Heyde könnte einer der gesuchten Qualitätstitel sein
Aschenputtel hätte es ohne Täubchen nie geschafft, die Linsen von der Asche zu trennen: Die guten kamen ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.
Den Anlegern am Neuen Markt fehlen die Täubchen; sie scheinen sich von allen Aktien trennen zu wollen. Dabei gibt es welche, die ins Töpfchen gehören. Heyde ist ein Kandidat.
In der Spitze stand der IT-Dienstleister und Software-Entwickler im März bei knapp 42 Euro. Anfang November waren es noch 28 Euro; jetzt sind es gerade mal 11 Euro. Dazu mag der Abgang eines Vorstandes, der mittlerweile ersetzt ist, beigetragen haben. Vor allem verärgerten die konservativen Unternehmensprognosen für das nächste Jahr. Die Analysten traten nach und stuften den einstmaligen Börsenliebling herunter. Die Strafe der Anleger erscheint aber übertrieben. Mittlerweile werden die laufenden Gewinne mit dem 41-Fachen bezahlt, der laufende Umsatz mit dem 2,6-Fachen. Dem steht nach wie vor robustes Wachstum gegenüber. Selbst wenn man nur Analystenschätzungen berücksichtigt, die nach Vorlage der Herbstzahlen angepasst wurden, sollen die Gewinne bis 2002 jährlich um rund 43 Prozent ansteigen.
Heyde bleibt ein Qualitätstitel, der bis zum Sommer überbewertet war und jetzt bezahlbar ist. Das Unternehmen wird in diesem Jahr voraussichtlich eine operative Marge von rund 12 Prozent erzielen - trotz der vielen Zukäufe kaum weniger als 1999. Das spricht deutlich für die Qualität des Managements, das alle Übernahmen ausschließlich mit den hoch bewerteten Aktien finanziert hat. Heyde nistet sich mit eigenen Komplettlösungen in stürmisch wachsenden Märkten ein: so bei Software für Online-Banken, Versicherungen und Wertpapierbörsen. Dick im Geschäft sind sie auch bei Logistik-Software. Damit sind höhere Margen zu verdienen als mit bloßer Beratung.
Und wo ist das Haar in des Anlegers Suppe? Unternehmen zu kaufen ist eine Sache, sie zu integrieren eine andere. Diese mühselige Kleinarbeit steht noch aus. Heyde erlöst mit unter 10 Prozent des Gesamtumsatzes zu wenig im Ausland um. Der wichtige US-Markt ist noch ein weißer Fleck. Heyde tanzt auch recht vielen, vielleicht zu vielen Hochzeiten, um überall vorne dabei sein zu können. Trotzdem: Viele Unternehmen am Neuen Markt könnten froh sein, wenn das ihre Probleme wären.
Bis die Tage