bola", ein Film über Misshandlung von Kindern in der Familie.
Die Europäische Filmakademie wurde 1988 in Berlin unter anderem von den Regisseuren Ingmar Bergman und Wim Wenders gegründet. Ihr gehören rund 1300 Schauspieler, Regisseure, Drehbuchautoren, Verleiher und andere Filmschaffende
Quelle: Süddeutsche Zeitung