Ich habe gerade eine BM gelesen, bei der es um die Sorge ging, Geld an der Börse zu verlieren. Das machen wir ja gerade alle durch - manche von uns kommen damit gut zu Recht - anderen tut das richtig weh.
Ich gehöre zu der ersten Gruppe (auch wenn ich steigende Kurse viel toller finde - natürlich). Warum aber mache ich mir so wenig Sorgen wegen des niedrigen Kurses derzeit - unabhängig davon, dass ich nachkaufen würde und von AMC auch überzeugt bin?
Ich habe mir das Geld mal in Zeit umgerechnet. Der Vorteil ist, dass ich mir ganz schnell klar machen kann, dass sich mein Leben im Alltag weder bei sinkenden noch bei fallenden Kursen geändert hat. Ich benötige für meinen Alltag nicht das investierte Geld , da ich eine Arbeit habe, von der ich leben kann.
Diese Sichtweise ist für mich wesentlich entspannter zu ertragen als das Beobachten des Geldbestandes - auch wenn es genau genommen kein Unterschied ist.
Ich kam Anfang 2019 (oder 18?) zur Börse. Zur Weihnachten stieß auf einen Artikel zur finanziellen Freiheit (Geld -> ersparte Zeit) und war davon voll begeistert. Infolge dessen eröffnete ich ein Depot und guckte die typischen Videos zu ETFs, las ein wenig "Gerd Kommer" und schaute auch andere Kanäle auf Youtube zu Einzelaktien.
Die Message in den Videos war recht eindeutig: "Diversifikation, gute DD -> wenig Risiko mit netter Gewinnerwartung". Außerdem versand ich schnell, dass Rendite mit Risiko direkt zusammenhängt.
Spass am Investieren in Einzelaktien fand ich dann doch und musste infolgedessen größere Schwankungen aushalten.
Ein paar Monate später hörte ich das Audiobook "Rich Dad Poor Dad" von Robert Kyosaki, welches mir sehr gut gefiel.
Überrascht war ich, als dieser sinngemäß sagte, dass ein Mensch seiner Einschätzung nach ruhig in jungen Jahren mal pleite gehen dürfe (solle), weil er ein kalkuliertes Risiko eingegangen ist. Er meinte damit eben nicht, sein Geld im Casino zu verzocken, sondern z. B. eine Firma zu gründen oder oder oder. In "jungen" Jahren hat man noch genug Zeit, diesen Fehler (ein mögliches Scheitern) wieder auszubessern, während ein Erfolg in diesen Jahren einen enormen Boost in der Zukunft bringt.
Dieses Message passte nun gar nicht zu "Gerd Kommer" , "Finanzfluss" etc. und brachte mich dazu, meine Risikobereitschaft zu überdenken. (Ich bin eher der Sohn des "Poor Dad" aus dem Buch. Auch wenn meine Eltern nun auch schon ENTSPANNT in AMC investiert sind.)
Als ich von AMC hörte und mich kurz später eingelesen hatte, hielt ich das Risiko für überschaubar, wenngleich eine Anpassung meiner Investitionssummme später (bei fallenden Kursen) für mich sinnvoll wurde. Ich habe nun die für mich richtige Investitionssumme gefunden, deren Verlust ich vor mir selbst verantworten kann.
Ich rechnete damals mein Investment grob in eingesparte bzw. verlorene "Zeit" um und stellte fest, dass das Risiko eines Verlusts im Vergleich zum Gewinn kein großes Problem darstellt. (Es ist wie nichts wirklich ein bahnbrechender neuer Gedanke, da mehr Zeit des Ansparens mehr Geld bedeutet. ABER der Unterschied liegt darin, dass ich mir jederzeit klarmachen kann, dass sich mein ALLTAG unabhängig von den Buchgewinnen oder Verlusten unabhängig von AMC nicht verändert.)
Hier meine Gedanken für das Invest in AMC mit dem Ziel finanzielle Freiheit (fiktive Zahlen)
Angenommen, ich kann jeden Monat 1000 € beiseite legen und fange mit 30 Jahren an zu sparen (ich war noch älter). Dann kann ich in einem Jahr 12000 € beiseite legen. Das ist eine ordentliche Summe, die man nicht leichtfertig wegschmeißen sollte. Aber ein Invest in AMC ist - meiner Ansicht nach - keine dumme Geldanlage.
Wenn ich dieses Geld verliere, dann habe ich 1 Jahr Ansparzeit verloren. Auf lange Sicht macht das mit dem Zinseszins eine schöne Summe aus - unbestritten. ABER es ist heute erst einmal "nur ein Jahr", wenn ich dieses Geld vollständig verlieren sollte. Und dieses Jahr hat sich für mich nicht geändert, da ich auf das Geld nicht zwingend angewiesen bin. (Das ist für mich der entscheidende Punkt, weswegen ich es hiermit noch einmal anmerken möchte).
Wenn aber in kurzer Zeit aus 12.000 € (Mai 2021) 18.000 € oder 24.000€ oder 36.000 € oder sogar 72.000 € (Juni 2021) werden... dann spare ich mir einige Jahre des Ansparens - Ich habe einen ZEITGEWINN.
Mein Investment in AMC zielte aber nicht nur darauf ab, diese Zeit zu gewinnen. Wenn die Kursgewinne so hoch werden, wie wir es uns alle erhoffen, dann bin ich (mehr oder weniger) frei in meinen Entscheidungen, ob ich meine Arbeitszeit reduziere oder ganz aufhöre.
Auch wenn ich weniger stark investiert bin (nur 30 Aktien z. B.) und ich kann im Squeeze einen schönen Preis erreichen. Dann habe ich doch eine nette Summe, die mir einen gewissen Spielraum ermöglicht (Mietzahlung ist erst einmal gesichert, Waschmaschine defekt - kein Problem...).
Hierdurch gewinne ich vielleicht nicht "freie Zeit", aber vielleicht "stressfreie Zeit".
Nun zu meiner damaligen Überlegung, zu der ich auch heute noch stehe:
Angenommen, mein Ziel ist es, 1 Million € zusammenzusparen, weil ich mich dann entscheiden könnte, nur noch halbtags arbeiten zu gehen (RICHTIG GEIL!!).
Hätte ich tatsächlich so große Angst vor Verlusten, würde ich mein Geld aufs Festgeldkonto legen. Aber in diesem Fall bekomme ich in meinem Leben bei der konstanten Sparrate mein Ziel (1 Million €) niemals zusammen (ohne Zinsen dauert das dann 82 Jahre).
Also bin ich gezwungen, mein Risiko zu erhöhen.
Bei einem Sparrechner im Internet habe ich mal geguckt, wie lange es dauert, bei 7 % Rendite (Durchschnittrendite des MSCI Word ETF der letzten ?50? Jahre, "geringes Risiko") bei einer konstanten Sparrate von 1000 € monatlich mit unterschiedlichen Anfangskapital (a) 12.000 € Startkapital und (b) 48.000€ c) 0 € Startkapital (nur Buchgewinne, also ohne Steuer) die 1 Million € zusammenzubekommen.
Fall a - 12.000€ Anfangskapital Ziel nach knapp 27 Jahren erreicht
Fall b - 48.0000 € Anfangskapital Ziel nach knapp 24,4 Jahren erreicht (gutes Investment zu Beginn)
Fall c - 0 € (Totalverlust zu Beginn - unwahrscheinlich bei AMC) Ziel nach knapp 28 Jahren erreicht.
Wie man hier sieht, ist der Unterschied zwischen Fall a ) ("wenig Risiko") und Fall c ) (Totalverlust des Investments) wirklich nur ein Jahr.
Demgegenüber führt Fall b) zu einem schönen Zeitgewinn.
Und hier sei angemerkt, dass eine Vervierfachung des Kurses nicht mein Ziel war - sonst wäre ich ja damals ausgestiegen.
WENN das Ziel (Squeeze) eintritt, verkürze ich nicht nur mir viele Jahrzente des Sparens!
Viele von uns, die das Glück haben, mehrere 1000 Aktien zu halten, da die Kurse niedrig waren, erkaufen zusätzlich auch ihren Kindern viele Jahre oder gar Jahrzehnte.
Keine Ahnung, ob die Gedanken hilfreich sind. Mir fällt es schwer, das vernünftig zu Papier zu bringen.
Aber vielleicht ist es doch für den einen oder anderen mal eine vorteilhafte Variante, ihr Investment zu interpretieren.
Zumindest mir hat es geholfen. Und das ist ja bekanntlich das Wichtigste. :)