@Möglicher Verkauf
Insgesamt schätze ich die Möglichkeit einer Übernahme, durch wen auch immer, sehr gering ein. Die Hürden erscheinen insbesondere für eine Übernahme durch ein ausländisches Unternehmen bezüglich Lizenzrechte und politischer Aspekte("Committee on Foreign Investment in the US" - CFIUS) unüberwindbar. Und dann vielleicht auch noch ein chinesisches Unternehmen? Die Angelegenheit würde ein Politikum und auf dem Schreibtisch des US-Präsidenten landen.
Ein US-Unternehmen wie Apple wäre vorstellbar, auch hier wären Probleme bezüglich der x86-Lizenz vorprogrammiert, aber vielleicht noch lösbar.
Der Teilverkauf der Grafiksparte dagegen wäre zwar möglich, aber käme wie schon erwähnt gewissermaßen einem Selbstmord gleich. Zumal ich annehme das ein potentieller Übernehmer(Qualcomm) glaubt, man bekäme es wieder für einen "Appel und ein Ei" wie seinerzeit die Handy-Grafikchipsparte für schlappe 65 Mio. und denkt bestimmt nicht mal im Traum an irgendwelche Milliardenbeträge.
@Management
Wie das jüngste Beispiel mit Seifert zeigt, ist es für aussenstehende fast unmöglich einschätzen zu können, wer in einem Unternehmen der Gute, der Böse oder der Hässliche ist. Ich habe daher keine feste Meinung dazu. Oberflächlichkeiten wie Aussehen, Auftreten, Sprachgewandheit, u.ä. nehme ich nicht als Maßstab und versuche eher irgendwelche Hinweise darauf zu finden, welche Entscheidungen im Unternehmen wessen "Handschrift" tragen.
Meiner Ansicht nach trifft das z.B. im Fall der Entlassung des Vertriebschefs Ghilardi und der anschliessenden Geschäftsübernahme durch Read zu. Das spräche für ihn. Auch der scheinbar recht kurzfristig gefasste Entschluß SeaMicro zu kaufen, um damit für AMDs Server-Geschäft neue Möglichkeiten zu eröffnen, scheint seine "Handschrift" zu tragen und ist grundsätzlich ersteinmal positiv.
Was daraus wird, ist eine andere Geschichte.
Der "Fall Seifert" wird vermutlich auch Rückschlüsse auf Read's Führungsfähigkeiten zulassen. Klarheit über die Gründe für Seiferts Kündigung, von welcher Seite sie auch erfolgte, ist wohl nicht zu erwarten. Hinweise darauf, worum es ging, wird es in den nächsten Wochen aber sicher geben.
@Geschäftsenwicklung
Ja, das sieht z.Z. nicht gut aus und auch ein weitere böse Überraschung in Form eines unter den eh schon niedrigen Erwartungen liegenden Q3-Umsatz inklusive Verlust ist vorstellbar.
Ich teile aber die Ansicht einer Analysteneinschätzung von vor ein paar Wochen, das die größte Belastung durch makroökonomische Entwicklungen entstanden ist. Einflüsse durch den Boom bei den "Mobile Devices" gibt es sicher und auch interne Probleme wie das der Desktop-Llanos im Channel wären auch bei guter Konjunktur sicher auffällig geworden.
Aber besorgniserregender oder bedenklicher finde ich die weltwirtschaftliche Entwicklung. Man kann derzeit nicht mal sagen, wo man sich gerade befindet. Ist die Talsohle erreicht, schon durchschritten oder steht erst noch bevor? Oder wird die Misere jetzt zum Dauerzustand? Die USA scheint nicht mehr "aus dem Quark" zu kommen, Teile von Europa kann man dauerhaft vergessen und China, weil es vielleicht doch eben nur im wesentlichen die große "Werkbank der Welt" und daher stark abhängig von den Entwicklungen in anderen Ländern und Regionen ist, kann keine Impulse geben.
Prognose möchte ich nicht abgeben, macht keinen Spaß und kommt selten etwas passendes heraus. Allerdings erwarte ich für Q3 ein sehr schlechtes Abschneiden. Für Q4 besteht Anlaß zu Hoffnung in Form von: Weihnachtsgeschäft, irgendwelche positiven Effekte durch Windows 8, Einführung von Desktop-Trinity und Vishera, mögliche Effekte durch SeaMicro und fast sicher; einen Effekt durch die zu erwartenden HRE-Zahlungen von Sony und Microsoft, was insgesamt mit anderen Faktoren für ein Rekord-Ergebnis in Bezug auf Umsatz und/oder Gewinn im Grafik-Segment sorgen könnte. Bedrohlich dagegen die Möglichkeit einer Abschreibung.
Möglicherweise war die Diskussion über das Thema ja auch ein Grund für Seiferts Abgang. Wie gesagt, es sind in nächster Zeit Hinweise auf die Gründe zu erwarten.
[Spekulation] Seifert war angesichts der Marktentwicklung vielleicht entschlossen schon in Q3 einen kleineren?? Betrag abzuschreiben um im schlechtesten Fall eine viel größere Abschreibung in Q4 oder später zu vermeiden. Read war vielleicht in Hoffnung einer Aufhellung des Marktes dagegen. Den Versuch einer "scheibchenweisen Reduzierung" des Lagerbestandes gab es 2007 mit zweimaligen 30 Mio.Abschreibungen schon mal, funktionierte aber doch nicht und endete im nächsten Jahr mit einer großen 227 Mio. Abschreibung.[/Spekulation]
Eigentlich ist AMD trotz der Schwierigkeiten voll "funktionstüchtig" und verhältnismäßig gut aufgestellt. Könnte mit ihrer Strategie und den verfügbaren und anstehenden Produktpalette gut zu recht kommen, was in den vergangenen rund zwei Jahren auch bewiesen und von den Rating-Agenturen honoriert wurde.
Braucht aber halt wie der Fisch das Wasser eine "gedeihliche" Umgebung. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für Intel. Das Q2-Ergebnis sah im vergleich zu AMD robust aus, es wird aber von vielen ausgeblendet, das Intel in den vergangenen vier Quartalen eine noch stärkere Konjunkturabhängigkeit zeigte und bislang zweimal eine Warnung herausgab. Warnungen 2011/12 Intel vs AMD: 2 zu 1
Meiner Ansicht nach sollte man derzeit AMD nicht durch die Lupe betrachten um irgendwelche Ursachen für die Schwäche zu begründen, sondern derzeit eher die weltwirtschaftliche Entwicklung beobachten. Analysten, von denen viele das genau z.Z. tun, bestätigen damit nur einmal mehr ihre Inkompetenz und seltsames Selbstverständnis mit dem sie schon in den vergangenen Quartalen geglänzt haben.
Sie betreiben eine "billige" Trendextrapolation wie Oma Schmitt aus Castrop-Rauxel. Bis zur nächsten Trendwende. Um ihre Kompetenz zu unterstreichen, versehen sie ihre Kommentare nicht selten mit der Fußnote "Auf Sicht von 6 oder gar 12 Monaten". Was in Wahrheit wohl ein Witz ist. Ein Lichtblick sind dagegen wenigstens die Rating-Agenturen.
Wenn wir, ohne das es uns z.Z. vielleicht bewußt ist, möglicherweise vielleicht in einer schweren, langwierigen Weltwirtschaftskrise stecken sollten, bekäme AMD natürlich in absehbarer Zeit(1-2 Jahre) echte Probleme, aber das ist eine andere Geschichte und verschieben wir lieber mal auf irgendwann.
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