Marktausblick: Aktionäre schöpfen wieder Hoffnung
Trotz herber Rückschläge in der vergangenen Woche bleiben die Anleger an den Aktienmärkten optimistisch. Aktienstrategen rechnen trotz des schwachen Wochenschlusses nicht mit einer Wende.
"Der Aufwärtstrend ist intakt", sagte Berndt Fernow, Stratege der Landesbank Baden-Württemberg. Auch die Prognosen für die Wall Street bleiben günstig. Selbst der hohe Ölpreis dürfte die Kauflaune der Investoren nur kurzfristig trüben, sagen Analysten. Allerdings bleibt der Ölpreis der größte Risikofaktor.
Irritationen an der japanischen Börse, die Unsicherheit durch den Iran-Konflikt und enttäuschend aufgenommene Bilanzzahlen hatten die Börsen zur Wochenmitte tief in die Verlustzone gedrückt. Der fiel im Laufe der Woche um 2,5 Prozent, der gab um 2,3 Prozent nach. In Tokio büßte der Nikkei 225 4,6 Prozent ein. Auch die Wall Street erlitt Rückschläge.
Europäische Anleihen konnten nicht profitieren. Äußerungen von Mitgliedern der Europäischen Zentralbank () sorgten für herbe Verluste. So schnellte die Rendite der zehnjährigen um 0,1 Prozentpunkte auf 3,367 Prozent hoch. Analysten rechnen mit weiteren Rückschlägen. Beim Euro-Dollar-Wechselkurs erwarten die Banken keine größeren Veränderungen.
Notwendige Marktbereinigung
Aktienexperten rechnen trotz der mageren Wochenbilanz mehrheitlich damit, dass die Investoren wieder Mut fassen und sich den positiven Fundamentaldaten zuwenden. "Die Marktbereinigung könnte eine gesunde Entwicklung nach dem wochenlangen Kursanstieg sein und braucht deshalb nicht zu übertriebener Sorge Anlass geben", schreibt die Commerzbank.
Optimismus ziehen die Experten daraus, dass die extrem hohen Erwartungen an die Quartalsberichte der Unternehmen inzwischen etwas korrigiert wurden. Das fundamentale Umfeld stellt sich aus ihrer Sicht gut dar. Die Konjunktur zieht an, die Firmenergebnisse wachsen, und die Inflationsraten dürften in den kommenden Monaten sinken. Zudem seien Aktien immer noch attraktiv bewertet. "Wir sehen das faire für europäische Werte zwischen 16 und 17", sagte Patrik Schowitz, Aktienstratege von HSBC. "Aktuell liegt die Bewertung aber bei etwa 13,5."
Rückenwind erhalten Aktien auch von der anlaufenden Hauptversammlungssaison. Der Landesbank Rheinland-Pfalz zufolge werden alleine die 30 Dax-Konzerne 2006 etwa 21,2 Mrd. Euro ausschütten. Das entspreche einer Dividenrendite von 3,1 Prozent. Angesichts der unverändert hohen dürfte dies Anleger weiter an die Börsen locken. "Gewinne und Dividenden werden auch 2006 wachsen", sagt William Davies, Chef für europäische Aktien bei der Fondsgesellschaft Threadneedle. "Wir haben den Anteil an deutschen Aktien aufgestockt und kaufen immer noch."
US-Unternehmen legen Zahlen vor
In den USA richten die Anleger ihr Augenmerk auf Quartalsberichte. So legen die Autokonzerne General Motors und Ford , aber auch Bank of America , Microsoft , Texas Instruments und Dow Chemical Zahlen vor. Michael Driscoll von Bear Stearns bleibt zuversichtlich. "Sobald der Markt zurückgeht, werden die Anleger auf Schnäppchenjagd gehen", sagt er.
Als größten Risikofaktor identifizieren Aktienexperten nach wie vor die Entwicklung am Ölmarkt. "Insbesondere die Entwicklung in Iran gefällt uns gar nicht", sagte Berndt Fernow von der LBBW. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) US-Öl der Sorte WTI stieg am Freitag bis auf 68 $. "Die Energiepreise sind zwar hoch", räumt Driscoll ein. So lange das Rohstoff-Angebot gesichert sei, habe das aber keinen großen Einfluss auf die Aktienmärkte. "Mit der Erfahrung, dass der Ölpreisanstieg in den vergangenen Monaten die Börsen nicht gebremst hat, trübt die aktuelle Entwicklung am Ölmarkt den Grundoptimismus der Anleger noch nicht ein", ergänzt Stefan Serret, Leiter der Portfolio-Konstruktion der SEB.
Auch an den Rentenmärkten spielt das Thema Öl noch keine große Rolle. Sollte sich das ändern, werde dies die Kurse von Staatsanleihen eher stützen, sagte Dirk Gojny, Zinsstratege der HSH Nordbank. "Einen hohen Ölpreis würde man eher als Wachstumshemmer denn als Inflationstreiber betrachten." Auch ein schwaches Ergebnis bei der ersten Schätzung des US-Wachstums im vierten Quartal könnte den Bondmarkt stützen, schreiben HypoVereinsbank und Raiffeisen-Zentralbank Österreich.
Zinserhöhung macht die Anleger nervös
Doch alles in allem bleiben die europäischen Rentenmärkte angeschlagen. "Die nächste Woche könnte noch gut gehen, darüber hinaus nehmen die Risiken aber zu", warnt Peter Müller, Anleiheanalyst der Commerzbank. "Aus technischer Sicht kann nur zur Vorsicht geraten werden", schreibt die WestLB. Vor allem das Thema Zinserhöhungen macht die Anleger nervös. So versetzte das EZB-Mitglied Lorenzo Bini Smaghi die Akteure am Anleihemarkt in Aufregung. Bini Smaghi wurde mit Äußerungen zitiert, die als Plädoyer für Zinserhöhungen interpretiert wurden. Davon hat sich der Markt trotz eines später erfolgten Dementis noch immer nicht erholt - obwohl eine weitere Zinserhöhung längst in den Kursen eingearbeitet ist.
Sollten alleine die Zinserwartungen für die Verluste verantwortlich sein, dann wäre der Rückschlag nicht von langer Dauer, sagt Kornelius Purps von der HVB. Eugen Keller, Zins- und Währungsstratege von Bankhaus Metzler vermutet hinter dem Rückschlag aber auch saisonale Motive: Während der Januar als guter Monat für Anleihen gilt, folgen im Februar oft Verluste.
Quelle: Financial Times Deutschland
Trotz herber Rückschläge in der vergangenen Woche bleiben die Anleger an den Aktienmärkten optimistisch. Aktienstrategen rechnen trotz des schwachen Wochenschlusses nicht mit einer Wende.
"Der Aufwärtstrend ist intakt", sagte Berndt Fernow, Stratege der Landesbank Baden-Württemberg. Auch die Prognosen für die Wall Street bleiben günstig. Selbst der hohe Ölpreis dürfte die Kauflaune der Investoren nur kurzfristig trüben, sagen Analysten. Allerdings bleibt der Ölpreis der größte Risikofaktor.
Irritationen an der japanischen Börse, die Unsicherheit durch den Iran-Konflikt und enttäuschend aufgenommene Bilanzzahlen hatten die Börsen zur Wochenmitte tief in die Verlustzone gedrückt. Der fiel im Laufe der Woche um 2,5 Prozent, der gab um 2,3 Prozent nach. In Tokio büßte der Nikkei 225 4,6 Prozent ein. Auch die Wall Street erlitt Rückschläge.
Europäische Anleihen konnten nicht profitieren. Äußerungen von Mitgliedern der Europäischen Zentralbank () sorgten für herbe Verluste. So schnellte die Rendite der zehnjährigen um 0,1 Prozentpunkte auf 3,367 Prozent hoch. Analysten rechnen mit weiteren Rückschlägen. Beim Euro-Dollar-Wechselkurs erwarten die Banken keine größeren Veränderungen.
Notwendige Marktbereinigung
Aktienexperten rechnen trotz der mageren Wochenbilanz mehrheitlich damit, dass die Investoren wieder Mut fassen und sich den positiven Fundamentaldaten zuwenden. "Die Marktbereinigung könnte eine gesunde Entwicklung nach dem wochenlangen Kursanstieg sein und braucht deshalb nicht zu übertriebener Sorge Anlass geben", schreibt die Commerzbank.
Optimismus ziehen die Experten daraus, dass die extrem hohen Erwartungen an die Quartalsberichte der Unternehmen inzwischen etwas korrigiert wurden. Das fundamentale Umfeld stellt sich aus ihrer Sicht gut dar. Die Konjunktur zieht an, die Firmenergebnisse wachsen, und die Inflationsraten dürften in den kommenden Monaten sinken. Zudem seien Aktien immer noch attraktiv bewertet. "Wir sehen das faire für europäische Werte zwischen 16 und 17", sagte Patrik Schowitz, Aktienstratege von HSBC. "Aktuell liegt die Bewertung aber bei etwa 13,5."
Rückenwind erhalten Aktien auch von der anlaufenden Hauptversammlungssaison. Der Landesbank Rheinland-Pfalz zufolge werden alleine die 30 Dax-Konzerne 2006 etwa 21,2 Mrd. Euro ausschütten. Das entspreche einer Dividenrendite von 3,1 Prozent. Angesichts der unverändert hohen dürfte dies Anleger weiter an die Börsen locken. "Gewinne und Dividenden werden auch 2006 wachsen", sagt William Davies, Chef für europäische Aktien bei der Fondsgesellschaft Threadneedle. "Wir haben den Anteil an deutschen Aktien aufgestockt und kaufen immer noch."
US-Unternehmen legen Zahlen vor
In den USA richten die Anleger ihr Augenmerk auf Quartalsberichte. So legen die Autokonzerne General Motors und Ford , aber auch Bank of America , Microsoft , Texas Instruments und Dow Chemical Zahlen vor. Michael Driscoll von Bear Stearns bleibt zuversichtlich. "Sobald der Markt zurückgeht, werden die Anleger auf Schnäppchenjagd gehen", sagt er.
Als größten Risikofaktor identifizieren Aktienexperten nach wie vor die Entwicklung am Ölmarkt. "Insbesondere die Entwicklung in Iran gefällt uns gar nicht", sagte Berndt Fernow von der LBBW. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) US-Öl der Sorte WTI stieg am Freitag bis auf 68 $. "Die Energiepreise sind zwar hoch", räumt Driscoll ein. So lange das Rohstoff-Angebot gesichert sei, habe das aber keinen großen Einfluss auf die Aktienmärkte. "Mit der Erfahrung, dass der Ölpreisanstieg in den vergangenen Monaten die Börsen nicht gebremst hat, trübt die aktuelle Entwicklung am Ölmarkt den Grundoptimismus der Anleger noch nicht ein", ergänzt Stefan Serret, Leiter der Portfolio-Konstruktion der SEB.
Auch an den Rentenmärkten spielt das Thema Öl noch keine große Rolle. Sollte sich das ändern, werde dies die Kurse von Staatsanleihen eher stützen, sagte Dirk Gojny, Zinsstratege der HSH Nordbank. "Einen hohen Ölpreis würde man eher als Wachstumshemmer denn als Inflationstreiber betrachten." Auch ein schwaches Ergebnis bei der ersten Schätzung des US-Wachstums im vierten Quartal könnte den Bondmarkt stützen, schreiben HypoVereinsbank und Raiffeisen-Zentralbank Österreich.
Zinserhöhung macht die Anleger nervös
Doch alles in allem bleiben die europäischen Rentenmärkte angeschlagen. "Die nächste Woche könnte noch gut gehen, darüber hinaus nehmen die Risiken aber zu", warnt Peter Müller, Anleiheanalyst der Commerzbank. "Aus technischer Sicht kann nur zur Vorsicht geraten werden", schreibt die WestLB. Vor allem das Thema Zinserhöhungen macht die Anleger nervös. So versetzte das EZB-Mitglied Lorenzo Bini Smaghi die Akteure am Anleihemarkt in Aufregung. Bini Smaghi wurde mit Äußerungen zitiert, die als Plädoyer für Zinserhöhungen interpretiert wurden. Davon hat sich der Markt trotz eines später erfolgten Dementis noch immer nicht erholt - obwohl eine weitere Zinserhöhung längst in den Kursen eingearbeitet ist.
Sollten alleine die Zinserwartungen für die Verluste verantwortlich sein, dann wäre der Rückschlag nicht von langer Dauer, sagt Kornelius Purps von der HVB. Eugen Keller, Zins- und Währungsstratege von Bankhaus Metzler vermutet hinter dem Rückschlag aber auch saisonale Motive: Während der Januar als guter Monat für Anleihen gilt, folgen im Februar oft Verluste.
Quelle: Financial Times Deutschland