Deine Analyse zu Telefonica D. ist oberflächlich gesehen richtig, aber im Telekomsektor hat das KGV eine Aussagekraft von Null. Die KGV´s sind i.d.R. immer sehr hoch, weil die Gesellschaften durch den Aufbau des Netzes und den Erwerb der Lizenzen extrem hohe Abschreibungen haben. Dies führt natürlich zu einer massiven Reduktion des Gewinnausweises und zu einer geringen Steuerquote. Viel wichtiger für die Bewertung der Telcos ist der CashFlow. Und da kommt man auch bei Telefonica D zu einem anderen Ergebnis. Der hat in der Vergangenheit allemal ausgereicht die Dividende zu finanzieren. Die Kennzahl , die man recht gut benutzen kann, ist EBITDA. Diese Zahl liegt bei Telefonica D. bei rd. 2,6 Mrd. Euro; der ausgewiesene Gewinn liegt mit 214 Mio. rd. 12x tiefer. EPS liegt nur bei 0,07 Euro; EBITDA je Aktie bei ca. 85 Cent je Aktie. Ziehen wir dann noch die Zinszahlungen ab, die bei Telefonica ziemlich niedrig sind, bleibt immer noch viel übrig. Der CF je Aktie liegt bei knapp rd. 77 Cent, also 4x so hoch wie die aktuelle Dividende. Selbst der FCF nach Investitionen reicht locker aus die Dividende zu zahlen.
Wenn die Analysten also Recht behalten und die Gewinne zukünftigen wegen des 1&1 - Deals 400 Mio. niedriger liegen, bleibt trotzdem ein EBITDA von 2,2 Mrd. übrig. Der ausgewiesenen Gewinn könnte unter die Nulllinie fallen, die Dividende wäre ab höchstwahrscheinlich immer noch über den Cash Flow finanzierbar. Eine eventuelle Kürzung sollte deshalb , wenn überhaupt, moderat ausfallen.
Was wir sicherlich haben, ist ein Sektorproblem. Wir nutzen immer stärker das Internet, aber erwarten, dass die Preise dafür immer weiter fallen. Eigentlich muss man mehr zahlen wenn die Nachfrage steigt. Aber das Angebot wurde durch immer mehr Wettbewerber künstlich erhöht. Hauptnutznießer sind die Amazons dieser Welt, die von der Infrastruktur profitieren, dafür sorgen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und die Innenstädte zu Dönerwüsten verkommen lassen und gleichzeitig keinen Cent Steuern zahlen . Eigentlich ein unhaltbarer Zustand und eigentlich hätte ich erwartet, dass diejenigen, die das Risiko nehmen und finanzieren, einen entsprechen Return dafür erhalten. Habe da immer noch die Hoffnung, dass das langfristig auch der Fall sein wird. Die Politik ist gefragt. Bis dahin mögen Telcos langweilig sein, aber das Risiko eines Totalausfalls der Dividende sehe ich keineswegs.