OLG Koblenz hält Lars Windhorst für einen Betrüger
"Zeit": Laut Gericht spricht vieles dafür, dass der einstige Unternehmer und Pleitier einen Eingehungsbetrug begangen hat
Hamburg (tom). Der einstige Unternehmer und Pleitier Lars Windhorst, der heute als Beteiligungsmanager für einen Londoner Finanztycoon arbeitet, ist nach Einschätzung des Oberlandesgerichts Koblenz ein Betrüger.
"Es spricht viel dafür, dass der Zeuge Windhorst einen Eingehungsbetrug begangen hat", heißt es in einem Urteil des Gerichtes vom 9. November 2007, das der Wochenzeitung "Die Zeit" vorliegt. Windhorst habe sich "in einer desaströsen finanziellen Situation" befunden, als er 2001 ein Darlehen von 20 Millionen DM von dem Hamburger Unternehmer Ulrich Marseille nahm. Windhorst habe zu dieser Zeit davon ausgehen müssen, dass er zur vollständigen Rückzahlung des Geldes nicht in der Lage sein würde.
Das Urteil wurde allerdings in einem Verfahren gesprochen, das sich nicht gegen früheren Jungstar der New Economy selbst richtete, sondern gegen einen Ex-Mitarbeiter des Bankhauses Warburg in Luxemburg. Marseille beschuldigte den Banker in seiner Klage, Windhorst bei dessen Täuschungsmanövern geholfen zu haben. Marseille konnte aber nicht beweisen, dass der Mann "vorsätzlich einen die Handlung des Zeugen Windhorst fördernden Tatbeitrag geleistet hat", wie das Gericht meint, und unterlag.
"Ich habe mich blenden lassen", wurde Ulrich Marseille jüngst in einem Beitrag des Berliner "Tagesspiegels" zitiert. Windhorst habe damals schon gewusst, dass er das Geld nicht zurückzahlen konnte, "weil er längst pleite war", so der Vorwurf von Marseille, der laut "Tagessspiegel" nicht ruhen will, bis er sein Geld zurückhat.
Gegen Lars Windhorst ermittelt in dieser Sache die Staatsanwaltschaft Berlin. Er selbst hat die Vorwürfe über einen Anwalt als "haltlos" zurückgewiesen. Insgesamt führt die Berliner Behörde drei Ermittlungsverfahren wegen "Betrug", "Insolvenzdelikte" und "Börsenmanipulation" gegen den früheren Rahdener Jungunternehmer. Ob es zur Anklage kommt, sei "völlig offen."
Laut "Tagesspiegel" hat Windhorst insgesamt 60 Gläubiger um rund 78 Millionen Euro gebracht, drei Firmen in die Pleite getrieben und eine Privatinsolvenz hingelegt, die er mit einem Vergleich abschloss. Dadurch sei er wieder schuldenfrei. Seine Gläubiger bekamen rund 1,6 Millionen zurück.
Inzwischen macht Windhorst von seinem Büro in der Berliner Friedrichstraße aus wieder große Geschäfte. Die von ihm geführte Finanzgesellschaft Vatas Holding hat sich mit mehr als 18 Prozent an Air Berlin beteiligt. Mit einem Aktien-Deal im Stil einer "Heuschrecke" soll er für Vatas bei der Hamburger Mobilfunkfirma Freenet in drei Monaten fast 100 Millionen Euro herausgeholt haben. Kurz vor dem Jahreswechsel machte Windhorst Schlagzeilen, nachdem er ein Flugzeugunglück nur knapp überlebt hatte.
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