Aus der FTD vom 7.3.2002 www.ftd.de/aktienumfrage
FTD-Aktienumfrage: Aktienstrategen gehen bei Zyklikern aufs Ganze
Von Ina Bauer und Ferdinand Knauß, Frankfurt
Zyklische Werte sind im Kommen und verdrängen defensive Titel von den Kauflisten. Technologiewerte wie Infineon, Nokia und Siemens gehören zu den Top-Empfehlungen europäischer Aktienstrategen, wie die aktuelle Runde der regelmäßigen FTD-Umfrage zeigt.
Die jüngst aufgekeimte Hoffnung auf die Konjunkturwende hat auch ihre Spuren bei den Indexprognosen gelassen: Im Januar erwarteten die Strategen auf Dreimonatssicht beim Dax ein Plus von gut 5 Prozent und beim Stoxx 50 von 6 Prozent. Jetzt prognostizieren sie für den deutschen Index einen Anstieg von 8,3 Prozent und für den europäischen von 7,5 Prozent.
Das Umfrageergebnis deckt sich mit den Einschätzungen führender Investmentbanken. David Bowers, globaler Aktienstratege bei Merrill Lynch, hat am Mittwoch Industriewerte, Energie-Aktien und Grundstoffe zu Lasten der Versorgertitel auf übergewichten hochgestuft. Gary Dugan, Aktienstratege bei JP Morgan Fleming Asset Management, teilt Bowers' Meinung: "Wir empfehlen vor allem zyklische Branchen wie Papier-, Stahl- und Ölwerte." Risiko bestünde dagegen bei Stahl-Aktien wegen der geplanten US-Einfuhrzölle.
Nick Sargen, Chef-Stratege bei JP Morgan Securities, empfiehlt europäischen Anlegern eine Aufstockung des Aktienanteils von 45 auf 50 Prozent. Ab April erwartet er vermehrt angenehme Überraschungen bei Unternehmensgewinnen und positive Signale für die Anleger.
Allianz tanzt aus der Reihe
Von den fünf Top-Kaufempfehlungen im Dax tanzt nur die Allianz als nicht-zyklischer Wert aus der Reihe. Bei Infineon kündigt sich durch höhere Chip-Preise eine Erholung an. Die jüngsten Auslastungsdaten der Deutschen Lufthansa deuten ebenfalls auf eine Erholung hin, denn sie haben sich wieder auf dem Vorjahresniveau eingependelt.
Dax-Favorit Deutsche Bank dürfte die Konjunkturerholung zu spüren bekommen, wenn sich die Kreditnachfrage und -qualität wieder verbessert. Das Kurschart der Allianz erklärt das gute Abschneiden des Versicherers: Der Titel ist derzeit billiger als vor der Einführung der deutschen Steuer- und Rentenreformen. Kurzfristig könnte die Zinsstrukturkurve dem Wert noch zu schaffen machen, aber auf Sicht von zwölf Monaten dürfte der Abstand zwischen den Zinsen am kurzen und langen Ende wieder abnehmen. Kommt die Konjunkturerholung, werden die Zentralbanken mit Zinserhöhungen reagieren. Kommt sie nicht, werden die langfristigen Zinsen zurückgehen.
Die schlechtesten Kurschancen räumen die Strategen dem Dialyse-Experten Fresenius Medical Care ein. Die Reihe von Klagen, die das Unternehmen in den USA noch auszustehen hat und wofür es von Quartal zu Quartal Rückstellungen bildet, schreckt wohl zahlreiche Investoren ab. Ansonsten gilt der Titel relativ zur Branche als attraktiv bewertet, zumal sich das Unternehmen in einem Zukunftsmarkt etabliert hat.
Dauer-Favorit Nokia
Im Stoxx 50 führt der Dauer-Favorit Nokia die Kaufempfehlungen an. Der finnische Telekomausrüster, dessen Aktie auf Marktbewegungen wesentlich empfindlicher als andere reagiert, gilt weiterhin als Branchenprimus. Dafür gehören die Konkurrenten Ericsson und Alcatel nach Ansicht der Strategen zu den künftigen Kursverlierern.
Die Strategen von JP Morgan warnen vor Technologie-Aktien, die noch immer stark überbewertet seien. "Die Investoren unterstellen derzeit ein Gewinnwachstum, das sogar noch höher ist als vor zwei Jahren", sagte Dugan am Mittwoch vor Journalisten in Frankfurt.
Der Unmut über das Doppelmandat von Rolf Hueppi, mittlerweile Ex-Chef des Versicherers Zurich Financial, und die Häufung von Gewinnwarnungen im vergangenen Jahr dürften die Hauptgründe für das schlechte Abschneiden des Titels bei der FTD-Aktienumfrage sein. Der Rücktritt von Hueppi als CEO Ende Februar hat dem Wert kurzfristig Auftrieb gegeben, langfristig fehlt jedoch weiterhin die Perspektive.
FTD-Aktienumfrage: Aktienstrategen gehen bei Zyklikern aufs Ganze
Von Ina Bauer und Ferdinand Knauß, Frankfurt
Zyklische Werte sind im Kommen und verdrängen defensive Titel von den Kauflisten. Technologiewerte wie Infineon, Nokia und Siemens gehören zu den Top-Empfehlungen europäischer Aktienstrategen, wie die aktuelle Runde der regelmäßigen FTD-Umfrage zeigt.
Die jüngst aufgekeimte Hoffnung auf die Konjunkturwende hat auch ihre Spuren bei den Indexprognosen gelassen: Im Januar erwarteten die Strategen auf Dreimonatssicht beim Dax ein Plus von gut 5 Prozent und beim Stoxx 50 von 6 Prozent. Jetzt prognostizieren sie für den deutschen Index einen Anstieg von 8,3 Prozent und für den europäischen von 7,5 Prozent.
Das Umfrageergebnis deckt sich mit den Einschätzungen führender Investmentbanken. David Bowers, globaler Aktienstratege bei Merrill Lynch, hat am Mittwoch Industriewerte, Energie-Aktien und Grundstoffe zu Lasten der Versorgertitel auf übergewichten hochgestuft. Gary Dugan, Aktienstratege bei JP Morgan Fleming Asset Management, teilt Bowers' Meinung: "Wir empfehlen vor allem zyklische Branchen wie Papier-, Stahl- und Ölwerte." Risiko bestünde dagegen bei Stahl-Aktien wegen der geplanten US-Einfuhrzölle.
Nick Sargen, Chef-Stratege bei JP Morgan Securities, empfiehlt europäischen Anlegern eine Aufstockung des Aktienanteils von 45 auf 50 Prozent. Ab April erwartet er vermehrt angenehme Überraschungen bei Unternehmensgewinnen und positive Signale für die Anleger.
Allianz tanzt aus der Reihe
Von den fünf Top-Kaufempfehlungen im Dax tanzt nur die Allianz als nicht-zyklischer Wert aus der Reihe. Bei Infineon kündigt sich durch höhere Chip-Preise eine Erholung an. Die jüngsten Auslastungsdaten der Deutschen Lufthansa deuten ebenfalls auf eine Erholung hin, denn sie haben sich wieder auf dem Vorjahresniveau eingependelt.
Dax-Favorit Deutsche Bank dürfte die Konjunkturerholung zu spüren bekommen, wenn sich die Kreditnachfrage und -qualität wieder verbessert. Das Kurschart der Allianz erklärt das gute Abschneiden des Versicherers: Der Titel ist derzeit billiger als vor der Einführung der deutschen Steuer- und Rentenreformen. Kurzfristig könnte die Zinsstrukturkurve dem Wert noch zu schaffen machen, aber auf Sicht von zwölf Monaten dürfte der Abstand zwischen den Zinsen am kurzen und langen Ende wieder abnehmen. Kommt die Konjunkturerholung, werden die Zentralbanken mit Zinserhöhungen reagieren. Kommt sie nicht, werden die langfristigen Zinsen zurückgehen.
Die schlechtesten Kurschancen räumen die Strategen dem Dialyse-Experten Fresenius Medical Care ein. Die Reihe von Klagen, die das Unternehmen in den USA noch auszustehen hat und wofür es von Quartal zu Quartal Rückstellungen bildet, schreckt wohl zahlreiche Investoren ab. Ansonsten gilt der Titel relativ zur Branche als attraktiv bewertet, zumal sich das Unternehmen in einem Zukunftsmarkt etabliert hat.
Dauer-Favorit Nokia
Im Stoxx 50 führt der Dauer-Favorit Nokia die Kaufempfehlungen an. Der finnische Telekomausrüster, dessen Aktie auf Marktbewegungen wesentlich empfindlicher als andere reagiert, gilt weiterhin als Branchenprimus. Dafür gehören die Konkurrenten Ericsson und Alcatel nach Ansicht der Strategen zu den künftigen Kursverlierern.
Die Strategen von JP Morgan warnen vor Technologie-Aktien, die noch immer stark überbewertet seien. "Die Investoren unterstellen derzeit ein Gewinnwachstum, das sogar noch höher ist als vor zwei Jahren", sagte Dugan am Mittwoch vor Journalisten in Frankfurt.
Der Unmut über das Doppelmandat von Rolf Hueppi, mittlerweile Ex-Chef des Versicherers Zurich Financial, und die Häufung von Gewinnwarnungen im vergangenen Jahr dürften die Hauptgründe für das schlechte Abschneiden des Titels bei der FTD-Aktienumfrage sein. Der Rücktritt von Hueppi als CEO Ende Februar hat dem Wert kurzfristig Auftrieb gegeben, langfristig fehlt jedoch weiterhin die Perspektive.
