Abkopplung von der Wall Street?
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Die Ankündigung des Misstrauensvotums von Kanzler Schröder für den 1. Juli, positiv interpretierte Äußerungen von Fed-Chef Alan Greenspan sowie Berichte über starke Nachfrage im US-Technologiesektor führten in der abgelaufenen Woche zu einer Fortsetzung des Aufwärtstrends am deutschen Aktienmarkt. Seit Jahresanfang konnte der DAX nun bereits mehr als 7% zulegen und liegt damit unter Ausklammerung von Währungseffekten deutlich vor seinen US-amerikanischen Pendants (Dow –2,6% ytd, Nasdaq –4,5% ytd). Insbesondere die noch im Vorjahr zu beobachtende sklavische Abhängigkeit von der Nasdaq lockerte sich im laufenden Jahr deutlich (vgl. obere Grafik).
Neuwahl oder Nasdaq?
Ein Blick auf den aktuellen Rand (untere Grafik) verdeutlicht allerdings, dass trotz der Abkopplung auf Jahresbasis die grundsätzliche Richtung nach wie vor an der Wall Street generiert wird. Trotz des aktuell positiveren Deutschland-Sentiments aufgrund der Perspektiven eines Regierungswechsels im September ist es daher schwer vorstellbar, dass der DAX auch gegen eine im Trend fallende Wall Street deutliche Zugewinne verzeichnet. Notwendige Bedingung für eine Fortsetzung des Kursanstiegs bleiben damit positive Vorgaben der US-Börsen.
Nachlassende Aufwärtsdynamik
Zwar präsentierte sich die Wall Street in den letzten Tagen äußerst robust gegenüber negativen Nachrichten (Rücknahme der US-Wachstumsprognose und gleichzeitige Anhebung der Inflationsschätzung), doch konnten im Gegenzug auch positive Meldungen wie die freundlichen Ausblicke der Technologieschwergewichte Texas Instruments und Intel die Märkte nicht über die Stände der Vorwoche hieven, was dafür spricht, dass nach den signifikanten Anstiegen die Luft allmählich dünner wird.
Risikofaktor Investmentbanken
Mit Blick auf die kommende Woche könnte die Robustheit des Marktes vor weiteren Belastungstests stehen. Der anhaltend hohe Ölpreis wurde zuletzt zwar weitgehend ausgeblendet, doch könnte das OPEC-Treffen (Mi) in Wien diesen Faktor wieder verstärkt in den Blickpunkt rücken.
Im mikroökonomischen Bereich nähert sich die Nachrichtenflaute langsam ihrem Ende. Aufgrund der gebrochenen Geschäftsquartale (30.05.) legen in der nächsten Woche mit Lehman Brothers (Di), Bear Stearns (Mi) und Goldman Sachs (Do) bedeutende Investmentbanken ihre Q2-Berichte vor. Angesichts negativer Äußerungen von JP Morgan und Citigroup bezüglich der Handelsergebnisse wurden die Gewinnschätzungen im Finanzsektor zuletzt deutlich nach unten angepasst, so dass die eigentliche Q2-Berichterstattung sogar über den Erwartungen ausfallen könnte (S&P Financials Q2e: +2%). Stärkeres Gefahrenpotenzial droht allerdings mit Blick auf die ambitionierten Prognosen für das 3. Quartal. Die erwartete Q3-Gewinnsteigerungsrate für den S&P Financials liegt aktuell bei +26% und lässt somit wenig Spielraum für positive Überraschungen. Tendenziell weiter steigende Zinsen am kurzen Ende bei sinkenden Renditen für die 10- jährigen Treasuries haben in den letzten Monaten zu einer deutlich flacheren Renditestrukturkurve geführt und dürften die weiteren Ertragspotenziale im Finanzsektor entsprechend schmälern. Im Falle nur verhaltener Ausblicke seitens der Finanztitel droht demzufolge deutlich negativer Revisionsbedarf hinsichtlich der Schätzungen für das 3. Quartal.
Da gleichzeitig der Anteil der Finanzbranche am Gesamtgewinn des S&P 500 aktuell bei beachtlichen 27% liegt, würden Gewinnenttäuschungen im Finanzsektor auch entsprechend stark auf Gesamtmarktebene wirken. Von der für den S&P 500 prognostizierten Q3-Wachstumsrate von 15,2% lassen sich allein 7 Prozentpunkte auf die erwarteten Steigerungen des Finanzsektors zurückführen. Den Veröffentlichungen der nächsten Woche kommt damit auch richtungsweisende Bedeutung für den Gesamtmarkt zu.
Fortsetzung der relativen Outperformance
Vor dem Hintergrund der weiterhin günstigen fundamentalen Bewertung des deutschen Aktienmarkts (KGV 2006: 10,8) und eines gleichzeitig verbesserten Sentiments gegenüber dem Standort Deutschland im Zuge der Neuwahl-Debatte, erscheint auf Sicht ein weiterer Abbau des Deutschland-Malus und somit eine Fortsetzung der relativen Outperformance wahrscheinlich. Nichtsdestotrotz wächst hinsichtlich des absoluten Kursniveaus aufgrund der weiterhin hohen Abhängigkeit von der Wall Street nach den starken Kursanstiegen der letzten Wochen zunächst die Gefahr einer Konsolidierung.
Quelle: Landesbank Rheinland-Pfalz (boerse-go)
...be invested
Der Einsame Samariter
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Die Ankündigung des Misstrauensvotums von Kanzler Schröder für den 1. Juli, positiv interpretierte Äußerungen von Fed-Chef Alan Greenspan sowie Berichte über starke Nachfrage im US-Technologiesektor führten in der abgelaufenen Woche zu einer Fortsetzung des Aufwärtstrends am deutschen Aktienmarkt. Seit Jahresanfang konnte der DAX nun bereits mehr als 7% zulegen und liegt damit unter Ausklammerung von Währungseffekten deutlich vor seinen US-amerikanischen Pendants (Dow –2,6% ytd, Nasdaq –4,5% ytd). Insbesondere die noch im Vorjahr zu beobachtende sklavische Abhängigkeit von der Nasdaq lockerte sich im laufenden Jahr deutlich (vgl. obere Grafik).
Neuwahl oder Nasdaq?
Ein Blick auf den aktuellen Rand (untere Grafik) verdeutlicht allerdings, dass trotz der Abkopplung auf Jahresbasis die grundsätzliche Richtung nach wie vor an der Wall Street generiert wird. Trotz des aktuell positiveren Deutschland-Sentiments aufgrund der Perspektiven eines Regierungswechsels im September ist es daher schwer vorstellbar, dass der DAX auch gegen eine im Trend fallende Wall Street deutliche Zugewinne verzeichnet. Notwendige Bedingung für eine Fortsetzung des Kursanstiegs bleiben damit positive Vorgaben der US-Börsen.
Nachlassende Aufwärtsdynamik
Zwar präsentierte sich die Wall Street in den letzten Tagen äußerst robust gegenüber negativen Nachrichten (Rücknahme der US-Wachstumsprognose und gleichzeitige Anhebung der Inflationsschätzung), doch konnten im Gegenzug auch positive Meldungen wie die freundlichen Ausblicke der Technologieschwergewichte Texas Instruments und Intel die Märkte nicht über die Stände der Vorwoche hieven, was dafür spricht, dass nach den signifikanten Anstiegen die Luft allmählich dünner wird.
Risikofaktor Investmentbanken
Mit Blick auf die kommende Woche könnte die Robustheit des Marktes vor weiteren Belastungstests stehen. Der anhaltend hohe Ölpreis wurde zuletzt zwar weitgehend ausgeblendet, doch könnte das OPEC-Treffen (Mi) in Wien diesen Faktor wieder verstärkt in den Blickpunkt rücken.
Im mikroökonomischen Bereich nähert sich die Nachrichtenflaute langsam ihrem Ende. Aufgrund der gebrochenen Geschäftsquartale (30.05.) legen in der nächsten Woche mit Lehman Brothers (Di), Bear Stearns (Mi) und Goldman Sachs (Do) bedeutende Investmentbanken ihre Q2-Berichte vor. Angesichts negativer Äußerungen von JP Morgan und Citigroup bezüglich der Handelsergebnisse wurden die Gewinnschätzungen im Finanzsektor zuletzt deutlich nach unten angepasst, so dass die eigentliche Q2-Berichterstattung sogar über den Erwartungen ausfallen könnte (S&P Financials Q2e: +2%). Stärkeres Gefahrenpotenzial droht allerdings mit Blick auf die ambitionierten Prognosen für das 3. Quartal. Die erwartete Q3-Gewinnsteigerungsrate für den S&P Financials liegt aktuell bei +26% und lässt somit wenig Spielraum für positive Überraschungen. Tendenziell weiter steigende Zinsen am kurzen Ende bei sinkenden Renditen für die 10- jährigen Treasuries haben in den letzten Monaten zu einer deutlich flacheren Renditestrukturkurve geführt und dürften die weiteren Ertragspotenziale im Finanzsektor entsprechend schmälern. Im Falle nur verhaltener Ausblicke seitens der Finanztitel droht demzufolge deutlich negativer Revisionsbedarf hinsichtlich der Schätzungen für das 3. Quartal.
Da gleichzeitig der Anteil der Finanzbranche am Gesamtgewinn des S&P 500 aktuell bei beachtlichen 27% liegt, würden Gewinnenttäuschungen im Finanzsektor auch entsprechend stark auf Gesamtmarktebene wirken. Von der für den S&P 500 prognostizierten Q3-Wachstumsrate von 15,2% lassen sich allein 7 Prozentpunkte auf die erwarteten Steigerungen des Finanzsektors zurückführen. Den Veröffentlichungen der nächsten Woche kommt damit auch richtungsweisende Bedeutung für den Gesamtmarkt zu.
Fortsetzung der relativen Outperformance
Vor dem Hintergrund der weiterhin günstigen fundamentalen Bewertung des deutschen Aktienmarkts (KGV 2006: 10,8) und eines gleichzeitig verbesserten Sentiments gegenüber dem Standort Deutschland im Zuge der Neuwahl-Debatte, erscheint auf Sicht ein weiterer Abbau des Deutschland-Malus und somit eine Fortsetzung der relativen Outperformance wahrscheinlich. Nichtsdestotrotz wächst hinsichtlich des absoluten Kursniveaus aufgrund der weiterhin hohen Abhängigkeit von der Wall Street nach den starken Kursanstiegen der letzten Wochen zunächst die Gefahr einer Konsolidierung.
Quelle: Landesbank Rheinland-Pfalz (boerse-go)
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Der Einsame Samariter