HANDELSBLATT, Donnerstag, 04. Mai 2006, 14:23 Uhr |
Die FX Euro-Kolumne - 18. KW 3:0 für den Euro Von Carsten Stern, FXresearch Alle Welt redet über den zu hohen Ölpreis. Befürchtungen, dass es zu einer globalen Rezession kommt, wenn die Entwicklung derart rasant weiter geht, werden laut. Aber auch für den Ölpreis gilt die alte marktwirtschaftliche Grundregel, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. DÜSSELDORF. Ist die Nachfrage größer als das Angebot, steigen die Notierungen - auch beim schwarzen Gold. So gesehen ist der Ölpreis auch ein Ausdruck des starken Wirtschaftswachstums und kein Grund zu großer Sorge. Vermutlich wird dieser den weltweiten Aufschwung nicht deutlich verlangsamen. Das Öl hat sich einfach verteuert, weil sich die Nachfrage nach dem Energieträger im Zuge des Booms erhöht hat. So stiegen die chinesischen Importe im ersten Quartal um mehr als 25 Prozent. Gerade die deutsche Wirtschaft braucht sich wenig Sorgen um den Ölpreis zu machen. Bei hohen Notierungen fließt zwar viel Geld in die Ölförderländer - aber es fließt auch viel Geld zurück. Nach Russland, einem der wichtigsten Ölexporteure, legten die deutschen Ausfuhren allein 2005 um mehr als 15 Prozent zu. In die Opec-Länder kletterten sie um 18 Prozent, seit 2000 insgesamt sogar um über 50 Prozent. Die deutschen Exporte in die Opec-Länder überstiegen im vergangenen Jahr die Importe um sechs Milliarden Euro. Von der höheren Importnachfrage aus dem Nahen Osten profitiert Deutschland als Exportweltmeister in besonderem Maße. Denn die dortigen Länder verwenden ihre Einnahmen, um ihre Ökonomie zu diversifizieren. Das kommt dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau zugute, der in vielen Bereichen Weltmarktführer ist. Die zusätzlichen Öleinnahmen schlagen sich also in der deutschen Exportstatistik nieder, obwohl die Opec-Staaten noch recht sparsam sind. Von den 100 Milliarden Euro, die sie dank der hohen Ölnotierungen im vergangenen Jahr zusätzlich verdienten, gaben sie bislang nur ein Viertel aus. Die verbleibenden 75 Milliarden Euro könnten deutschen Exporteuren eine goldene Zukunft bescheren. Drei Faktoren beflügeln derzeit den Euro gegenüber dem US-Dollar: Erstens deutete Fed-Chef Ben Bernanke ein Ende des US-Zinserhöhungszyklusses an. Zweitens wollen arabische Notenbanken künftig einen Teil ihrer Devisenreserven in Euro halten. Drittens steht Euroland eher am Anfang, die USA dagegen am Ende des Aufschwungs - zumindest sollte sich in Corporate Amerika das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr verlangsamen. Fazit: 3:0 für den Euro! |